Keller oder Dachgeschoss? Drohen Starkregen, eine Explosion oder ein Chemieunfall? Selbst ein Krieg scheint nicht mehr so ausgeschlossen wie noch vor einigen Jahren. Es gibt einen neuen Ratgeber mit Verhaltenstipps dazu - und der boomt.
Sturmfluten, Chemieunfälle, Explosionen: Im besten Fall bleibt man davon verschont. Für den Fall der Fälle sollte man aber gewappnet sein und wissen, an welchem Ort man in solchen Situationen am sichersten ist. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) gibt in einem aktuell überarbeiteten Ratgeber „Vorsorgen für Krisen und Katastrophen“ Tipps, wie man sich auf Stromausfälle, Desinformation und andere Krisen vorbereiten sollte. Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU): „Die Nachfrage ist enorm, ohne jede Empörung. Die Menschen wollen wissen, wie sie sich vorbereiten.“
Das ist bei Rauch und bei Gasaustritt zu tun
Wie bisher schon enthält die neue Broschüre, die es online und in Papierform gibt, Hinweise zur Bewältigung von Stromausfällen oder Überflutungen. Neu hinzugekommen sind aber Hinweise zum Erkennen von Desinformation oder dem richtigen Verhalten bei Explosionen. Treten draußen zum Beispiel Gase oder Dämpfe aus, rät die Behörde, nach drinnen zu gehen. Jeder sollte dann Fenster und Türen schließen und abdichten sowie etwaige Lüftungen ausschalten. Am sichersten sind laut BBK übrigens die oberen Stockwerke im Haus. Denn die meisten Gase sind schwerer als Luft und sammeln sich am Boden. Es ist gerade kein Gebäude in Reichweite? Dann können Sie in Ihrem Auto Schutz suchen. Stellen Sie auch dort Belüftung und Klimaanlage ab.
Raus aus dem Keller - oder rein?
Auch bei Hochwasser, Starkregen, Sturz- oder Sturmfluten bieten höhere Stockwerke den besten Schutz, so das BBK. Auf keinen Fall sollte man in einem solchen Fall in Tiefgaragen, U-Bahn-Stationen oder Unterführungen Zuflucht suchen. Oder in den Keller gehen. Wird der geflutet, lässt sich die Tür nicht mehr von innen öffnen. Und das heißt: Lebensgefahr.
Wo ist es am sichersten?
Anders sieht eine möglichst sichere Wahl des Raumes bei drohenden Explosionen draußen aus: Dann gilt laut BBK: „so tief wie möglich, weg von Fenstern und Glasflächen“ gehen – und Schutz in fensterlosen Kellern, Tiefgaragen, U-Bahn-Stationen oder innen liegenden Räumen suchen. Dicke Mauern und Erde schützen besser vor Strahlung, Druckwellen und herumfliegenden Trümmern.
Die Zwei-Wände-Regel befolgen
Zwei Wände sind bei Explosionen sicherer als eine: Das ist die Zwei-Wände-Regel, die jeder bei drohenden Explosionen beachten sollte. Das heißt, für einen guten Schutz sollten mindestens zwei Wände zwischen einem selbst und dem Außenbereich liegen. „Wenn die erste Wand, also die Außenwand eines Gebäudes, durch eine Explosion beschädigt wird, kann Sie die zweite Wand vor eindringenden Splittern und Trümmern schützen“, schreibt das BBK. „Je abgeschirmter der Raum im Gebäudeinneren liegt, desto besser.“ Geeignet als Schutzorte bei drohenden Explosionen sind neben Kellern also oft Treppenhäuser, Bäder oder Flure. Meiden sollten Sie das Dachgeschoss. „Ein Dach bietet wenig Schutz vor Druckwellen und umherfliegenden Glassplittern oder Trümmern.“ Auch Aufzüge sollte man dann auf keinen Fall nutzen.
Notvorräte anlegen
Wenn etwas passiert, ist es besser, vorbereitet zu sein. So rät das Bundesamt zum Beispiel auch, einen Vorrat mit Lebensmitteln und Wasser für mindestens drei, besser zehn Tage anlegen. „Haltbare Nahrungsmittel wählen, die nicht gekühlt und nicht gekocht werden müssen - oder sich auch mit dem Campingkocher erhitzen ließen“, erklärt die Behörde. Pro Person und Tag sollte man demnach zwei Liter Wasser zuhause haben, davon sind 0,5 Liter zum Kochen gedacht. Auch wichtige Medikamente und Material zur Wundversorgung sollte man zu Hause haben.
Das bedeuten die Sirenen
Die Bürger sollten sich zudem informieren, wie die Behörden vor Gefahren warnen. So gibt es zum Beispiel die Warn-App Nina, die direkt über das Handy Alarm schlägt. Aber auch über das Radio und Siren wird die Bevölkerung im Notfall gewarnt. Wenn öffentliche Sirenen eine Minute lang mit einem auf- und abschwellenden Ton schrillen, bedeutet das Gefahr. Ein gleichmäßiger Dauerton von einer Minute heißt Entwarnung. Weil bei großflächigen Stromausfällen, etwa wegen eines Cyberangriffs, Sturms oder wegen Sabotage, auch der Mobilfunk oder das Internet zusammenbrechen können, sollte man wichtige Nummern und Straßenkarten auch auf Papier griffberiet haben. Vorher zu wissen, wo die nächste Polizeiwache oder das nächste Krankenhaus ist, ist sinnvoll. Eine Powerbank zum Aufladen elektrischer Geräte wie Handy oder Laptop sollt jeder daheim haben. Über Autoradios oder batteriebetriebene oder Kurbelradios kann man sich informieren.
Warnung vor Falschinformationen
Zugleich warnt die Behörde vor gezielte Falschinformationen (Desinformation) im Katastrophen- oder Ernstfall. Ein Blick auf den Urheber lohne immer, so das Amt. Wer hat ein Video, Bild oder eine Nachricht zuerst veröffentlicht? War es eine seriöse Nachrichtenquelle? Ein Klarname kann ein Indiz für Echtheit sein oder auf einer Website ein vollständiges Impressum mit Anschrift. Und finden sich online ähnliche Berichte von vertrauenswürdigen Quellen?
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt erklärte, für Bevölkerungsschutz seien zehn Milliarden Euro an öffentlichem Geld bis 2029 vorgesehen - für Ausrüstung, Fahrzeuge, Gebäude, Ausstattung und Fortbildung. Der CSU-Politiker sieht aber auch die Menschen im Land in der Pflicht. „Vorsorge betrifft aber jeden Einzelnen zuhause: kluge Vorbereitung kann Leben retten“, sagte er. (juerg/dpa)
Der neue Ratgeber des Amtes für Bevölkerungs- und Katstrophenschutz kann hier abgerufen werden. (juerg/dpa)







