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Stralsund, 29. November: Angela Merkel bei der Vorstellung ihres Buchs „Freiheit. Erinnerungen 1954 - 2021“. Auf Amazon können inzwischen keine Rezensionen mehr dafür verfasst werden.
Stralsund, 29. November: Angela Merkel bei der Vorstellung ihres Buchs „Freiheit. Erinnerungen 1954 - 2021“. Auf Amazon können inzwischen keine Rezensionen mehr dafür verfasst werden. Bild: Stefan Sauer/dpa
Panorama

Amazon beschränkt Rezensionsfunktion bei Merkels Buch „Freiheit“: Das ist der Grund

Jahre nach dem Ende ihrer Kanzlerschaft ist Angela Merkel wieder in der Öffentlichkeit präsent, promotet ihr Buch „Freiheit“. Doch auf Amazon wurden die Bewertungen plötzlich beschränkt. Das steckt dahinter.

Chemnitz.

Ex-Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ist derzeit auf großer Promo-Tour für ihr Buch „Freiheit: Erinnerungen 1954 – 2021“, stellt gar einen Verkaufsrekord auf. Die Rezensionen des Buches fielen indes beim Versandriesen Amazon teils so mies aus, dass dieser sie abdrehte.

Lange Zeit war die ehemalige Kanzlerin von der Bildfläche verschwunden, derzeit reiht sich gefühlt ein öffentlicher Auftritt an den anderen. Mal plaudert sie mit Komikerin Hazel Brugger, dann empfängt ARD-Talkerin Anne Will sie zum Gespräch in Berlin.

Anschließend geht es zu Maybrit Illner und dann sitzt die 70-Jährige beim ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama in Washington.

 

Alle Auftritte haben eines gemeinsam: Es geht darum, Merkels mehr als 700 Seiten starkes Buch (Preis: 42 Euro) zu promoten. Und das zahlt sich aus.

„Freiheit“ ist erfolgreichstes Buch des Jahres

Nicht nur erhielt die langjährige Regierungschefin zusammen mit ihrer Co-Autorin einen zweistelligen Millionenbetrag als Honorar-Vorschuss. Die Memoiren verkauften sich laut Media Control bislang über 200.000 Mal – damit ist „Freiheit“ das bislang erfolgreichste Buch des Jahres.

Entsprechend häufig wurde es beim US-Versandhändler Amazon auch rezensiert. Wurde. Denn das Unternehmen hat die Funktion beschränkt.

Bei Amazon sind Rezensionen von „Freiheit“ nicht mehr möglich. Begründung: „ungewöhnliche Rezensionsaktivitäten“.
Bei Amazon sind Rezensionen von „Freiheit“ nicht mehr möglich. Begründung: „ungewöhnliche Rezensionsaktivitäten“. Bild: Screenshot: Amazon.de

Wer jetzt eine Rezension verfassen möchte, bekommt folgende Meldung angezeigt: „Leider können wir Rezensionen dieses Artikels nicht annehmen. Bei diesem Produkt bestehen Beschränkungen für die Übermittlung von Rezensionen.“ Das könne laut Amazon verschiedene Gründe haben, „beispielsweise ungewöhnliche Rezensionsaktivitäten“.

Nur noch verifizierte Käufer können rezensieren

Was hat es damit auf sich? „Wir möchten, dass Amazon-Kund:innen mit Vertrauen einkaufen und wissen, dass die angezeigten Rezensionen authentisch und vertrauenswürdig sind“, teilt eine Unternehmenssprecherin unserer Redaktion am Donnerstagvormittag mit. „Wenn wir ungewöhnliche Bewertungsaktivitäten feststellen, beschränken wir die Rezensionen vorübergehend auf ‚Verifizierte Käufe‘.“

Nun können also nur noch Kunden eine Rezension hinterlassen, die Merkels Memoiren auch definitiv gekauft haben.

