Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen
Deutschland
Öffentlicher Dienst: Schlichter für mehr Geld in zwei Stufen

Mehr als 2,5 Millionen Beschäftigte im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen warten auf eine Neuregelung ihrer Einkommen und Arbeitszeiten. Jetzt gibt es eine Schlichtungsempfehlung.

Berlin.

Nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen haben die Schlichter einen Kompromiss vorgeschlagen: Die Einkommen für mehr als 2,5 Millionen Beschäftigte sollen zum 1. April 2025 um drei Prozent steigen, mindestens aber um 110 Euro im Monat. Zum 1. Mai 2026 soll es dann noch einmal 2,8 Prozent mehr geben. Dies teilte die Schlichtungskommission unter Vorsitz des früheren hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) und des früheren Bremer Staatsrats Hans-Henning Lühr mit.

Die Tarifgespräche für die Beschäftigten in wichtigen Jobs von der Kita bis zur Müllabfuhr waren am 17. März nach drei Verhandlungsrunden gescheitert. Deshalb mussten die Schlichter eine Lösung suchen. Darüber soll am 5. April nochmals von den Tarifpartnern verhandelt werden. 

Schlichter: Aufgabe war herausfordernd

"Angesichts der sehr weit auseinandergehenden Positionen der Tarifvertragsparteien war ein Ausgleich für beide Seiten herausfordernd", erklärte Schlichter Koch, der von den Arbeitgebern benannt worden war. "Das Ergebnis liegt im Bereich der zuletzt erzielten Einigungen und gibt zugleich neue Perspektiven für flexibles Arbeiten und auch für die Möglichkeit, mehr zu arbeiten."

Auch der von den Gewerkschaften benannte Schlichter Lühr betonte: "Der Abschluss von Tarifverträgen ist in der aktuellen gesellschaftlichen Situation ein komplizierter und herausfordernder Prozess." Es sei nun gelungen, einen Kompromiss in den Schlüsselthemen Arbeitszeit und Bezahlung zu finden. Die souveräne Gestaltung der individuellen Arbeitszeit sei weiterentwickelt worden. Das mache "die Arbeit im öffentlichen Dienst attraktiver." 

Die Tarifparteien kündigten an, sich vorerst nicht zu dem Vorschlag zu äußern. Das sind Gewerkschaften Verdi und dbb Beamtenbund für die Arbeitnehmerseite sowie die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände VKA und das Bundesinnenministerium für die Arbeitgeberseite.

27 Monate Laufzeit

Die Einigungsempfehlung sieht weitere Einzelheiten vor. Demnach soll der neue Tarifvertrag 27 Monate laufen. Die Jahressonderzahlung für die Beschäftigten soll ab dem Jahr 2026 erhöht werden. Zudem sollen Beschäftigte außerhalb von Kliniken und Pflegeheimen die Möglichkeit bekommen, Teile der Jahressonderzahlung in freie Tage zu tauschen. Ab dem Jahr 2027 sollen sie dem Vorschlag zufolge einen weiteren Urlaubstag bekommen.

Ab 2026 soll die Möglichkeit geschaffen werden, die wöchentliche Arbeitszeit freiwillig auf bis zu 42 Stunden zu erhöhen. Darüber hinaus empfehlen die Schlichter, die Regelungen zu Langzeitkonten, zur Gleitzeit und zur Arbeitszeit von Rettungsdiensten zu verbessern.

Ab dem 1. Juli 2025 sollen Zulagen für Schichtarbeit auf 100 Euro und für die Wechselschichtarbeit auf 200 Euro angehoben werden. Beim Bund sollen unterschiedliche Arbeitsbedingungen in den Tarifgebieten Ost und West angeglichen werden. Die Kommunen sollen die Eingruppierung für Hebammen und Entbindungspfleger modernisieren.

Derzeit Streikpause

Während des Tarifstreits hatten die Gewerkschaften immer wieder Warnstreiks organisiert, die Hunderttausende Menschen im Alltag berührten, so etwa in Kliniken oder Pflegeeinrichtungen oder an Flughäfen. Während der Schlichtung läuft jedoch derzeit eine Streikpause.

