Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen
Deutschland
SPD treibt Arbeit an AfD-Verbotsverfahren voran

Dutzende Redner, doch kein Streit: In ihrer Haltung zu einem möglichen AfD-Verbot ist die SPD klar. Nicht alle sind jedoch gleich offensiv.

Berlin.

Die SPD treibt die Debatte über einen Verbotsantrag gegen die AfD voran. Auf dem Bundesparteitag in Berlin forderte sie sofortige ernsthafte Vorbereitungen eines solchen Verfahrens. "In dem Moment, wo der Verfassungsschutz sagt, das ist eine gesichert rechtsextreme Partei, darf es kein Taktieren mehr geben", sagte Parteichef Lars Klingbeil. 

Die Delegierten beschlossen einen Antrag, in dem es heißt: "Jetzt ist die Zeit, dass die antragsberechtigten Verfassungsorgane die Voraussetzungen schaffen, um unverzüglich einen Antrag auf Feststellung der Verfassungswidrigkeit der AfD stellen zu können." Eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe solle Material dafür zusammentragen.

Merz bisher "skeptisch"

Die Forderung nach Einleitung eines Verbotsverfahrens gegen die AfD waren lauter geworden, nachdem das Bundesamt für Verfassungsschutz die Partei als gesichert rechtsextrem eingestuft hatte. Wegen des juristischen Vorgehens der AfD dagegen liegt die Einstufung aber vorerst auf Eis. Über ein Parteiverbot müsste auf Antrag von Bundesregierung, Bundestag oder Bundesrat das Bundesverfassungsgericht entscheiden. 

Auch die Grünen hatten sich zuletzt für eine Arbeitsgruppe ausgesprochen. "Wir müssen frühzeitig handeln, bevor diese Partei weiter systematisch unsere Demokratie untergräbt", sagte ihr Parteichef Felix Banaszak den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Kanzler Friedrich Merz sieht die Rufe nach einem Verbotsverfahren aber "sehr skeptisch". Nach Ansicht des CDU/CSU-Parlamentsgeschäftsführers Steffen Bilger (CDU) reichen die bisherigen Erkenntnisse für einen Verbotsantrag nicht aus. Und: "Spätestens nach dem "Compact"-Urteil des Bundesverwaltungsgerichts muss zudem jedem klar sein, welche hohen rechtlichen Hürden ein Verbotsverfahren hätte", sagte er den Funke-Zeitungen. Erst vor wenigen Tagen hatte das Bundesgericht das Verbot des rechtsextremen Magazins für rechtswidrig erklärt. 

Thüringer Innenminister: "Wann, wenn nicht jetzt?"

Auf dem SPD-Parteitag warnten mehrere Redner, die AfD wolle die Demokratie abschaffen - und sie sei nicht mehr weit entfernt vom Schritt in eine Regierung. Der Thüringer Innenminister Georg Maier zeigte sich zuversichtlich, dass der Partei Verfassungsfeindlichkeit nachzuweisen sei. Wenn die Beweislage gut und stabil sei, müsse das Verbotsverfahren eingeleitet werden. "Wer, wenn nicht wir? Wann, wenn nicht jetzt?", fragte Maier. 

Natürlich berge ein Verbotsantrag auch Risiken, das zeige das gescheiterte Verfahren um die NPD, räumte der Innenminister ein. "Aber ich bin inzwischen der Auffassung, dass das Risiko, nichts zu tun, mittlerweile deutlich größer ist als das Risiko, vor Gericht eine Niederlage zu kassieren."

Mainzer SPD-Regierungschef warnt vor Voreiligkeit

Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident und SPD-Vize Alexander Schweitzer zeigte sich etwas vorsichtiger. Auch er sprach sich im Fernsehsender Phoenix für ein Verbotsverfahren aus. Allerdings sei nicht klar, ob es jetzt schon erfolgreich sein könne. Es müsse absolut sicher sein, dass die Informationen und das belastende Material dazu aussagekräftig genug seien. "Ich fürchte, da sind wir noch nicht", sagte Schweitzer. Wenn man vorzeitig handele, riskiere man eine harte juristische, aber auch politische Niederlage. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
Das könnte Sie auch interessieren
30.06.2025
2 min.
Dobrindt: SPD-Beschluss zu AfD-Verbotsantrag "kein Auftrag"
Bleibt bei seinen Bedenken gegen einen AfD-Verbotsantrag: Alexander Dobrindt. (Archivbild)
Die SPD macht Tempo, der Bundesinnenminister tritt weiter auf die Bremse. Die Forderung des Koalitionspartners nach Vorbereitung eines AfD-Verbotsverfahrens sieht er gelassen.
19:00 Uhr
4 min.
Weindorf Zwickau: Was kosten Wein, Flammkuchen und Handbrot?
Candy und Steffen Arnas betreiben dieses Jahr zum ersten Mal einen Stand auf dem Zwickauer Weindorf.
Am Freitagnachmittag hat in Zwickau das Weindorf begonnen. Bis zum 27. Juli können die Zwickauer dort Wein trinken, Livemusik hören und Flammkuchen probieren. Doch was kostet das alles?
Sabrina Seifert
18:54 Uhr
2 min.
Medien: Investor Ismaik bleibt doch bei 1860 München
Bleibt womöglich doch bei 1860: Investor Hasan Ismaik.
Kommt es zur spektakulären Kehrtwende bei 1860 München? Investor Ismaik will seine Anteile am Traditionsverein offenbar doch nicht verkaufen. Das zumindest berichten die "SZ" und andere Medien.
17.07.2025
4 min.
Erstmals offiziell bestätigt: Im Vogtland lebt jetzt ein Wolfspaar – Bürgermeister äußert Sorgen
Symbolbild: Der Wolf ist zurück im Vogtland, meldet das Landesumweltamt.
Was Jäger schon längere Zeit vermuteten, wurde nun erstmals amtlich durch das vom Freistaat betriebene Wolfsmonitoring bestätigt: Der Wolf ist wieder heimisch geworden in Südwestsachsen. Was bisher bekannt ist.
Daniela Hommel-Kreißl
16.07.2025
4 min.
„Was wir dieses Jahr erlebt haben, glaubt uns keiner“: Erdbeer-Bauer aus dem Erzgebirge sauer auf rücksichtslose Selbstpflücker
Die Erdbeerzeit im Stollberger Ortsteil Raum ist bereits beendet worden.
Die Selbstpflückerzeit auf dem Erdbeerfeld im Stollberger Ortsteil Raum ist beendet. Landwirt Carsten Schulze zieht ein schlechtes Resümee. Nicht nur das Wetter machte Sorgen – auch das Verhalten einiger Kunden.
Katja Lippmann-Wagner
21.06.2025
2 min.
SPD-Chef für AfD-Verbotsverfahren
SPD-Chef Lars Klingbeil dringt auf die Prüfung eines AfD-Verbotsverfahrens. Hier im Gespräch mit Dietmar Woidke (r), Brandenburgs Ministerpräsident und SPD-Landesvorsitzender.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat die AfD als gesichert rechtsextrem eingestuft - dies liegt aus rechtlichen Gründen auf Eis. Wie sieht der SPD-Vorsitzende das?
Mehr Artikel