Zahlreiche Deutsche verlieben sich am Arbeitsplatz. Das passiert in mittelständischen Firmen genauso wie in der Lokal- oder Bundespolitik. Eine kleine Auswahl.
Es war DIE Meldung am gestrigen Montag: Ex-Wirtschafts- und Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und die künftige Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) sind ein Paar!
Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) bestätigte dies ihr Anwalt, der deutschlandweit bekannte Medienrechtler Christian Schertz. Demnach sind beide "bereits vor geraumer Zeit" eine Beziehung eingegangen. Laut dpa wurde schon früher gemunkelt, dass beide liiert sind.
Guttenberg und seine Ex-Frau Stephanie galten zeitweise als die "deutschen Kennedys". Im Jahr 2023 wurde die Trennung bekanntgegeben. Die steile Karriere des gebürtigen Münchners endete 2011 jäh, als er im Zuge einer Plagiatsaffäre von allen politischen Ämtern zurücktrat.
Inzwischen arbeitet der ehemalige Spitzenpolitiker als Lobbyist, Unternehmensberater und Autor (u.a. "3 Sekunden: Notizen aus der Gegenwart").
Katherina Reiche war unter anderem von 1998 bis 2015 Mitglied des Deutschen Bundestags und im Bundestagswahlkampf 2002 Teil von Edmund Stoibers (CSU) Wahlkampfteam. Als Staatssekretärin arbeitet sie von 2009 bis 2013 im Bundesumweltministerium, zwischen 2013 und 2015 war sie Staatssekretärin beim Bundesverkehrsministerium.
Danach ging es in die Wirtschaft: Zunächst als Hauptgeschäftsführerin beim Verband kommunaler Unternehmen (2015 bis 2019), später wechselte sie zur Innogy Westenergie. Seit Juni 2020 ist sie Vorsitzende des Nationalen Wasserstoffrates der Bundesregierung.
Reiche ist seit 2003 mit dem CDU-Politiker Sven Petke verheiratet. Das Paar hat drei Kinder, lebt getrennt.
Jedoch sind Guttenberg und Reiche keineswegs das einzige Politiker-Paar, immer wieder kommt es zu Liebesbeziehungen unter Volksvertretern.
Paar-Überblick: Diese Politiker koalieren miteinander
Olaf Scholz und Britta Ernst


Der Bundeskanzler, Ex-Arbeits- sowie Finanzminister und seine Frau sind seit 1998 verheiratet. Ernst war von 1997 bis 2011 Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft, später von 2014 bis 2017 Bildungsministerin in Schleswig-Holstein, anschließend von 2017 bis 2023 Bildungsministerin in Brandenburg.
Gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland hielt Ernst es "für vertretbar, wenn Ehepartner oder Lebensgefährten einer gemeinsamen Regierung angehören, sogar wenn ein Teil des Paares diese Regierung führt".
Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine


Ende 2011 wurde öffentlich, dass der frühere saarländische Ministerpräsident sowie Bundesfinanzminister unter Rot-Grün und Wagenknecht ein Paar sind. Zu der Zeit waren beide Teil des Führungspersonals der Linkspartei. Im Jahr 2014 schlossen beide den Bund fürs Leben.
Inzwischen haben beide die Linke verlassen. Während seine Frau mittlerweile Gesicht und Namensgeberin des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) ist, ist Lafontaine Mitglied beim BSW.
Kai Wegner und Katharina Günther-Wünsch


Anfang 2024 bestätigten Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner und Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (beide CDU) ihre Beziehung. Wie auch im Fall von Guttenberg und Reiche wurde Anwalt Schertz aktiv, gab gegenüber der dpa an, dass Wegner und Günther-Wünsch sich im Herbst 2023 entschieden hätten, eine Beziehung einzugehen.
Beide hätten Schertz gebeten, "dieses aus Gründen der Transparenz zu bestätigen, um Klarheit für alle Beteiligten in der professionellen Zusammenarbeit sicherzustellen". Und weiter: "Unabhängig davon, dass eine derartige Konstellation keinen rechtlichen Bestimmungen widerspricht, ist es natürlich selbstverständlich, dass die Beteiligten im Zusammenhang mit ihrer Amtsführung Privates und Berufliches strikt trennen."
Laut dem Magazin Spiegel war Günther-Wünsch die Wunschkandidatin Wegners für die Stelle der Bildungssenatorin. Dadurch stehe die Frage im Raum, ob es Interessenkonflikte gebe und ob bzw. wie diese sich gegebenenfalls auswirken könnten, etwa bei der Aufstellung eines Haushalts.
Katja Meier und Josefine Paul