Ursprünglich forderten die Gewerkschaften acht Prozent mehr Geld, mindestens aber 350 Euro mehr im Monat, sowie unter anderem mindestens drei zusätzliche freie Tage im Jahr. Diese Forderungen bezeichnete die Arbeitgeberseite als nicht finanzierbar. 

Während der Verhandlungen boten die Arbeitgeber dem Vernehmen nach eine Erhöhung der Entgelte um 5,5 Prozent sowie ein höheres 13. Monatsgehalt und höhere Schichtzulagen. Die Laufzeit blieb offen. Den Gewerkschaften reichte das nicht. Letztlich rief die Arbeitgeberseite die Schlichtung an, weil die Gewerkschaften sich zu wenig bewegt hätten. 

Die 26-köpfige Schlichtungskommission unter dem Vorsitz von Koch und Lühr hatte seit Montag an einem unbekannten Ort getagt. Koch kam die Rolle des "stimmberechtigten Schlichters" zu, der im Streitfall den Ausschlag gibt. Nach Angaben der Kommission wurde die Empfehlung "mehrheitlich" beschlossen. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
Das könnte Sie auch interessieren
16.04.2025
3 min.
So wird das Wetter in Sachsen zu Ostern
Es ist in vielen Regionen Deutschlands so trocken, dass (wie hier) im nordrhein-westfälischen Dormagen Felder bereits bewässert werden müssen. Auch in Sachsen herrscht in einigen Landstrichen Dürre. Bringt Ostern nun den von vielen Landwirten ersehnten Regen?
Die Osterfeiertage rücken näher. Noch ist nicht ganz klar, wie das Wetter werden wird. Es zeichnet sich aber für den Freistaat ein Trend ab - und in der Nacht zu Karfreitag könnte es auch in Sachsen „Blut“ regnen.
Jürgen Becker
16.04.2025
2 min.
Prozess: Behinderte Frau in Oberlungwitz beim Sonnenbaden von Auto überrollt
Am 6. August 2024 wurden Rettungskräfte und Polizei wegen des Unfalls zur Wohnstätte der Lebenshilfe in Oberlungwitz gerufen.
Die Unfallfahrerin musste sich am Mittwoch vor dem Amtsgericht Hohenstein-Ernstthal verantworten.
Bernd Appel
05.04.2025
4 min.
Zähe letzte Runde für den öffentlichen Dienst
Die Unterhändler von Arbeitgebern und Gewerkschaften im öffentlichen Dienst treffen sich schon zum vierten Mal.
Für mehr als 2,5 Millionen Beschäftigte bei Bund und Kommunen geht es um Geld und Arbeitszeiten. Es gibt schon einen Schlichterspruch. Aber die Verhandlungen ziehen sich.
06.04.2025
4 min.
Einigung im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen
Endlich eine Lösung: Die Unterhändler der Tarifrunde für den öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen gehen gemeinsam zur Pressekonferenz.
Seit Januar stritten Gewerkschaften und Arbeitgeber über Einkommen und Arbeitszeiten von mehr als 2,5 Millionen Beschäftigten. Jetzt gibt es eine Einigung.
16:40 Uhr
2 min.
Moskau: Taurus würde Deutschland zur Kriegspartei machen
Die Ukraine bittet Deutschland schon lange um den Marschflugkörper Taurus. (Archivbild)
Der wahrscheinliche nächste Bundeskanzler Friedrich Merz überlegt öffentlich, der Ukraine den Marschflugkörper Taurus zu schicken. Das ruft in Russland harsche Reaktionen hervor.
16:40 Uhr
3 min.
Trump macht Druck auf Notenbankchef - Beistand von Lagarde
US-Präsident Donald Trump kann den Vorsitzenden der US-Zentralbank nicht einfach absetzen. (Archivbild)
Der Chef der US-Notenbank sieht in Trumps Zollpolitik ein Risiko für Wirtschaft und Inflation. Trump kontert mit Druck auf den obersten Notenbanker der USA. Beistand kommt von EZB-Chefin Lagarde.
Mehr Artikel