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Deutschland und Israel haben zwei Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs diplomatische Beziehungen aufgenommen. (Archivbild)
Deutschland und Israel haben zwei Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs diplomatische Beziehungen aufgenommen. (Archivbild) Bild: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/ZB
Deutschland
Umfrage: Deutsche zunehmend kritischer gegenüber Israel

Vor 60 Jahren nahmen die Bundesrepublik und Israel diplomatische Beziehungen auf – gerade 20 Jahre nach dem Ende des Krieges und der Schoah. Wie blicken Israelis und Deutsche heute aufeinander?

Gütersloh/Tel Aviv.

60 Jahre nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel blicken die Israelis einer Umfrage zufolge mehrheitlich positiv auf Deutschland und seine Regierung. In Deutschland dagegen fällt der Blick auf Israel deutlich kritischer aus als noch vor einigen Jahren, so die Ergebnisse einer neuen Umfrage der Bertelsmann Stiftung

Es gibt nicht nur ein Auseinanderdriften der gegenseitigen Wahrnehmung, so die Stiftung: Auch klassischer Antisemitismus ist der Umfrage zufolge in Deutschland auf dem Vormarsch – besonders unter jüngeren Menschen.

Deutlicher Stimmungswandel im Vergleich zu 2021

Der Stimmungswandel im Vergleich zur letzten, 2021 erhobenen Umfrage ist deutlich. Damals standen 46 Prozent der befragten Bundesbürger Israel positiv gegenüber. Inzwischen haben nur noch 36 Prozent eine positive Meinung über Israel, während 38 Prozent den jüdischen Staat negativ bewerten. Dagegen haben 60 Prozent der Israelis ein gutes oder sehr gutes Bild von der Bundesrepublik.

Antisemitische Einstellungen, etwa Behauptungen eines angeblich zu großen Einflusses von Juden, erreichten nach Angaben der Bertelsmann-Stiftung mit 27 Prozent den höchsten Wert seit Jahren. Auch israelbezogener Antisemitismus habe zugenommen, hieß es. So sagten 29 Prozent der Befragten, dass ihnen durch die israelische Politik Juden immer unsympathischer würden. Bei den unter 40-Jährigen stiegen die Zustimmungswerte zu dieser Äußerung von 14 auf 28 Prozent.

"Antisemitismus ist in Deutschland kein Randphänomen, sondern zeigt sich in unterschiedlichen gesellschaftlichen Milieus und politischen Lagern", sagte Stephan Vopel, Israel-Experte der Bertelsmann Stiftung.

Die deutsche Vergangenheit, insbesondere die Schoah, prägt auch 80 Jahre nach Kriegsende den Blick von Deutschen und Israelis in besonderer Weise. In Israel messen allerdings deutlich mehr Menschen dieser Erinnerung eine Bedeutung zu als in Deutschland: Während in Deutschland nur 32 Prozent der Befragten es ablehnen, einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu ziehen, sind es in Israel fast doppelt so viele (62 Prozent). 

Unterschiede je nach Bildungsniveau und Parteipräferenzen

In der deutschen Erhebung lassen sich deutliche Unterschiede nach Bildungsniveau erkennen: Unter den Befragten mit niedrigem Bildungsniveau lehnen nur 25 Prozent einen Schlussstrich unter die Vergangenheit des Holocausts ab, während es unter den höher Gebildeten 41 Prozent sind. 

Auch Parteipräferenzen spielen demnach eine Rolle: So stimmten in der Umfrage mit 63 Prozent insbesondere AfD-Anhänger für einen Schlussstrich unter die Vergangenheit, während es unter den Anhängern von Bündnis 90/Die Grünen lediglich 14 Prozent waren.

Während 64 Prozent der Israelis der Ansicht waren, dass Deutschland eine besondere Verantwortung sowohl für das jüdische Volk als auch für den Staat Israel hat, sah in der deutschen Bevölkerung nur etwa ein Drittel der Befragten eine solche Verantwortung gegenüber dem jüdischen Volk, bezogen auf den Staat Israel waren es mit rund einem Viertel noch weniger.

Für die nach eigenen Angaben repräsentative Umfrage im Auftrag der Bertelsmann Stiftung wurden zwischen dem 24. Februar und dem 25. März 2025 in Deutschland 1.346 erwachsene Personen befragt, in Israel waren es 1.367. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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