Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen
Ein Aktivist mit Merz-Maske zerbricht während einer symbolischen Protestaktion von Kabul Luftbrücke und Campact ein Schild mit der Aufschrift "Versprechen".
Ein Aktivist mit Merz-Maske zerbricht während einer symbolischen Protestaktion von Kabul Luftbrücke und Campact ein Schild mit der Aufschrift "Versprechen". Bild: Sebastian Christoph Gollnow/dpa
Deutschland
Aufnahme von Afghanen - Klagen gegen Bundesregierung

Die Bundesregierung will Aufnahmeprogramme für gefährdete Menschen aus Afghanistan nicht fortsetzen. Das sorgt für Protest. Und wird die Justiz beschäftigen.

Berlin.

Mit Klagen gegen das Auswärtige Amt will die Organisation "Kabul Luftbrücke" die Fortsetzung des Bundesaufnahmeprogramms für besonders gefährdete Afghaninnen und Afghanen erzwingen. Eine "erste Welle" mit 26 Verfahren zur Erteilung von Visa sei beim Verwaltungsgericht Berlin eingereicht worden, teilte die Initiative mit. Mit einer Protestaktion zum Weltflüchtlingstag vor dem Auswärtigen Amt unterstrichen Aktivisten ihre Forderung.

Dem Bundesinnenministerium sind die Klagen nach Angaben eines Sprechers noch nicht bekannt. Auch eine Sprecherin des Verwaltungsgerichts konnte den Eingang der Verfahren nicht bestätigen. Den Richtern liegen aber vergleichbare Fälle vor. 

So hat eine Frau, die mit ihrer Familie in Pakistan auf ein Visum wartet, einen Eilantrag und eine Klage eingereicht. Das Auswärtige Amt soll verpflichtet werden, ihnen die nötigen Visa für eine Einreise nach Deutschland zu erteilen. Sie berufen sich auf eine Aufnahmezusage. In dem Fall gibt es voraussichtlich Ende Juni, Anfang Juli eine Entscheidung im Eilverfahren, wie es hieß.

Bundesregierung stoppt Aufnahme 

Nach der Machtübernahme der Taliban im August 2021 wurden verschiedene Aufnahmeverfahren für Menschen aus Afghanistan eingerichtet. Die neue Bundesregierung stoppte die Programme Anfang Mai. Der Koalitionsvertrag von Union und SPD im Bund sehe vor, die Aufnahme zu beenden, soweit dies möglich sei, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums "Wir befinden uns in einer fortgesetzten Prüfung", so der Sprecher. Bis dahin sei die Aufnahme ausgesetzt. Laut Auswärtigem Amt steht die Bundesregierung im Austausch mit den Behörden in Pakistan. 

Kanzleramtsminister Thorsten Frei (CDU) betonte in der ARD, es handele sich um unterschiedliche Programme, bei denen jeweils der Einzelfall geprüft werden müsse. "Im Wesentlichen geht es um ein Bundesaufnahmeprogramm, also von Menschen, die gar keinen unmittelbaren Bezug zu Deutschland haben", so Frei.

Nach Angaben des Auswärtigen Amtes warten derzeit rund 2.400 Menschen in Pakistan darauf, dass sie ein Visum bekommen. Sie hätten ihre Heimat verlassen im Vertrauen auf deutsche Versprechen, erklärte die Sprecherin von "Kabul Luftbrücke", Eva Beyer. Ihnen drohe trotz einer anerkannten Gefährdung die Abschiebung aus Pakistan. Trotz rechtlich bindender Aufnahmeversprechen und verfügbarer Haushaltsmittel sei das Bundesaufnahmeprogramm seit Monaten blockiert.

Betroffen davon sind nach den Angaben beispielsweise Menschen, die sich für Gleichberechtigung und Demokratie eingesetzt haben. Auch Richter, Journalistinnen oder Künstler zählten zu den Betroffenen. 

