Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen
Friedrich Merz strebt Änderungen im Staatsangehörigkeitsrecht an.
Friedrich Merz strebt Änderungen im Staatsangehörigkeitsrecht an. Bild: Michael Kappeler/dpa
Deutschland

Merz will straffällige Doppelstaatler ausbürgern

Wer sich einer Terrorvereinigung anschließt, kann den deutschen Pass verlieren - vorausgesetzt er hat noch eine weitere Staatsangehörigkeit. CDU-Chef Merz kann sich das auch für Straftäter vorstellen.

Berlin.

Mit einem Vorschlag für eine Reform des Staatsangehörigkeitsrechts hat der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz führende Vertreter von Grünen und SPD gegen sich aufgebracht. "Friedrich Merz spielt bewusst mit dem rechtspopulistischen Feuer und ist als Kanzler aller Deutschen nicht geeignet", sagte SPD-Chefin Saskia Esken dem "Stern". 

Der Kanzlerkandidat der Union hatte in einem Interview der "Welt am Sonntag" gesagt, die von der Ampel-Koalition beschlossene doppelte Staatsbürgerschaft sollte nicht der Regelfall sein, sondern künftig wieder auf begründete Ausnahmefälle beschränkt werden. Merz führte weiter aus: "Wir holen uns damit zusätzliche Probleme ins Land." Und: "Es müsste wenigstens auf der gleichen Ebene eine Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft möglich sein, wenn wir erkennen, dass wir bei straffällig werdenden Personen einen Fehler gemacht haben." 

Merz spiele "mit dem rechtspopulistischen Feuer", meint die SPD-Vorsitzende Saskia Esken. (Archivbild)
Merz spiele "mit dem rechtspopulistischen Feuer", meint die SPD-Vorsitzende Saskia Esken. (Archivbild) Bild: Jan-Philipp Strobel/dpa

Zweiklassengesellschaft bei der Staatsbürgerschaft?

Diese Forderungen würden aus Eingebürgerten "Bürger zweiter Klasse machen", kritisierte Esken. Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, sieht das ähnlich. Im Netzwerk LinkedIn schrieb er, dieser Vorschlag sei ein "Dammbruch" und "würde zu einer Zweiklassengesellschaft bei der Staatsbürgerschaft führen". Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte der "Rheinischen Post": "Die Union setzt offenbar auf Populismus und ignoriert die Fakten."

Der Grünen-Vorsitzende Felix Banaszak sagte: "Eine Staatsbürgerschaft auf Abruf darf es für niemanden geben." Die Union solle auch im Wahlkampf nicht den Eindruck erwecken, "dass sie an so grundlegenden Säulen unseres Rechts sägen will".

Seit einer Gesetzesreform vom Juni müssen Menschen, die Deutsche werden, ihre bisherige Staatsangehörigkeit dafür nicht mehr aufgeben. (Symbolfoto)
Seit einer Gesetzesreform vom Juni müssen Menschen, die Deutsche werden, ihre bisherige Staatsangehörigkeit dafür nicht mehr aufgeben. (Symbolfoto) Bild: Fernando Gutierrez-Juarez/dpa

Im vergangenen Juni war die von der Ampel-Koalition beschlossene Reform des Staatsangehörigkeitsrechts in Kraft getreten. Danach können Menschen, die in Deutschland arbeiten und gut integriert sind, schon nach fünf statt wie bisher acht Jahren deutsche Staatsangehörige werden. Sie brauchen ihre bisherige Staatsangehörigkeit dafür nicht mehr aufzugeben. Besonders gut integrierte Ausländer können bereits nach drei Jahren eingebürgert werden. Zugleich wurden die Anforderungen für das Bekenntnis zur freiheitlichen demokratischen Grundordnung verschärft. 

Die Zahl der Menschen, die durch Einbürgerung Deutsche wurden, war 2023 mit rund 194.000 Einbürgerungen so hoch wie noch nie. Dass dieser Trend 2024 dann noch zugenommen hat, liegt daran, dass viele Syrer und andere Ausländer, die in den Jahren 2015 und 2016 nach Deutschland gekommen waren, inzwischen die Voraussetzungen für eine Einbürgerung erfüllen. Ein weiterer Faktor ist das neue Staatsangehörigkeitsgesetz. 

In dem Interview war Merz nach möglichen Konsequenzen aus dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg gefragt worden. Kurz vor Weihnachten war ein 50-jähriger Mann aus Saudi-Arabien mit einem Auto über den Markt gerast. Bislang sind sechs Menschen gestorben, ein neunjähriger Junge sowie fünf Frauen im Alter von 45 bis 75 Jahren. Zudem gab es knapp 300 Verletzte.

