QR Code
Jetzt App herunterladen!
Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen
Panorama

JVA-Probleme: Anwälte werfen Politik Untätigkeit vor

Wegen Misshandlungsvorwürfen wird gegen Justizbeamte der JVA Augsburg-Gablingen ermittelt. Die Anwälte der beschuldigten stellvertretenden Gefängnischefin werfen der Politik vor, dass sie wegschaue.

München.

Nach den Misshandlungsvorwürfen gegen bayerische Justizvollzugsbeschäftigte haben die Verteidiger einer beschuldigten stellvertretenden Gefängnischefin die Vorwürfe erneut zurückgewiesen. Sie warfen den Politikern vor, nichts gegen die Probleme im Strafvollzug zu unternehmen.

Gegen die mittlerweile suspendierte Beamtin der Justizvollzugsanstalt (JVA) Augsburg-Gablingen sowie weitere Mitarbeiter der Haftanstalt wird wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt ermittelt. Die Mandantin habe sich an die Vorschriften und geltendes Recht gehalten, sagte Rechtsanwalt Holm Putzke dazu in München.

Anwälte: Viele Insassen gehören in Kliniken, nicht in eine JVA

Die Augsburger Staatsanwaltschaft hatte die JVA im Oktober mehrfach durchsucht und mögliche Beweise sichergestellt, insgesamt wird mittlerweile gegen 16 Mitarbeiter der JVA ermittelt. Hauptsächlich gibt es den Verdacht, dass Häftlinge in sogenannten "besonders gesicherten Hafträumen" misshandelt worden sein könnten. Dabei handelt es sich um Zellen, in die suizidgefährdete oder gewalttätige Häftlinge vorübergehend verlegt werden. Die Häftlinge sollen in diesen Zellen mitunter nackt und ohne Ausstattung wie Matratzen untergebracht worden sein.

Putzke sowie seine Kollegen Thomas Krimmel und Alexander Stevens erklärten, dass in Gablingen und in anderen Haftanstalten viele Insassen seien, die Drogenprobleme hätten oder psychisch krank seien. Teils würden sich diese Personen auf heftigste Weise selbst verletzen. Diese Gefangenen gehörten eigentlich in Bezirkskrankenhäuser und nicht in eine JVA. "Das weiß die Politik, aber sie tut nichts", meinte Putzke. "Man nimmt das so hin."

Die Kliniken hätten hingegen keine Kapazitäten. Auch das Justizministerium kenne das Problem und unternehme nichts. Die Justizbeschäftigten vor Ort müssten dann mit diesen Menschen umgehen. Dafür müssten sie die Häftlinge dann in den gesicherten Hafträumen unterbringen. Dies sei allgemein gelebte Praxis in JVAs.

Die drei Verteidiger kritisierten insbesondere das System, in dem ihre Mandantin ihre Arbeit habe erledigen müssen. Zu den konkreten Vorwürfen äußerten sie sich nicht. Die Rechtsanwälte verwiesen darauf, dass sie bislang von der Staatsanwaltschaft auch keine Akteneinsicht dazu erhalten hätten.

Bayerns Justizminister Eisenreich berichtete über Mängel

Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) hatte in der vergangenen Woche einen Bericht zu den Vorwürfen im Landtag in München abgegeben. Eisenreich hatte dabei auch Mängel eingeräumt. Er sieht insbesondere das bisherige System der Überwachung von den Haftanstalten im Freistaat als unzureichend an. Er kündigte Änderungen auch bei der Kontrolle der Unterbringung in den "besonders gesicherten Hafträumen" an.

Gegen die JVA-Leiterin von Gablingen wird nicht strafrechtlich ermittelt. Allerdings hat das Justizministerium die Gefängnischefin dennoch mittlerweile vom Dienst freigestellt. Der Leiterin wird vorgeworfen, dass sie in der Vergangenheit zu wenig in dem Gefängnis vor Ort war und zu viel im Home-Office gearbeitet habe. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
Das könnte Sie auch interessieren
29.11.2024
3 min.
JVA Gablingen: 17 Beschuldigte - darunter nun auch Leiterin
Seit Wochen gibt es Vorwürfe gegen Mitarbeiter im bayerischen Justizvollzug. Die Zahl der Beschuldigten stieg nun auf 17. (Symbolbild)
Verstörende Vorwürfe aus dem Gefängnis in Augsburg-Gablingen machen seit Wochen Schlagzeilen. Und der Skandal weitet sich aus.
06.12.2024
3 min.
Mutmaßlicher IS-Anhänger in Augsburg festgenommen
Der Christkindlesmarkt in Augsburg ist unter anderem mit Pollern gesichert.
Wegen Hinweisen auf Kontakte zur Terrorgruppe Islamischer Staat nehmen Polizisten einen Iraker in Augsburg fest. Ging von ihm eine Gefahr für den Weihnachtsmarkt in der Stadt aus?
17:25 Uhr
2 min.
Frau bei Zugunglück im Erzgebirge schwer verletzt - Rettungshubschrauber im Einsatz
In Stollberg ist am Freitag eine Frau von einem Zug erfasst worden.
Einen Großeinsatz von Rettungskräften hat es nach einem Zugunglück am Freitag am Bahnhof in Stollberg gegeben. Was ist bisher bekannt?
Katrin Hofmann, Jürgen Freitag
12:42 Uhr
4 min.
Grünen-Chef lädt Merz zum Bier ein
Grünen-Chef Banaszak will Merz kennenlernen. (Archivbild)
In drei Bundesländern regieren Union und Grüne zusammen. Geht da was auf Bundesebene? Beide Seiten betonen Unterschiede. Der neue Grünen-Chef will Unionskanzlerkandidat Merz erst einmal kennenlernen.
12:38 Uhr
3 min.
Bis zu 20 Vermisste bei Explosion in Wohngebäude in Den Haag
Nach einer Explosion und einem Brand in einem Wohngebäude in Den Haag wurden zunächst vier Verletzte geborgen.
Nach einer Explosion stürzt ein Wohngebäude in Den Haag teils ein und ein Brand bricht aus. Es gibt vier Verletzte, die Feuerwehr sucht nach möglichen weiteren Opfern. Und die Polizei hat eine Spur.
06:12 Uhr
4 min.
Brennende Lagerhalle in Halsbrücke: Behörde ändert Warnstufe vor starker Rauchentwicklung in Freiberg und Umgebung
Update
Das Drohnenbild vom Samstagvormittag zeigt das Ausmaß des Brandes in Halsbrücke bei Freiberg.
In den frühen Morgenstunden des Samstags ist in einem Metallverarbeitungsbetrieb nahe der S 196 ein Feuer ausgebrochen. In ganz Mittelsachsen heulten die Sirenen. Gibt es Informationen zur Umweltbelastung?
Thomas Kaufmann, Steffen Jankowski und Marcel Schlenkrich
Mehr Artikel