Aktivsten stehen während einer symbolischen Protestaktion am Weltflüchtlingstag zur Unterstützung mehrerer Klagen von Afghanen gegen die Bundesregierung vor dem Auswärtigen Amt.
Aktivsten stehen während einer symbolischen Protestaktion am Weltflüchtlingstag zur Unterstützung mehrerer Klagen von Afghanen gegen die Bundesregierung vor dem Auswärtigen Amt. Bild: Michael Brandt/dpa

SPD-Bundestragfraktion: Deutschland steht im Wort

Nach einem Bericht des "Stern" drängt die SPD-Bundestagsfraktion auf eine sofortige Einreise der Afghanen mit Aufnahme-Zusagen aus Deutschland. "Bei allen Personen mit bestehenden Aufnahmezusagen steht Deutschland im Wort", sagte der zuständige Berichterstatter, der Bundestagsabgeordnete Hakan Demir, dem Magazin. "Sie müssen kommen dürfen. Sofort. Nicht erst, nachdem sie sich ihr Recht eingeklagt haben."

Die Bundestagsabgeordnete Schahina Gambir von den Grünen sprach von einem Skandal. "Dass die Betroffenen ihr Recht einklagen müssen, zeigt erneut, dass das Rechtsverständnis der unionsgeführten Bundesregierung alarmierend ist", teilte sie mit. 

Wie sich aus der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage von Grünen ergibt, fallen von insgesamt 2.384 afghanischen Staatsangehörigen mit Aufnahmezusage in Pakistan (Stand: 28. Mai) 1.245 Menschen unter das Bundesaufnahmeprogramm. Zudem gibt es 50 Ortskräfte, die mit ihren Familien auf ein Visum warten (insgesamt 297 Personen). Zudem stehen 70 Personen auf einer sogenannten Menschenrechtsliste und 772 zählen zu einem 
Überbrückungsprogramm. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
Das könnte Sie auch interessieren
08.07.2025
4 min.
Was die Abgeordneten von der Masken-Ermittlerin wollen
Jens Spahn im Juni auf dem Weg zum Haushaltsausschuss - nun wird Sonderermittlerin Sudhof befragt. (Archivbild)
Die Sonderermittlerin, die Jens Spahns Maskenbeschaffung untersucht hat, kommt in den Haushaltsausschuss des Bundestags. Worum geht es, was wollen die Abgeordneten von ihr wissen?
05.07.2025
3 min.
Deutlich weniger Asyl-Erstanträge im ersten Halbjahr
Für den Rückgang der Asylbewerberzahlen gibt es eine Reihe von Gründen.
Der Trend verstärkt sich: Weniger Menschen kommen mit einem Schutzbegehren nach Deutschland. Ein Grund dafür ist die neue Lage in Syrien.
07.07.2025
4 min.
Roma sind aus Zwickau abgereist – was haben sie zurückgelassen?
Ein Pizzakarton auf der Wiese in Eckersbach gehört zu den harmloseren Hinterlassenschaften der abgereisten Gruppe.
Früher als angenommen hat die Gruppe ihr Camp aus Wohnwagen und Wohnmobilen aufgelöst. Wer sich nun vor Ort in Eckersbach umschaut, muss aufpassen, wohin er tritt.
Johannes Pöhlandt
11.06.2025
5 min.
Innenministerkonferenz: Sicherheit im Zug und Abschiebungen
Ulrich Mäurer ist Gastgeber für die Innenministerkonferenz.
Bei der Innenministerkonferenz in Bremerhaven geht es um die Bekämpfung von Gewalt im öffentlichen Raum, und um Wetten im Amateursport. Auch Abschiebungen nach Afghanistan sollen besprochen werden.
08.07.2025
3 min.
Nach Trump-Gespräch: Selenskyj will Botschafterin wechseln
Die ukrainische Botschafterin in den USA soll Medienberichten zufolge abgelöst werden. (Archivbild)
Die Lage für die Ukraine ist heikel: Russland greift mit unverminderter Härte an. Gleichzeitig halten die USA Waffen zurück. Nun scheint Selenskyj Trump mit einer Personalie entgegenzukommen.
07.07.2025
5 min.
Bäcker in Sachsen nimmt kein Bargeld mehr an
In dieser Leipziger Filiale der Großbäckerei Steinecke kann aktuell nur noch bargeldlos gezahlt werden.
Der Großbäcker Steinecke akzeptiert jetzt in einer seiner Filialen in Sachsen überhaupt kein Bargeld mehr. Zuvor hatte schon ein Bäcker im Vogtland erklärt, er wolle keine Ein- und Zwei-Cent-Münzen mehr. Wird das jetzt zum Standard - und wie reagieren die Kunden darauf?
Jürgen Becker
Mehr Artikel