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Lars Klingbeil spricht erstmals über seine schwere Erkrankung.
Lars Klingbeil spricht erstmals über seine schwere Erkrankung. Bild: Kay Nietfeld/dpa
Deutschland
"Kurz vor der Klippe": Klingbeil spricht über Krebs

Jahrelang wollte er nicht öffentlich darüber reden. Jetzt erzählt der SPD-Chef erstmals, wie eine lebensbedrohliche Situation seine Persönlichkeit und seinen Politikstil geprägt hat.

Berlin.

SPD-Chef Lars Klingbeil hat erstmals öffentlich darüber geredet, wie eine überstandene Krebserkrankung vor elf Jahren sein Leben verändert hat. "Ich hatte Zungenkrebs vom Rauchen und hab' das selbst bei mir entdeckt", verrät der 47-Jährige im "Zeit"-Podcast "Alles gesagt?". Er habe sich damals zur Behandlung in ein Krankenhaus begeben und "sehr großes Glück" gehabt, dass am Ende alles gut gegangen sei. Die Situation präge ihn bis heute. "Man blickt schon anders auf das Leben, wenn man einmal kurz vor der Klippe stand."

Spätzünder beim Rauchen, aber dann 40 Zigaretten am Tag

Klingbeil erzählt in dem mehr als sechsstündigen Gespräch für den Podcast, dass er erst mit etwa 25 angefangen habe zu rauchen und sein Konsum zwischenzeitlich bei 40 Zigaretten am Tag lag. Ein Jahr, nachdem er sich entschieden habe, mit dem Rauchen aufzuhören, habe er ein Karzinom - eine bösartige Gewebeveränderung - unter der Zunge entdeckt und sich entschieden, das untersuchen zu lassen. 

Vor der Operation habe der Arzt ihm gesagt: "Es kann sein, dass du danach wieder total in Ordnung bist, aber dass du nicht mehr sprechen kannst." Ein paar Tage später sei er dann ins Zimmer gekommen und habe gesagt: "Es ist nichts ins Gewebe eingedrungen. Sie haben einen zweiten Geburtstag heute." Durch diesen "sehr entscheidenden Moment" habe sich einiges für ihn relativiert.

"Mir hat das sehr viel Kraft für alles Weitere gegeben"

Dass er diese Situation damals überstanden habe, sei für ihn bis heute in vielen Punkten "einfach eine Erklärung, warum ich so bin, wie ich bin", sagt der SPD-Chef. "Mir hat das sehr viel Kraft für alles Weitere gegeben. Und wenn Leute heute auf mich gucken und sagen: "Warum ruht der so? Warum ist der nicht so aufgeregt? Warum lässt der sich nicht aus der Fassung bringen?", dann hat das sehr viel bei mir damit zu tun, dass ich sage: Da ist gerade ein bisschen Verlängerung, die ich mir selbst erarbeitet habe."

"Sehr große innere Ruhe"

Auf die Frage, wie sich sein Leben als Politiker verändert habe, sagte Klingbeil, er sei durch die Erfahrung vor allem gelassener geworden. Vorher habe er Dinge "sehr viel krampfhafter, zwanghafter" regeln wollen. "Das gibt mir schon eine sehr große innere Ruhe, dass ich diesen Moment in meinem Leben hinter mich gebracht habe und den auch erfolgreich bestanden habe." 

Er habe damals zunächst sein ganzes Leben infrage gestellt. Nach einer Phase des Nachdenkens habe er dadurch aber auch Klarheit gefunden für den Weg, den er gehen wolle. 

Viel Sport, viel Disziplin 

Dass er heute viel Sport mache und sehr diszipliniert sei, habe alles mit der damaligen Erfahrung zu tun, sagt Klingbeil. Nach der Operation sei er fünf Jahren lang immer wieder untersucht worden, bis klar war, dass der Krebs besiegt war. "Das ist dann schon etwas, wo sie dann sehr viel sich mit so einem Thema auseinandersetzen und auch drauf achten: Was kann man tun, damit das nicht irgendwann wieder kommt?" Es habe zwar auch die Momente gegeben, in denen er wieder mal Lust auf eine Zigarette gehabt habe. Er habe aber "Gott sei Dank" der Versuchung widerstanden.

Zungenkrebs extrem selten

Zungenkrebs ist eine Form des sogenannten Mundhöhlenkarzinoms. Diese Art von Tumor kann nach Angaben der darauf spezialisierten Uniklinik Düsseldorf überall in der Mundhöhle auftreten - die Zunge ist dabei vergleichsweise häufig betroffen. Insgesamt handelt es sich bei Zungenkrebs nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums jedoch um eine extrem seltene Krebsart. Rauchen gilt Hauptrisikofaktor für die Erkrankung. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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