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Die Ermittlungen in Liverpool laufen auf Hochtouren.
Die Ermittlungen in Liverpool laufen auf Hochtouren. Bild: Peter Byrne/PA Wire/dpa
Panorama
"Blanker Horror" in Liverpool: Kein Mensch in Lebensgefahr

Liverpool im Schockzustand: Wie konnte ein Auto in eine Menschenmenge fahren? Nach der dramatischen Meisterfeier des FC Liverpool sind viele Fragen offen. Aus dem Krankenhaus kommen gute Nachrichten.

Liverpool.

Die Absperrbänder der Polizei flattern im Wind, auf der Straße liegt immer noch der Müll der ausschweifenden Meisterfeier, die sich in "blanken Horror" verwandelt hatte. In einem blau-weißen Zelt am Unglücksort ermitteln die Behörden am Tag danach die Hintergründe: Wie konnte es dazu kommen, dass mitten in Liverpool ein Auto in eine Menschenmenge fuhr und zahlreiche Menschen verletzte? Spielten Drogen eine Rolle?

Elf Menschen wurden der Polizei zufolge am Dienstagnachmittag weiterhin im Krankenhaus behandelt, ihr Zustand ist stabil. "Ich freue mich, sagen zu können, dass sie sich offenbar gut erholen", sagte eine Polizeisprecherin. Insgesamt seien bei dem Zwischenfall 65 Menschen verletzt worden, darunter den Angaben zufolge mindestens ein Kind. Zum Zeitpunkt des Vorfalls hatten Tausende Fußballfans auf den Straßen der Stadt den FC Liverpool gefeiert. 

53-Jähriger festgenommen

Festgenommen worden war noch am Tatort ein 53 Jahre alter Brite. Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts des versuchten Mordes, Gefährdung des Straßenverkehrs und Fahrens unter Drogeneinfluss. "Ich möchte der Öffentlichkeit von Merseyside versichern, dass die Ermittler wichtige Fortschritte machen bei der Aufklärung der Umstände, die zu diesem furchtbaren Vorfall führten", sagte eine Polizeisprecherin.

Mehrere Menschen werden weiterhin im Krankenhaus behandelt.
Mehrere Menschen werden weiterhin im Krankenhaus behandelt. Bild: Danny Lawson/PA Wire/dpa

In den sozialen Medien hatten sich am Montagabend schnell Videos und Fotos verbreitet, die den Vorfall zeigen sollen. Verifiziert sind die Aufnahmen nicht. Die Polizei nimmt an, dass der Fahrer des Autos die Straßensperren umgehen konnte, indem er einem Krankenwagen auf dem Weg zu einem Einsatz hinterherfuhr. Auch am Dienstag betonten die Beamten: Es liegt kein Terrorverdacht vor.

Der König meldet sich aus Kanada

"Es ist wirklich niederschmetternd, dass etwas, was für so viele eine fröhliche Feier hätte sein sollen, mit solch erschreckenden Umständen endet", schrieb König Charles III. in einer Nachricht während seines Besuches in Kanada. Königin Camilla und er seien zutiefst schockiert und traurig. 

Er wisse aber, dass der Gemeinschaftsgeist, für den die Stadt so bekannt sei, den Betroffenen in dieser schweren Zeit Trost spenden und helfen werde. Premierminister Keir Starmer verwies auf die laufenden Ermittlungen und versicherte: Das ganze Land stünde Liverpool bei.

König Charles III. war während der Tat zu Besuch in Kanada.
König Charles III. war während der Tat zu Besuch in Kanada. Bild: Justin Tang/The Canadian Press/dpa

Motiv des Fahrers unklar

Was den Fahrer dazu angetrieben hat, das Auto durch die Menschenmenge zu steuern, ist öffentlich bislang nicht bekannt. Die Rettungskräfte hatten vier unter dem Auto eingeklemmte Menschen befreien müssen. Nach Polizeiangaben wurden insgesamt 50 Menschen im Krankenhaus behandelt.

Szenen der Freude hätten sich in blanken Horror verwandelt, sagte Starmer. Er werde auf dem Laufenden gehalten und sei in ständigem Austausch mit dem Liverpooler Bürgermeister Steve Rotheram.

Die Mannschaft des FC Liverpool war am Montagnachmittag zur Feier des Titels in einem offenen Bus durch die Stadt gefahren. Der Sender Sky News berichtete, das Team habe nur gut 20 Minuten vor dem Zwischenfall den Ort des Geschehens passiert.

Klopp: in Gedanken bei Verletzten und Betroffenen

Der frühere Liverpooler Meistertrainer Jürgen Klopp war bei den Feierlichkeiten dabei. Er schrieb bei Instagram, er und seine Familie seien "schockiert und am Boden zerstört". Sie seien in Gedanken bei allen Verletzten und Betroffenen. Dazu stellte Klopp den Titel der Hymne seines früheren Clubs: "You'll Never Walk Alone" - in etwa: Du wirst niemals alleine sein.

Jürgen Klopp war von dem Vorfall tief betroffen. (Archivbild)
Jürgen Klopp war von dem Vorfall tief betroffen. (Archivbild) Bild: Jon Super/AP/dpa

Die britischen Medien hoben am Dienstag teils die Arbeit der Polizei hervor. Vergangenen Sommer waren die Beamten in die Kritik geraten, weil sich nach einem Messerangriff auf einen Kindertanzkurs in Southport mit drei toten Mädchen Falschinformationen über den Täter verbreitet hatten. In mehreren Städten des Landes kam es damals in den Folgetagen zu rechtsextremen Ausschreitungen.

Ob es richtig gewesen sei, dass die Polizei diesmal Details veröffentlicht habe? Sie hätten sicherstellen wollen, dass die Fakten so schnell wie möglich bekannt seien, sagte der Liverpooler Bürgermeister Rotheram der BBC. Seiner Meinung nach habe die Merseyside Police einen brillanten Job gemacht, indem sie versucht habe, die Dinge einzudämmen, und Informationen veröffentlicht habe. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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