Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen
Klingbeil äußerte sich bei Vorstellung der Steuerschätzung.
Klingbeil äußerte sich bei Vorstellung der Steuerschätzung. Bild: Christoph Soeder/dpa
Deutschland
Klingbeil: Länder-Entlastungen stehen nicht zur Debatte

Gastrosteuer runter, Pendlerpauschale hoch - doch wer zahlt am Ende? Der Finanzminister bleibt bei seiner Absage an Kompensationen. In den Ländern gehen die Meinungen auseinander.

Berlin.

Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) sieht nach der Steuerschätzung erst recht keinen Grund mehr, Einnahmeausfälle der Länder durch den Bund auszugleichen. "Ich glaube, dass spätestens mit diesen Zahlen diese politische Debatte beendet sein wird", sagte der Vizekanzler mit Blick auf ein bis morgen (Freitag) geplantes Treffen der Länder-Ministerpräsidenten. Klingbeil zog damit die Kritik mehrerer Länder auf sich.

In Mainz wollen die Länder darüber sprechen, wie die Finanzbeziehungen mit dem Bund grundsätzlich neu geregelt werden können. Es müsse künftig sichergestellt werden, dass der Bund Mehrkosten, die durch in Berlin entstandene Gesetze entstehen, trägt, betonte der Ministerpräsident des Gastgeberlandes Rheinland-Pfalz, Alexander Schweitzer (SPD). Aus Sicht der Länder soll das Konnexitätsprinzip gelten: Wer bestellt, bezahlt.

Gastrosteuer und Pendlerpauschale

Konkret steht das zur Debatte bei der von der schwarz-roten Koalition geplanten Mehrwertsteuersenkung für Speisen in der Gastronomie und bei der geplanten Erhöhung der Pendlerpauschale. Beides sind Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag - aktuell beraten darüber Bundestag und Bundesrat. Wegen der dadurch befürchteten Milliardeneinbußen kam von den Ländern teils deutliche Kritik und die Forderung nach Kompensation. 

Klingbeil sieht dafür nach der Steuerschätzung keinen Spielraum: Während der Bund bis 2029 nicht mit zusätzlichen Steuereinnahmen rechnen kann, kommen bei Ländern und Kommunen voraussichtlich 39,1 Milliarden Euro mehr rein. Weder bei der Gastrosteuersenkung noch bei der Pendlerpauschale sieht Klingbeil damit noch Redebedarf bezüglich potenzieller Kompensationen.

Der SPD-Chef betonte, nicht alle Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag seien für ihn "mit großer Leidenschaft" verbunden, er stehe aber zu den Vereinbarungen. Auch Länderchefs hätten bei den Verhandlungen mit am Tisch gesessen. Im Nachhinein nun die Spielregeln zu verändern und eine Kompensation durch den Bund zu fordern, gehe nicht.

Unterschiedliche Meinungen in den Ländern

Schweitzer sieht darin die typische Haltung eines Finanzministers: "Die Berufsauffassung eines guten Finanzministers muss sein, die Taschen zuzunähen", sagte er zum Auftakt des Länder-Treffens. Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt (CDU) forderte: "Wer Beschlüsse fasst, muss auch Verantwortung für die Finanzierung übernehmen." Entlastungen für Pendler und die Gastronomie seien richtig, aber dürften nicht auf Kosten der Länderhaushalte gehen.

Deutlichen Gegenwind bekommt Klingbeil auch aus Hessen. Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) warf dem Vizekanzler eine unkluge Kommunikation vor. "Ich glaube, der Bundesfinanzminister sollte seine Energie lieber darauf verwenden, eine Lösung dafür zu finden, anstatt so etwas herbeizuführen wie ein Drohpotenzial", kritisierte Rhein. Das Motto: "Wenn ihr nicht mitmacht, bekommen die Bürger diese Entlastungen nicht", sei der falsche Weg.

Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer (CDU) betonte, es seien Bundesgesetze gewesen, die viele Milliarden Euro an zusätzlichen Kosten auf die Kommunen abgewälzt hätten. Der Bund stehe in der Verantwortung. "Er muss da helfen", sagte Kretschmer in Mainz.

