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Der NSU-Komplex


Nationalsozialistischer Untergrund: Zehn Jahre nach dem Auffliegen

Seit 1998 agierte der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) in Deutschland. Bevor er 2011 aufflog, ermordeten die NSU-Terroristen zehn Menschen und verletzten durch Anschläge und Überfälle viele weitere. Die Taten waren rassistisch motiviert. Zehn Jahre danach sind noch immer einige Fragen offen. Das Spezial fasst Hintergründe und aktuelle Geschehnisse zum NSU-Komplex zusammen.


8 min.
10 Jahre nach Auffliegen des NSU: Wie weit geht die Staatsverstrickung?
In Zwickau riss man das Haus Frühlingsstraße 26 ab. Nicht um Gras über den NSU-Komplex wachsen zu lassen, sondern um die Gefahr von Neonazi-Wallfahrten zu bannen. Zur Zeit der Ermittlungen fuhren Szeneangehörige bereits mehrfach in Zwickau-Weißenborn vor.
Fünf Jahre Strafprozess, ein Jahrzehnt Recherche. Doch zum NSU-Terror gibt es noch immer offene Fragen: vor allem nach Verstrickung der Geheimdienste. Trotz gebrochener Versprechen, lückenlos aufzuklären, trotz allen Leides - bei einem der Täter haben Witwe und Töchter eines der Opfer versucht zu vergeben.
Jens Eumann
Deutschland
6 min.
Der NSU - Ein Überblick zehn Jahre nach der Enttarnung
Das Kerntrio des NSU: Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt (l.) und Uwe Mundlos.
Am 4. November 2011 flog der NSU auf. Doch welche Personen standen hinter der neonazistischen Gruppe? Wer waren die Opfer? Und was kam nach der Enttarnung zum Vorschein? Die wichtigsten Informationen kompakt.
Jens Eumann und Kirsten Erlebach

Aktuelle Artikel zum NSU

Chemnitz
6 min.
Zschäpe packt aus: Uwe Mundlos und seine Adolf-Hitler-Muse in der Schweiz
Im Münchner Prozess von 2013 bis 2018 schwieg sich Beate Zschäpe weitgehend aus, beantwortete Fragen nur schriftlich. Doch in ihrer Chemnitzer Haft hat die Rechtsterroristin inzwischen viele Fragen von BKA-Beamten beantwortet.
In ihrer Haft in Chemnitz wurde die Rechtsterroristin Beate Zschäpe fünf Tage lang von BKA-Beamten vernommen. In den Verhören lieferte sie zum Teil Unerhörtes und anderes, mit dem sie die Bundesanwaltschaft gegen Kritik verteidigt.
Jens Eumann
Chemnitz
7 min.
Mit 20 gegen 2: Wer ist die rechtsextremistische Gruppe „Chemnitz Revolte“?
Die „Chemnitz Revolte“ schloss sich am 18. Januar der Demonstration der „Freien Sachsen“ gegen die Eröffnung des Kulturhauptstadtjahres an.
„Wir kriegen Euch alle“, skandiert eine Gruppe Rechtsextremisten unterm Banner „Chemnitz Revolte“. Sie protestieren gegen das Gedenken für einen vor 25 Jahren totgeschlagenen Punk. Messer mögen sie nicht. Doch greifen sie Opfer schon mal in zahlenmäßiger Übermacht an.
Jens Eumann
Chemnitz
3 min.
Chef von Rechtsrock-Label aus Chemnitz gehört zu den Toten des Unfalls von Hartmannsdorf
Am Montagmorgen ereignete sich nahe der A72 bei Hartmannsdorf ein schwerer Verkehrsunfall. Aus bisher unbekannter Ursache kollidierten zwei Autos frontal miteinander. Beide Fahrer starben.
Ehemaliger PC-Records-Chef trauert um den Mann, dem er 2014 nach mehreren Volksverhetzungsverurteilungen gegen ihn selbst, sein Rechtsrock-Label übertrug. Der Rechtsextremist kam offenbar nach links von der Fahrbahn ab und kollidierte frontal mit dem Gegenverkehr.
Jens Eumann