Sachsens ehemalige Justizministerin Katja Meier und die Flucht- und Familienministerin von NRW, Josefine Paul, (beide Grüne) gaben im vergangenen Jahr bekannt, dass sie heiraten wollen. Das Ja-Wort rückt inzwischen näher. "Die Hochzeitspläne gehen in eine konkretere Phase", so eine Sprecherin von Paul vor wenigen Tagen gegenüber der Rheinischen Post. Sie versprach: "Es dürfte noch in diesem Jahr so weit sein."
In einem Interview mit der Zeitschrift Bunte im letzten Frühjahr erklärte Meier: "Homosexualität muss sichtbar sein, auch auf der Straße." Denn es gebe auch heutzutage noch "bei jungen Schwulen und Lesben Probleme mit der Familie und Mobbing in der Schule".
Sven Lehmann und Arndt Klocke
Die beiden Grünen-Politiker sind seit 2024 verheiratet. "Seit 20 Jahren sagen wir jeden Tag ‚Ja‘ zueinander. Nun auch auf dem Standesamt", teilten sie nach der Hochzeit in Berlin mit.
Klocke ist Mitglied des NRW-Landtages, war Partei- und Fraktionsvorsitzender der NRW-Grünen. Lehmann ist Bundestagsabgeordneter, Staatssekretär im Bundesfamilienministerium und sogenannter Queer-Beauftragter der Bundesregierung. Beide leben zusammen in Köln und Berlin.


Mario Pecher und Kerstin Nicolaus
Während im Bund derzeit die schwarz-rote Koalition die letzten Hürden nehmen muss, ist sie in Zwickau seit 2014 besiegelt: Damals gaben sich der frühere SPD-Landtagsabgeordnete Mario Pecher und die nach wie vor im sächsischen Landtag sitzende Kerstin Nicolaus (CDU) das Eheversprechen.
Für Pecher ging 2019 die Zeit im Dresdner Landesparlament zu Ende. Seine Partei hatte ihn damals für den wenig aussichtsreichen Listenplatz 14 vorgesehen - um den es dann auch noch eine Kampfabstimmung gab, die er verlor. "Natürlich ist das Bestandteil der Demokratie. Aber ich fühlte mich schon etwas abgeschoben und hinausgeworfen", so Pecher im Gespräch mit der "Freien Presse".
Anders das Bild bei seiner Ehefrau: CDU-Politikerin Nicolaus gewann ihren Wahlkreis im vergangenen Herbst zum sechsten Mal in Folge. Übermäßige Freude darüber blieb am Wahlabend jedoch aus: "Drei aus unserem Kreisverband haben es nicht geschafft, deshalb kann ich mich nicht richtig freuen."


Kay-Uwe und Juliane Klepzig
Eine SPD-Politikerin und ein AfD-Mann: Kann das gut gehen? In Meerane offenbar schon. Juliane Klepzig ist Vorsitzende des Meeraner SPD-Ortsvereins, ihr Ehemann engagiert sich derweil bei der AfD.
Die Gymnasiallehrerin und der selbstständige Unternehmer lernten sich 2011 in Berlin kennen. Inzwischen hat das Paar mehrere Kinder. Im Jahr 2014 ging er zur AfD: "Bis dahin war ich der klassische CDU- und FDP-Wähler", so Klepzig gegenüber unserer Redaktion. In der blauen Partei beschäftigt er sich vor allem mit Bundesthemen.
Das Engagement ihres Mannes hatte jedoch Folgen. Freunde wendeten sich ab. Andere melden sich immer weniger. "Es ist stiller um mich geworden. Die Wut, dass er uns das zumutet, hat sich in Energie umgewandelt", lässt Juliane Klepzig wissen. Als Antwort auf den Einsatz ihres Mannes ging sie zur SPD: "Ich will zeigen, dass ich eine eigene Meinung habe und nicht als Frau des AfD-Politikers gesehen werde." Und: "Damit wird sichtbar: Ich trage die politischen Ansichten meines Mannes nicht mit."
Politische Diskussionen zwischen den Eheleuten gibt es nicht öffentlich, nur im Privaten. Wichtig dabei: gegenseitiger Respekt. Für Kay-Uwe Klepzig sei es wertvoll, auch unterschiedliche Meinungen zu hören. Sein Fazit: "Man heiratet doch einen Menschen, keine Partei und keinen Beruf."


So viele Deutsche verlieben sich am Arbeitsplatz
Übrigens: Dass sich Liebesbeziehungen unter Politikern entwickeln, ist keineswegs verwunderlich. Laut einer Studie des Unternehmens Viking und des Meinungsforschungsinstituts One Poll aus dem Jahr 2018 hat fast jeder zweite Deutsche schon mal eine Liebesbeziehung am Arbeitsplatz. Wenig überraschend, verbringt man doch einen großen Teil des Tages im Job.
Demnach gaben 26 Prozent der insgesamt 1000 Befragten an, dass ihre Romanze innerhalb des Büros angefangen habe. Auf Unternehmensfeiern entwickelten sich bei 17 Prozent Gefühle für den Kollegen und bei zwölf Prozent auf Geschäftsreisen. 45 Prozent begannen eine Liebesbeziehung mit einem Kollegen aus dem eigenen Team und 33 Prozent mit einem Mitarbeiter aus einer anderen Abteilung. (phy)