Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen
Der Beamtenbund ist strikt gegen die Forderung der neuen Ministerin. (Archivbild)
Der Beamtenbund ist strikt gegen die Forderung der neuen Ministerin. (Archivbild) Bild: Anna Ross/dpa
Deutschland
Bas will Beamte zur Rentenversicherung heranziehen

Eine Reform der gesetzlichen Rente ist überfällig. Die neue Arbeitsministerin Bas will auch Beamte einbeziehen. Der Protest lässt nicht lange auf sich warten.

Berlin.

Zur langfristigen Sicherung der gesetzlichen Rentenversicherung will die neue Arbeits- und Sozialministerin Bärbel Bas künftig auch Beamte einbeziehen. "Wir müssen mehr Leute an der Finanzierung der Rentenversicherung beteiligen", sagte die SPD-Politikerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "In die Rentenversicherung sollten auch Beamte, Abgeordnete und Selbstständige einzahlen. Wir müssen die Einnahmen verbessern." 

Klare Ablehnung des Deutschen Beamtenbundes

Die Linken-Vorsitzende Ines Schwerdtner lobte den Vorstoß ausdrücklich. Dieser entspreche einer Forderung ihrer Partei. "Der Vorschlag ist ein erster Schritt zu einem Rentensystem für alle", sagte Schwerdtner der Deutschen Presse-Agentur. Damit könne das gesetzliche Rentenniveau von heute 48 auf 53 Prozent steigen. "Das ist notwendig, damit alle Menschen im Alter in Würde leben können", sagte Schwerdter. 

Experten sehen es allerdings als Herausforderung, das jetzige Rentenniveau überhaupt zu halten, ohne die Beitragssätze stark anzuheben. Und gegen die Ausweitung der Gruppen, die einzahlen sollen, gibt es großen Widerstand.

Der Deutsche Beamtenbund (dbb) lehnte den Vorstoß von Ministerin Bas umgehend ab. "Einer Zwangs-Einheitsversicherung erteilen wir eine klare Absage", sagte der dbb-Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach der dpa.

Ein Einbeziehen der Beamtinnen und Beamten hätte zur Folge, dass die Dienstherren den Arbeitgeberanteil zur Rentenversicherung zusätzlich zu tragen hätten. Zugleich müssten die Bruttobezüge der Beamtinnen und Beamten im Hinblick auf eine Beitragspflicht angehoben werden, erläuterte Silberbach. "Somit wäre eine Systemumstellung insgesamt mit enormen Kosten verbunden. Woher das Geld dafür gerade jetzt kommen soll, sagt Frau Bas nicht."

Rente für Arbeitnehmer und Pension für Beamte 

Der Altersabsicherung von Arbeitnehmern und Beamten besteht aus zwei eigenständigen Systemen. Arbeitnehmer sind durch die gesetzliche Rentenversicherung abgesichert. Diese wird zunächst einmal durch Beiträge von Arbeitnehmern und Arbeitgebern finanziert. Da diese aber nicht ausreichen, kommen Milliarden-Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt dazu. 

Beamte, Richter, Berufssoldaten und andere Beschäftigte im öffentlichen Dienst erhalten dagegen nach dem Ausscheiden aus dem Dienst eine Pension, die ganz vom Staat finanziert wird. Der Staat trägt auch die Altersentschädigung von Abgeordneten, da für sie während ihrer Zeit im Parlament keine Beiträge an die gesetzliche Rentenversicherung gezahlt werden.

Gesetzliche Rentenversicherung unter Druck

Die gesetzliche Rentenversicherung befindet sich in einer Art Demografie-Falle. Durch die anhaltend niedrigen Geburtenzahlen gibt es immer weniger Beitragszahler. Gleichzeitig steigt die Zahl der Rentenbezieher, weil die geburtenstarken Jahrgänge nach und nach aus dem Berufsleben ausscheiden. 

Schwarz-rote Koalition hat Rentenkommission vereinbart

Union und SPD haben vereinbart, eine Rentenkommission einzusetzen. In ihrem Koalitionsvertrag heißt es: "Wir werden die Alterssicherung für alle Generationen auf verlässliche Füße stellen. Deshalb werden wir das Rentenniveau bei 48 Prozent gesetzlich bis zum Jahr 2031 absichern. Die Mehrausgaben, die sich daraus ergeben, gleichen wir mit Steuermitteln aus."