Zehn Jahre NSU-Enttarnung

3 min.
Der Verfassungsschützer Andreas Temme, der vom NSU-Tatort verschwand
Andreas Temme - ehemals hessischerVerfassungsschützerund Combat-Schütze
Der Geheimdienstler war bei einem Mord vor Ort und meint, nichts bemerkt zu haben
3 min.
Der V-Mann Marcel D.: Mit seinen Warnungen begannen die NSU-Morde
Marcel D. - V-Mann des Thüringer Verfassungsschutzes und Kontakt zu NSU-Helfern in Sachsen
Marcel D. in Gera hielt Kontakt zur Unterstützerszene
Zwickau
7 min.
Die Schatten der NSU-Täter: Das geschah am 4. November 2011 in Zwickau
Das zerstörte Gebäude drei Tage nach der Explosion. Einsatzkräfte haben das Haus gesichert, damit die Ermittler arbeiten können.
Was ist in der Frühlingsstraße 26 vor zehn Jahren genau passiert? Wie ist Beate Zschäpe nach der Explosion geflohen? Eine Rekonstruktion.
Michael Stellner
3 min.
Ralf Marschner und der rosarote "Staatsfeind"
Ralf Marschner - Ex-V-Mann desBundesamtes fürVerfassungsschutz
Musste der V-Mann 2007 weg, weil er zu nah dran war?
3 min.
Akten-Schreddern beim Verfassungsschutz: Die Rolle von "Lothar Lingen" im NSU-Fall
Lothar Lingen - Referatsleiter Beschaffung im Bundesamt für Verfassungsschutz
Ließ Akten vernichten und lenkte die Spur auf andere
2 min.
Jörg-Peter Nocken, die Informationslecks beim Verfassungsschutz und die NSU-Verbindung
Jörg-PeterNocken - Ehemals Vizechef des Verfassungsschutzes in Thüringen
Informationslecks zu Nazis sabotierten NSU-Fahndung
7 min.
Lars Franke: Chemnitzer AfD-Stadtrat mit Kontakten zum NSU-Trio
"Liberal, konservativ, patriotisch", so verortet sich Unternehmer Lars Franke selbst im politischen Spektrum. Seit 2019 gehört er für die AfD dem Chemnitzer Stadtrat an.
Gut 100 Namen umfasste die umfangreichste Liste der Ermittler über Personen mit nachgewiesenen Kontakten zu Tätern oder Beschuldigten in Sachen NSU. Darunter zahlreiche Chemnitzer. Einer von ihnen gehört heute für die AfD dem Stadtrat an, ist Mitglied im Migrationsbeirat und im Strategieausschuss Kulturhauptstadt 2025.
Michael Müller
8 min.
10 Jahre nach Auffliegen des NSU: Wie weit geht die Staatsverstrickung?
In Zwickau riss man das Haus Frühlingsstraße 26 ab. Nicht um Gras über den NSU-Komplex wachsen zu lassen, sondern um die Gefahr von Neonazi-Wallfahrten zu bannen. Zur Zeit der Ermittlungen fuhren Szeneangehörige bereits mehrfach in Zwickau-Weißenborn vor.
Fünf Jahre Strafprozess, ein Jahrzehnt Recherche. Doch zum NSU-Terror gibt es noch immer offene Fragen: vor allem nach Verstrickung der Geheimdienste. Trotz gebrochener Versprechen, lückenlos aufzuklären, trotz allen Leides - bei einem der Täter haben Witwe und Töchter eines der Opfer versucht zu vergeben.
Jens Eumann

Rückblick und Einblick in den Komplex

NSU-Mitglied Beate Zschäpe

München
8 min.
Zschäpes Welt
Erstmals drehte Zschäpe den Fotografen nicht den Rücken zu, doch "offenes Visier" hieß das nicht.
Die Erwartungen an den Prozesstag im NSU-Verfahren waren groß. Würde die schweigsame Angeklagte ihr Visier öffnen? Was folgte, war großes Kopfschütteln.
Jens Eumann (mit dpa)
4 min.
Beate Zschäpe, die "liebe, gute Nachbarin"
Nachbar aus dem letzten Unterschlupf des Terror-Trios lernte die Angeklagte als zuckersüße "Dienelt-Maus" kennen. Hitler-Kult gab's beim Bier im Keller.
München/​Chemnitz
9 min.
Die Wandlung der Beate Zschäpe
Seit dem Sommer wirkt Beate Zschäpe nicht mehr souverän. Zweifel an der Strategie des Schweigens?
Seit Jahren schweigt Beate Zschäpe. Jetzt will sich die NSU-Angeklagte erklären. Laut Anklage ist das einst anlehnungsbedürftige Mädchen längst Virtuosin der Manipulation. Was darf man also von ihrer Erklärung erwarten?
Jens Eumann
München
3 min.
Lebenslang für Beate Zschäpe
Bleibt für viele Jahre hinter Gittern: Beate Zschäpe - verurteilt unter anderem wegen zehnfachen Mordes.
Der NSU-Prozess ist beendet, die NSU-Aufklärung nicht. Demonstranten, Anwälte und Hinterbliebene fordern mehr Antworten.
Jens Eumann