"Uns geht es darum, eine Ausweitung der Tatbestände für den Verlust der deutschen Staatsbürgerschaft bei Personen mit doppelter Staatsangehörigkeit zu prüfen, die mehrfach schwer straffällig geworden sind und damit eine Gefahr für die Sicherheit in unserem Land darstellen", sagte ein CDU-Sprecher auf Nachfrage. Das sei auch Thema des Interviews gewesen. Es gehe Merz und der CDU "nicht um Menschen, die zwei Pässe haben und seit Jahren friedlich in unserem Land leben". 

Deutschland entlässt niemanden in die Staatenlosigkeit

Die schwarz-rote Koalition hatte 2019 die Frist für die Rücknahme von rechtswidrigen Einbürgerungen von fünf auf zehn Jahre verlängert. Das betrifft Menschen, die falsche Angaben zu ihrer Identität gemacht haben. 

Zwei Terror-Kämpfer ausgebürgert

Den deutschen Pass kann seit der Reform von 2019 auch verlieren, wer im Ausland für eine terroristische Vereinigung an Kampfhandlungen teilnimmt. Das ist seither nach Auskunft des Bundesinnenministeriums in zwei Fällen geschehen. 

Bereits vor der damaligen Reform sah das Staatsangehörigkeitsgesetz den Verlust der deutschen Staatsangehörigkeit vor, wenn ein Deutscher, der noch eine weitere Staatsbürgerschaft hat, ohne Genehmigung der deutschen Behörden freiwillig in die Streitkräfte eines anderen Staates eintritt. Grundsätzlich ist der Entzug der deutschen Staatsbürgerschaft nur bei Menschen möglich, die noch Staatsbürger eines anderen Landes sind. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
Das könnte Sie auch interessieren
07:58 Uhr
1 min.
Sperrung nach tödlichem Unfall nahe der A 72 in Hartmannsdorf
Der Unfall ereignete sich in den frühen Morgenstunden. Die Polizei ermittelt vor Ort.
Der Unfall ereignete sich am frühen Morgen. Die S 242 in Hartmannsdorf ist gesperrt.
Julia Grunwald
06:21 Uhr
2 min.
Unfall auf A4-Zubringer bei St. Egidien: Laster mit tausenden Zeitschriften liegt auf der Straße „Am Viadukt“
Der Laster liegt auf den beiden Spuren der Straße „Am Viadukt“ zwischen Lichtenstein und St. Egidien.
Die Feuerwehr ist mit 20 Helfern im Einsatz. Sie wurden gegen 2.45 Uhr alarmiert. Autofahrer müssen sich auch am Montagmorgen auf Behinderungen im Berufsverkehr einstellen. Was bisher bekannt ist.
Holger Frenzel, Andreas Kretschel
08:00 Uhr
2 min.
Mittweidaer Leichtathleten überzeugen auch im neuen Jahr
Die LG-Athleten machten auch außerhalb Sachsens eine gute Figur.
Die Aktiven der LG Mittweida haben in Magdeburg und Cottbus Medaillen gesammelt. Aber nicht alle waren zufrieden.
Eric Baumann
15:25 Uhr
5 min.
Biker aus dem Erzgebirge vermissen das alte Flair des Augustusburger Wintertreffens
Obwohl er das alte Flair vermisste, kam Chris Loske (3. von rechts) auch diesmal wieder mit vielen Bikern ins Gespräch.
Das Kult-Event auf dem Schloss hat am Samstag rund 600 Motorradfahrer und 2800 Besucher angelockt. Im Gegensatz zum Veranstalter schauten viele Gäste weniger zufrieden drein.
Andreas Bauer
07.01.2025
3 min.
Innenministerium: Straftäter-Ausbürgerung verfassungswidrig
Das Bundesinnenministerium verweist auf den hohen Schutzgehalt von Artikel 16 Absatz 1 des Grundgesetzes. (Symbolbild)
Merz kann sich vorstellen, straffälligen Doppelstaatlern die deutsche Staatsbürgerschaft abzuerkennen. Das Bundesinnenministerium hat verfassungsrechtliche Bedenken gegen den Vorschlag des CDU-Chefs.
11.01.2025
5 min.
Merz erwartet bei Wahlsieg rasche positive Stimmungswende
Die CDU justiert ihre zentralen Themen im Wahlkampf: Wirtschaft und innere Sicherheit. Auf eine mögliche Politikwende in den USA blickt der Kanzlerkandidat gelassen. Ziehen die Umfragewerte jetzt an?
Die CDU justiert ihre zentralen Themen für die heiße Wahlkampfphase: Wirtschaft und innere Sicherheit. Ziehen die Umfragewerte jetzt an?
Jörg Blank und Sascha Meyer (Text) und Marcus Brandt (Foto), dpa
Mehr Artikel