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Zölle und Handelsschranken belasten den Welthandel (Archivbild)
Zölle und Handelsschranken belasten den Welthandel (Archivbild) Bild: Jan Woitas/dpa
Brennpunkt
Exportminus - Zollstreit bremst Aufschwung aus

Nach langer Flaute schien es endlich aufwärtszugehen mit der deutschen Wirtschaft. Doch die sprunghafte US-Handelspolitik bremst die Exportnation Deutschland. Der Aufschwung ist auf 2026 verschoben.

Wiesbaden/Frankfurt.

Schwache Exporte, sinkende Industrieproduktion: Der eskalierende Zollstreit mit den USA hat der Exportnation Deutschland den Start ins zweite Quartal verhagelt. Die Aussichten bleiben trüb - auch die Bundesbank senkte ihre Konjunkturprognose und erwartet für Europas größte Volkswirtschaft 2025 das dritte Jahr ohne Wachstum in Folge. Mancher Ökonom sieht aber auch positive Signale für eine bevorstehende Trendwende.

Im April gab es für Deutschlands Exporteure vor allem im Geschäft mit dem wichtigsten Handelspartner USA einen deutlichen Dämpfer, wie aus vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervorgeht: Zwar gingen auch in dem Monat, in dem US-Präsident Donald Trump sein XXL-Zollpaket verkündete, die meisten deutschen Ausfuhren in die Vereinigten Staaten. Mit 13 Milliarden Euro sanken sie allerdings auf den niedrigsten Wert seit Oktober 2024. Zum April 2024 gab es kalender- und saisonbereinigt einen Rückgang um 6,3 Prozent.

Exporteure dringen auf Verhandlungslösung mit den USA

"Jetzt sind die Auswirkungen der US-amerikanischen Handelspolitik bei uns angekommen. Die Exporte in die USA brechen ein", bilanzierte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Dirk Jandura. "Die EU muss unbedingt in konstruktiven Gesprächen zu Lösungen mit unserem wichtigsten Handelspartner kommen. Ohne die USA geht es nicht."

USA sind Deutschlands wichtigster Handelspartner (Symbolbild)
USA sind Deutschlands wichtigster Handelspartner (Symbolbild) Bild: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

Erst vor wenigen Tagen hatte Washington die Tonlage wieder verschärft: Trump verfügte eine Verdopplung der Zölle auf die Einfuhr von Stahl und Aluminium in die USA von 25 auf 50 Prozent.

Jahresbilanz im Außenhandel noch positiv

Insgesamt lieferten deutsche Unternehmen im April Waren "Made in Germany" im Wert von 131,1 Milliarden Euro ins Ausland und damit 1,7 Prozent weniger als im März des laufenden Jahres und 2,1 Prozent weniger als im April 2024. Die Einfuhren nach Deutschland beliefen sich auf 116,5 Milliarden Euro - ein Plus von 3,9 Prozent zum Vormonat und 3,8 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Weniger Ausfuhren "Made in Germany" im April (Archivbild)
Weniger Ausfuhren "Made in Germany" im April (Archivbild) Bild: Marcus Brandt/dpa

Im ersten Quartal waren die deutschen Exporte noch gestiegen: Geschäfte waren wegen der absehbaren schärferen US-Zollpolitik vorgezogen worden. Somit ergab sich nach Berechnungen der Wiesbadener Statistiker für Januar bis einschließlich April ein leichtes Plus bei den Ausfuhren von 0,2 Prozent.

US-Zölle belasten Industrieproduktion

Die Produktion in der deutschen Industrie jedoch sank im April nach einem starken März wieder: um 1,4 Prozent zum Vormonat. Der Zuwachs im März war mit 2,3 Prozent zudem schwächer als zunächst berechnet.

Die Rückgänge bei Exporten und Produktion seien kein Grund zu übertriebener Sorge, meint Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung der Hans-Böckler-Stiftung: "In der Summe deuten die Indikatoren darauf hin, dass sich die Lage in der Industrie stabilisiert und wir in der Nähe eines Wendepunktes zum Besseren sein könnten."

Auch die Commerzbank sieht bessere Zeiten für die deutsche Wirtschaft kommen. Analyst Ralph Solveen verweist auf höhere Auftragszahlen und auf den Anstieg des Ifo-Geschäftsklimas: "Darum gehen wir davon aus, dass die deutsche Wirtschaft in den kommenden Quartalen wieder zulegen wird, auch wenn die höheren US-Zölle und die strukturellen Probleme der deutschen Wirtschaft einen kräftigen Aufschwung verhindern werden."

Bundesbank: Erholung verzögert sich

Im ersten Quartal hatte die Angst vor höheren Zöllen die deutsche Wirtschaft angekurbelt: Mit 0,4 Prozent zum Vorquartal fiel das Wachstum doppelt so stark aus wie zunächst vom Statistischen Bundesamt geschätzt. Dennoch werde der erhoffte Aufschwung 2025 ausbleiben, prognostiziert die Bundesbank.

Vorerst trübe Aussichten für die deutsche Wirtschaft (Symbolbild)
Vorerst trübe Aussichten für die deutsche Wirtschaft (Symbolbild) Bild: Lisa Ducret/dpa

"Die neuen US-Zölle und die Unsicherheit über die künftige US-Politik dämpfen zunächst das Wirtschaftswachstum", erläutert Bundesbankpräsident Joachim Nagel. "Das trifft die deutsche Industrie zu einem Zeitpunkt, zu dem sie sich nach langer Schwächephase zu stabilisieren begann."

Schwere Zeiten für "Made in Germany"

Insbesondere Deutschlands Exporteure müssen sich auf schwierige Zeiten einstellen: Die Bundesbank rechnet wegen der US-Handelspolitik mit einem deutlichen Rückgang der Ausfuhren im laufenden Jahr und kaum Besserung 2026.

Dass der Euro wegen der sprunghaften US-Politik gegenüber dem Dollar deutlich aufwertete, verschlechtert zudem die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Exportwirtschaft: Das Erstarken der Gemeinschaftswährung verteuert Produkte von Firmen aus dem Euroraum auf den Weltmärkten tendenziell - und das in Zeiten wachsender Konkurrenz aus China.

DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier bekräftigt: "Deutsche Unternehmen im Ausland sehen sich in nahezu allen Weltregionen verschlechterten Rahmenbedingungen und wachsender Unsicherheit gegenüber."

Milliardenpakete als Konjunkturtreiber

Somit verschiebt sich die Erholung der deutschen Wirtschaft auf die nächsten Jahre, wenn staatliche Milliardeninvestitionen in Verteidigung und Infrastruktur für einen Schub sorgen dürften. Für 2026 erwartet die Bundesbank ein Plus von 0,7 Prozent beim realen Bruttoinlandsprodukt (BIP), 2027 dann 1,2 Prozent. Größter Unsicherheitsfaktor bleibt der Zickzack-Kurs von US-Präsident Trump. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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