Ein Blick auf die Kundenrezensionen zeigt, dass den besten (also 5 Sterne) Bewertungen, die 57 Prozent aller Rezensionen ausmachen, auffallend viele (31 Prozent) 1-Stern-Bewertungen gegenüberstehen.

Schlechte Rezensionen oder Kampagne?

Ist das Buch in den Augen dieser Kunden so schlecht oder steckt hinter den miesen Bewertungen gar – wie einige User auf X mutmaßen – eine Kampagne gegen die Ex-Kanzlerin? Fakt ist: Es gibt zahlreiche schlechte Bewertungen, in denen sich die Verfasser mit dem Inhalt des Werks auseinandersetzen:

  • „Doch trotz dieses beeindruckenden Blicks hinter die Kulissen der Macht bleibt eine bemerkenswerte Leerstelle: die Abwesenheit von Selbstkritik.“
  • „Kritisch betrachtet, wirken die Schilderungen oftmals wie eine Legitimierung einer Politik, die Deutschland in vielerlei Hinsicht vor immense Herausforderungen gestellt hat.“
  • „Das Werk liest sich wie eine sterile Chronik, die mit beinahe schon absurder Akribie vermeidet, klare Positionen zu beziehen oder echte Kontroversen zu benennen.“

Allerdings gibt es sehr wohl Rezensionen, die zumindest den Verdacht nahelegen, dass es den Verfassern in erster Linie nicht unbedingt um den Inhalt des Buches geht:

  • „Die Frau, die den Weg zu Hausdurchsuchungen bei Lappalien geebnet hat, spricht von Freiheit. Von Corona ganz zu schweigen.“
  • „Die Freiheit hatte sie nur mit Füßen getreten.“
  • „Hiermit möchte ich mich ganz herzlich für die installierten ‚Meldestellen‘ bedanken.“

Stand Donnerstagmittag sind die Rezensionen insgesamt bei 3,6 von 5 Sternen eingefroren, bei 158 abgegebenen Bewertungen. Schlimmer sieht es bei der englischsprachigen Fassung aus: „Freedom“ rangiert derzeit bei 1,8 von 5 möglichen Sternen. Dort abgegeben von 52 Amazon-Kunden.

Offenbar war manch deutschsprachiger Nutzer, nachdem er keine Bewertung schreiben konnte, auf diese Fassung ausgewichen. „Ich wollte gerade die deutsche Ausgabe bewerten“, notiert etwa ein User. „Ist aber inzwischen blockiert.“ Er erbost sich: „Das nennt man Zensur.“

Am 26. November sprach Anne Will (l.) mit Angela Merkel (CDU, r.) in Berlin. Hakte auch in Sachen Selbstkritik bei der Ex-Kanzlerin nach.
Am 26. November sprach Anne Will (l.) mit Angela Merkel (CDU, r.) in Berlin. Hakte auch in Sachen Selbstkritik bei der Ex-Kanzlerin nach. Bild: Michael Kappeler/dpa-Pool/dpa

Übrigens: Was viele Kunden bemängeln – nämlich eine fehlende Selbstkritik der 70-Jährigen – sprach auch ARD-Moderatorin Will an. Ihr Eindruck nach dem Lesen: „Sie geben – wenn überhaupt – dann kleinere Fehler zu im Buch.“

Etwa in Schlabberpullis und langen Röcken durch die Bonner Politik laufen. Was ist mit den großen, falsch eingeschätzten Entscheidungen? „Mein Eindruck ist: Die benennen Sie nur“, so Will und fragt: „Tue ich Ihnen Unrecht?“

Merkels Antwort: „Ich finde schon.“ So sei es ihr etwa nicht gelungen, die richtigen Antworten auf den Klimawandel zu geben. Auch die Bundeswehr habe nicht die nötigen finanziellen Mittel erhalten. Die Digitalisierung kam nicht wie gewünscht voran. (phy)

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