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Panorama
Brandstiftung? Drei Tote in Hamburg bei einem Klinikbrand

Mitten in der Nacht brennt es in einem Hamburger Krankenhaus. Für einige Patienten kommt jede Hilfe zu spät. Ein 72-Jähriger wird als tatverdächtig festgenommen.

Hamburg.

Nach dem Brand in einem Hamburger Krankenhaus mit drei Toten ist ein 72 Jahre alter Patient wegen des Verdachts der Brandstiftung festgenommen worden. Im Laufe der Zeugenvernehmungen ergaben sich Hinweise darauf, dass der Mann dringend tatverdächtig sein könnte, teilte die Polizei am Sonntagabend mit. Er sei im Krankenhaus festgenommen worden und soll am Montag einem Haftrichter vorgeführt werden. 

Ob sich der Beschuldigte bei der Begehung der mutmaßlichen Tat in einem psychischen Ausnahmezustand befunden hat, ist den Angaben zufolge Gegenstand der Ermittlungen. 

Bei dem Brand in der Nacht zum Sonntag im Marienkrankenhaus im Hamburger Stadtteil Hohenfelde sind drei Patienten im Alter von 84, 85 und 87 Jahren ums Leben gekommen. Nach aktuellem Kenntnisstand von Feuerwehr und Polizei wurden zudem 34 Menschen verletzt. Einer davon schwebt in Lebensgefahr. 

Das Feuer war im Erdgeschoss der Klinik in einem Zimmer auf der geriatrischen Station ausgebrochen, die auf die Versorgung älterer Patientinnen und Patienten spezialisiert ist. 

Der Brandort wurde beschlagnahmt. Am Vormittag waren Brandermittler des Landeskriminalamtes vor Ort und sicherten Spuren. Die Brandstelle wurde mit rot-weißem Flatterband abgesperrt. 

Brandermittler des LKA sicherten Spuren.
Brandermittler des LKA sicherten Spuren. Bild: Bodo Marks/dpa

Verletzte in Notaufnahme der Klinik gebracht

Der Brand war am frühen Sonntagmorgen bereits nach etwa 20 Minuten gelöscht. Auch die Rettungsmaßnahmen waren am Morgen abgeschlossen. Teile des Krankenhauses mussten wegen des Feuers evakuiert werden. Die verletzten Patientinnen und Patienten wurden größtenteils in der Notaufnahme der Klinik versorgt, zwei wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht. 

Die übrigen stationären und ambulanten Versorgungsbereiche sind nach Angaben des Krankenhauses nicht betroffen und laufen regulär weiter.

Ein Feuerwehrmann hilft einem Patienten in einem Zimmer des Krankenhauses.
Ein Feuerwehrmann hilft einem Patienten in einem Zimmer des Krankenhauses. Bild: Steven Hutchings/dpa

Rauch in allen vier Etagen

Einem dpa-Reporter vor Ort zufolge brannte ein Zimmer der Klinik augenscheinlich komplett aus. Aus dem Zimmer breiteten sich die Flammen an der Fassade auf den ersten Stock des Gebäudes aus. Das komplette Ausmaß des Sachschadens war zunächst unklar. 

Der vom Brand im Erdgeschoss verursachte Rauch sei in alle vier Etagen des betroffenen Gebäudes gezogen, sagte der Feuerwehrsprecher. Auch die angrenzenden Gebäude wurden kontrolliert und dort untergebrachte Patientinnen und Patienten untersucht.

Menschen über Fenster gerettet

Die Feuerwehr war mit einem Großaufgebot von etwa 160 Einsatzkräften vor Ort. Die Rettung der Betroffenen erfolgte über Drehleitern, tragbare Leitern und über die Flure mit sogenannten Fluchthauben. "An den Fenstern waren mehrere Personen, also Patientinnen und Patienten, die da um Hilfe gerufen haben", sagte der Feuerwehrsprecher. Das Feuer sei nach etwa 20 Minuten gelöscht gewesen. 

Das katholische Marienkrankenhaus ist eigenen Angaben zufolge eines der größten konfessionellen Krankenhäuser Norddeutschlands. Es hat demnach rund 600 Betten und behandelt jedes Jahr etwa 93.000 Patientinnen und Patienten. Die Klinik gehört zur gemeinnützigen Ansgar-Gruppe, deren Gesellschafter das Erzbistum Hamburg ist. 

Klinik-Geschäftsführer: Wollen schnelle Aufklärung 

Klinik-Geschäftsführer Christoph Schmitz erklärte in einer Mitteilung, das Krankenhaus arbeite eng mit den zuständigen Behörden zusammen, um den Vorfall aufzuklären. Zudem würden alle erforderlichen Schritte unternommen, um die Sicherheit in der Klinik langfristig weiter zu gewährleisten. Die Sicherheit der Patientinnen und Patienten habe oberste Priorität, sagte Schmitz. "Wir haben sofortige Maßnahmen ergriffen, um eine weitere Gefährdung zu verhindern." 

Die Feuerwehr war mit einem Großaufgebot im Einsatz.
Die Feuerwehr war mit einem Großaufgebot im Einsatz. Bild: Steven Hutchings/dpa

Erzbischof äußert sich betroffen - Innensenator dankt Einsatzkräften

Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) sprach sich ebenfalls für eine schnelle und lückenlose Aufklärung der Brandursache aus. "Auch, um künftig besser schützen zu können", schrieb Grote im Kurznachrichtendienst X. Er dankte den Einsatzkräften, die unter schwierigsten Bedingungen Schlimmeres verhindert hätten. Seine Gedanken seien bei den Angehörigen der Opfer und den Verletzten. "Diesen wünsche ich eine schnelle und vollständige Genesung." 

Erzbischof Stefan Heße erklärte: "Ich bin zutiefst entsetzt und sehr traurig. Mit meinen Gedanken und meinem Gebet bin ich bei den Toten und Verletzten." Heße dankte allen Einsatzkräften der Feuerwehr und des Rettungsdienstes für den schnellen und professionellen Einsatz. Der Erzbischof bat die Gemeinden, in den Sonntagsgottesdiensten für die Toten, Verletzten, Angehörigen und Mitarbeitenden zu beten. Heße besuchte am Nachmittag die Klinik. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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