Dies belastet den Bundeshaushalt allerdings immer stärker. 2022 schoss der Bund 109 Milliarden Euro in die Rentenkasse. 2023 waren es bereits 112,5 Milliarden Euro - rund ein Viertel des gesamten Etats. Tendenz: weiter steigend.

Bas will zügige Einsetzung der Reformkommission

Bas sagte in dem Interview der Funke-Zeitungen, nötig sei vor allem eine gute Wirtschaft- und Arbeitsmarktpolitik. "Je mehr Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind, desto mehr Geld hat man für die Rentenkasse. Auf der anderen Seite wollen wir zügig eine Rentenkommission ins Leben rufen, die Reformvorschläge machen soll."

Bas geht auch von steigenden Lasten für die Beitragszahler aus: "In den kommenden Jahren werden die Rentenbeiträge demografiebedingt leicht steigen. Aber dann sollten auch die Vorschläge der Rentenkommission greifen." (dpa)

 

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
Das könnte Sie auch interessieren
26.04.2025
3 min.
Krankenkassen: Für Reformen nicht auf Kommission warten
Krankenkassen: Für Reformen nicht auf Kommission warten. (Symbolbild)
Die gesetzlichen Krankenkassen geben Lars Klingbeil recht, dass es Reformen gegen die steigende Sozialabgabenlast geben sollte. In einem Punkt widersprechen sie dem SPD-Chef aber.
12.05.2025
4 min.
„567 Millionen ab sofort möglich“: Wenn CDU-Landräte von Ministerpräsident Kretschmer Sachsens Neuverschuldung verlangen
Der eine bekam jetzt Post vom anderen: Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU/links) und Landrat Thomas Hennig (CDU/rechts) hier beim Festumzug zum Tag der Vogtländer in Bad Elster im September 2024.
Bisher schließt die CDU-Landtagsfraktion eine Kreditaufnahme im Landeshaushalt aus - obwohl das Grundgesetz die Chance bietet. Führt ein Hilferuf aus Südwestsachsen nun zum Umdenken?
Tino Moritz
07:52 Uhr
2 min.
Dobrindt verbietet "Königreich Deutschland"
Der Verein habe von seinen Anhängern "ganz erhebliche Vermögenswerte" erlangt, heißt es im Verfassungsschutzbericht für das Jahr 2023. (Archivfoto)
Sie erkennen den Staat nicht an, sind Anhänger von Verschwörungserzählungen und zahlen oft keine Steuern. Die Szene der Reichsbürger war zuletzt gewachsen. Die größte Vereinigung ist jetzt verboten.
01.05.2025
3 min.
Bas vor Top-Posten? - "Entscheide selbst über mein Leben"
Bas hält sich bei Postenvergabe bedeckt. (Archivbild)
Dreieinhalb Jahre war Bärbel Bas Bundestagspräsidentin, nun wird sie für einige Top-Posten gehandelt. Sie lässt sich aber noch nicht in die Karten schauen.
07:41 Uhr
2 min.
US-Verkehrsbehörde hat viele Fragen zu Musks Robotaxi-Plänen
Ein Robotaxi-Fahrzeug ohne Lenkrad und Pedale will Tesla von 2026 an bauen. (Archivbild)
Elon Musk will Ende Juni einen Robotaxi-Dienst von Tesla starten. Doch die zuständige US-Behörde scheint bisher bemerkenswert wenig über das System zu wissen.
12.05.2025
3 min.
Erschütterung in Penig: Zwei Werksschließungen binnen weniger Wochen - Limex macht auch dicht
Limex hat sein Werk in Penig geschlossen, die anderen drei Standorte bleiben erhalten.
Die traditionsreiche Papierfabrik in Penig verliert 120 Arbeitsplätze. Nur wenige Wochen später folgt das Aus für das Baustoffwerk Limex. Der wirtschaftliche Schock in der Stadt ist groß.
Julia Czaja
Mehr Artikel