Das Netzwerk und die Geheimdienste

Chemnitz
3 min.
Von wegen Trio: Das NSU-Helfernetz
Beate Zschäpes Angaben passen zum Wissen, das Ermittler längst aus anderer Quelle haben. Das Helfernetz aber wird klarer.
Jens Eumann
Johanngeorgenstadt/​Chemnitz
5 min.
Das vergessene Terror-Adressbuch
Ku-Klux-Klan-Anhänger in typischem Gewand. Einige Helfer der Terrorzelle vollzogen solchen Spuk auf Bergkuppen im Erzgebirge.
Als der Neonazi-Terrorist Uwe Mundlos abtauchte, hinterließ er eine Liste von Kontaktpersonen. Obwohl sie eine klare Spur lieferte, schien sie die Ermittler nicht zu interessieren.
Jens Eumann
21 min.
Was wussten die Geheimdienste?
Ein Verfassungsschützer ist am letzten Tatort der Migrantenmord-Serie dabei, verschwindet und fachsimpelt später mit Kenntnissen zur Waffe. Nicht nur sein Neonazi-V-Mann hat Kontakt ins NSU-Umfeld. Hessische Geheimdienstler und der BND begleiten den NSU von der Wiege bis zur Bahre. Hängt alles zusammen? Mögliche Antworten liegen unter Verschluss - bis mindestens 2042.
Jens Eumann

Der NSU-Prozess

Chemnitz
6 min.
NSU-Prozess verschoben: Das Chaos ist perfekt
Margarete Nötzel (am Tisch links), Pressesprecherin am Oberlandesgericht München, verkündete den Journalisten gestern Mittag, dass der NSU-Prozess kurzfristig um knapp drei Wochen verschoben wird.
Obwohl das Bundesverfassungsgericht eine Möglichkeit aufzeigte, wie das Dilemma der fehlenden Plätze türkischer Medien beim NSU-Prozess ohne viel Aufwand zu lösen sei, entschied sich das Oberlandesgericht München gestern für ein komplett neues Akkreditierungsverfahren.
Jens Eumann
München
5 min.
Das Schaulaufen der Terrorszene
Maik E. (links) kam bisher zu jedem Prozesstag gegen Zwillingsbruder André E. Letzterer war der Zwickauer Vertraute des Terrortrios und soll Tatfahrzeuge gemietet haben, etwa für die Fahrt zu einem Sprengstoffanschlag. Begleitet wurde Maik E. vom Münchner Bombenbauer Karl-Heinz St.
André E., der Zwickauer NSU-Vertraute, hat einen treuen Prozessgast. Sein Zwillingsbruder Maik kam bisher jeden Tag in den Gerichtssaal - und brachte Bombenbauer mit.
Jens Eumann
München
4 min.
NSU-Prozess: Zungenschläge sind tückischer als Fingerabdrücke
Der Angeklagte Ralf Wohlleben bespricht sich mit seiner Anwältin Nicole Schneiders.
Stolpert der Angeklagte Ralf Wohlleben über unbedachte Äußerungen? Gestern gab er erst bereitwillig Auskunft, dann klagte er plötzlich über Schmerzen.
Jens Eumann
München
10 min.
NSU: Die Urteile von München
Beate Zschäpe kurz vor der Urteilsverkündung im Gerichtssaal im Oberlandesgericht zwischen ihren Anwälten Hermann Borchert (l.) und Mathias Grasel (r.).
Der sechste Strafsenat des Oberlandesgerichts hat zum Teil harte Strafen gegen die Mittäter der Terrorgruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" verhängt. In einigen Anklagepunkten folgten die Richter der Bundesanwaltschaft aber nicht.
Jens Eumann
Karlsruhe/​München
5 min.
Bundesrichter: Zschäpe auch aus der Ferne voll an Taten beteiligt
Nach dem Plädoyer der Bundesanwälte, vor dem Urteil: Am 402. von 438 Prozesstagen verfolgte Beate Zschäpe mit Anwalt Mathias Grasel die Endphase im Prozess. Heute sitzt sie in Chemnitz in Haft
Der Bundesgerichtshof hat das Urteil lebenslanger Haft bei besonderer Schwere der Schuld gegen die Rechtsterroristin Beate Zschäpe bestätigt. Gegen einen ihrer Mitangeklagten aber wird nachverhandelt.
Jens Eumann