Söder springt Klingbeil zur Seite

Beistand dagegen bekommt Klingbeil von Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder, der als CSU-Chef den Koalitionsvertrag mit ausgehandelt hat. Der Bund habe von Anfang an gesagt, bei Steuern könne er nicht ausgleichen, sagte Söder. "Deswegen ist es für mich eindeutig, da kann es keine Kompensation geben." Er appellierte an seine Länder-Kollegen, den Reformen zuzustimmen: "Wer nicht will, dass Innenstädte veröden ohne Gastronomie, wer nicht will, dass die Dorfwirtschaft verschwindet, und wer auch nicht will, dass die Pendler benachteiligt werden, gerade im Vergleich zum Deutschlandticket, der muss am Ende zustimmen, und da werde ich sehr dafür werben", sagte er. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
Das könnte Sie auch interessieren
12.11.2025
4 min.
Klingbeil schenkt Merz "Verantwortung für Deutschland"
Ein Gespräch unter Kollegen: Regierungschef Merz und Vizekanzler Klingbeil unterhalten sich auf dem Empfang zu Merz' 70. Geburtstag.
Der 70. Geburtstag sollte eigentlich ein ganz "normaler Arbeitstag" für den Kanzler werden. Dann wurde er aber mit Geschenken überhäuft. Und auf der Party gab es auch eine politische Botschaft.
23.10.2025
6 min.
Steuerschätzung: Keine Entlastung für Klingbeils Haushalte
Klingbeil sieht keine Chance für zusätzliche Wünsche seiner Kabinettskollegen.
Das lief nicht, wie erhofft: Zwar nimmt der Gesamtstaat in den nächsten Jahren wohl etwas mehr Steuern ein. Doch der Bund – und damit Klingbeils Haushalt – profitiert davon nicht.
Magdalena Henkel und Theresa Münch, dpa
07:00 Uhr
6 min.
Beton, Kameras, Verbote: Wie sicher sind Weihnachtsmärkte?
Die deutschen Weihnachtsmärkte werden wie hier in Erfurt mit Pollern und anderen Sperren gesichert.
Betonblöcke, Messerverbote und Videokameras: Die deutschen Weihnachtsmärkte rüsten nach Anschlägen in früheren Jahren massiv auf. Doch der Schutz ist teuer. Und die Besucher sorgen sich trotzdem.
Andreas Rabenstein, Christian Thiele und Simon Kremer, dpa
14.11.2025
5 min.
„Das hat nichts mit Klimaschutz zu tun“: Bürgermeister im Erzgebirge erklärt, warum er ein Problem mit Windrädern hat
Der Jahnsdorfer Bürgermeister Albrecht Spindler lehnt den Windpark ab, verhindern kann er ihn nicht. Im Hintergrund wächst das Windrad der Nachbargemeinde Neukirchen.
Der Leukersdorfer Windpark kommt, wenn auch später als geplant. Bürgermeister Albrecht Spindler erklärt, warum er kein Problem mit erneuerbaren Energien hat – mit den Windrädern im Ort aber schon.
Ulrike Abraham
15.11.2025
6 min.
Der nette Mann live in Leipzig: Warum wir den Grafen und sein Unheilig-Comeback vielleicht noch brauchen werden
 7 Bilder
Der Graf beim Tourneeauftakt der Band Unheilig im Haus Auensee Leipzig.
Deutschlands größte Dunkelschlager-Band ist nach zehn Jahren Pause zurück auf den großen Bühnen, ein Album kommt im März 2026. Was macht Unheilig so anders als andere?
Tim Hofmann
07:00 Uhr
1 min.
Chemnitzer Professor zum fünften Mal unter den meistzitierten der Welt
Prof. Dr. Oliver G. Schmidt forscht und lehrt seit 2022 an der TU Chemnitz.
Die TU Chemnitz stellt erneut einen der einflussreichsten Forscher der Welt. Das ergab ein aktuelles Ranking.
Erik Anke
Mehr Artikel