Der Streamingdienst Amazon Prime Video geht ab Donnerstag mit einem eigenen TV-Kanal auf Sendung. Doch was können Zuschauer von diesem neuen Kanal erwarten?
Der neue Sender wird schlicht und einfach „Prime" heißen. Abrufbar sein wird das neue Amazon-Angebot über den „Live-TV“-Bereich in der Prime-Video-App, die schon jetzt Zugriff auf alle öffentlich-rechtlichen Sender bietet. Ein elektronischer Programm-Guide wird dort das aktuelle und kommende Programm anzeigen. Serviert werden den Zuschauern dann auf diesem neuen TV-Kanal rund um die Uhr ausgewählte Highlights aus dem Video-Angebot von Prime Video. Dazu gehören internationale Blockbuster wie zum Beispiel „Reacher“, „Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht“, „Fallout“ oder „Culpa Mia – Meine Schuld“, aber auch deutsche Eigenproduktionen wie „Maxton Hall – Die Welt zwischen uns“ und Live-Sport. Starten wird „Prime“ am 17. April um 20.15 Uhr mit einer Doppelfolge der neuen Deutschland-Staffel des Promi-Comedy-Formats „LOL: Last One Laughing“. Das hat Amazon auf seiner Internetseite angekündigt.
Großes Sportangebot angekündigt
Prime Video ist bei Sportübertragungen mit Wimbledon, der Champions League und jetzt neu mit US-Basketball breit aufgestellt und erreicht bei einzelnen Events nach eigenen Angaben schon zum Teil mehr als 4,5 Millionen Haushalte. Spiele der Champions League werden mindestens bis zum Ende der Saison 2026/27 bei Prime zu sehen sein. Danach werden die Rechte erneut vergeben, wobei Sky, DAZN und andere Anbieter um die Übertragungsrechte kämpfen werden. Experten erwarten, dass der neue TV-Sender von Prime den Wettbewerb um die Zuschauer weiter anheizen und die Art und Weise verändern könnte, wie Sportinhalte in Deutschland konsumiert werden. „Wir haben nicht die Ambitionen, ein Sportsender zu werden“, so Prime-Video-Deutschlandchef Christoph Schneider kürzlich in einem Interview mit dem Medienmagazin „DWDL“. Prime Video wolle aber der reichweitenstärkste Streamingdienst in Deutschland sein. „Da gehört natürlich Sport dazu.“
Amazon Prime will Reichweite steigern
Die Hälfte der Deutschen nutzt Streamingdienste, die andere Hälfte aber noch nicht. „Die sind mit dem Medium TV vertraut und das reicht ihnen, sagen sie zumindest“, erklärte Schneider. „Und ich sage mal provokativ: Wenn die nicht zu uns kommen, kommt Prime jetzt zu ihnen - in Form eines ihnen vertrauten, linearen Programms.“
Für den neuen Kanal ist ein Abo erforderlich
Für den neuen Kanal brauchen Zuschauer ein Prime-Abo. Das kostet aktuell regulär 8,99 Euro pro Monat oder 89,90 Euro pro Jahr. Prime-Zuschauer müssen sich auf Werbeunterbrechungen einstellen. Die seien aber relativ überschaubar im Vergleich zu den Werbepausen im frei empfangbaren TV, sagte Schneider. „Wir wollen es unseren bestehenden Kunden einfach leichter machen, mehr von uns zu entdecken und sich zurückgelehnt vielleicht auch überraschen zu lassen von dem, was wir programmieren.“ Wem zum Beispiel eine Folge einer im TV-Kanal ausgestrahlten Serie gefalle, der könne dann in die Prime-Video-App switchen und dort - wenn schon verfügbar - weitere Folgen „on demand“ weiterschauen. Zudem schauten schon viele App-Nutzer im „Live-TV“-Bereich das Programm der öffentlich-rechtlichen Sender - und die bekämen nun auch einen Sender mit Prime-Inhalten.
Lohnt sich das?
Nichts deutet derzeit allerdings darauf hin, dass Zuschauer Amazons neuen Sender so wie klassische TV-Sender zusätzlich auch über das Kabelnetz oder per Satellit empfangbar sein wird. Von exklusiven Inhalten dort ist ebenfalls bislang keine Rede. Bei dem neuen Angebot handelt es sich daher wohl trotzdem eher um ein klassisches Livestreaming-Angebot, auch wenn Amazon selbst von einem neuen TV-Sender spricht. Attraktiv könnte der Kanal vor allem für Prime-Video-Abonnenten sein, die sich einfach nur berieseln lassen und sich nicht aktiv zwischen Inhalten entscheiden wollen. (juerg)