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Die Zahl der Arbeitslosen ist im Mai nur verhältnismäßig leicht gesunken. (Archivbild)
Die Zahl der Arbeitslosen ist im Mai nur verhältnismäßig leicht gesunken. (Archivbild) Bild: Patrick Pleul/dpa
Brennpunkt
Gedrückte Stimmung auf dem Arbeitsmarkt

Die Frühjahrsbelebung fällt mager aus. Der Arbeitsmarkt braucht dringend Impulse. Aber welche?

Nürnberg.

Die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, spricht angesichts nur kleiner Aufs und Abs von einer "Wellblechkonjunktur", der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) von einem "unsicheren Arbeitsmarkt" und für Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) stehen viele Industriearbeitsplätze derzeit "im Feuer". Viel gedrückter könnte die Stimmung am Arbeitsmarkt derzeit nicht sein. 

Mageres Minus

Die nackten Zahlen der Bundesagentur geben in der Tat kaum Anlass zur Euphorie: Ein mageres Minus von nur 12.000 Arbeitslosen im Mai im Vergleich zum April und eine Arbeitslosenquote von 6,2 Prozent musste Nahles in Nürnberg verkünden. Für den Sommer rechnet sie "mit weiter tendenziell steigenden Arbeitslosenzahlen."

Einig sind sich alle, die sich mit dem Thema befassen: Es braucht politische Impulse, um die Konjunktur wieder anzuleiern und damit auch den Arbeitsmarkt zu beleben. Aber wie? Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger will auf keinen Fall, dass die Politik am Mindestlohn dreht, um den Konsum zu fördern. Stattdessen will er niedrigere Sozialabgaben. 

Beiträge stabil

Dass aber etwa die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung sinken, scheint derzeit utopisch. Nahles hat schon damit zu tun, zu versichern, dass sie angesichts klammer Kassen und eines bevorstehenden Haushaltsdefizits bei der Bundesagentur zumindest nicht steigen. "Für 2025 und 2026 kann ich das ausschließen", sagte sie. Wie die Vorstandsvorsitzende das sich abzeichnende Milliardenloch im Haushalt ihrer Agentur schließen will, will sie nächste Woche im Haushaltsausschuss des Bundestages besprechen. 

Der DGB fordert mehr Weiterbildung, damit die Transformation in der Industrie abgefedert werden kann. Menschen in Jobs, die nicht mehr gebraucht werden, sollen sich so fortbilden, dass sie in anderen Jobs arbeiten können. "Wir brauchen aktuell mehr Qualifizierungen und nicht weniger", sagte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel.

Nahles: "Teilzeitproblem"

Anders als Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) ist die ehemalige SPD-Chefin Nahles nicht der Ansicht, dass in Deutschland grundsätzlich zu wenig gearbeitet wird. Der Erwerbsanteil sei hoch, es liefen immer noch viele Überstunden auf. "Das wirkliche Problem ist der viel zu hohe Teilzeitanteil", sagte sie. 

Im internationalen Vergleich habe Deutschland eine hohe Erwerbsbeteiligung von Frauen. Bei der Zahl der geleisteten Arbeitsstunden von Frauen hinke Deutschland aber weit hinter anderen europäischen Ländern her, nur die Niederlande schnitten noch schlechter ab. Es bestehe ein erhebliches Potenzial, wenn Frauen etwa ihren Teilzeitanteil auf eine vollzeitnahe Zahl von Stunden erhöhen könnten.

Denn: Eine der wesentlichen Wachstumsbremsen bleibt weiterhin der Mangel an ausreichend Fachpersonal in vielen Berufen. In 163 von 1.200 bewerteten Berufen zeigten sich in einer Studie der Bundesagentur Engpässe bei der Besetzung offener Stellen. Damit sind 20 Berufe weniger betroffen als im Jahr zuvor, aber fast genauso viele wie 2018. Somit seien in jedem achten Beruf Fachkräfte knapp. 

Weniger offene Stellen

"Der Rückgang bei den Engpassberufen überrascht aufgrund der anhaltend schwachen Wirtschaftslage nicht", sagte Nahles. Betroffen waren im vergangenen Jahr vor allem Pflege- und Gesundheitsberufe, aber auch der Bau und das Handwerk. Sehr stark gesucht wurden außerdem Berufskraftfahrer und Erzieher. Insgesamt waren im Mai 634.000 offene Arbeitsstellen bei der Bundesagentur gemeldet. Das sind 67.000 weniger als vor einem Jahr. 

Bei der Ausbildung droht im laufenden Jahr ein weiterer Engpass beim Heranziehen von Fachkräfte-Nachwuchs. Bis Mai waren den Arbeitsagenturen 441.000 Lehrstellen gemeldet worden, 28.000 weniger als im Vorjahr. Im Gegenzug hätten sich 375.000 Bewerberinnen und Bewerber gemeldet, 11.000 mehr als im Vorjahr. Im Mai waren noch 191.000 von ihnen unversorgt. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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