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Seit einiger Zeit gilt ein Waffenverbot im Bereich des Hauptbahnhofs. (Archivbild)
Seit einiger Zeit gilt ein Waffenverbot im Bereich des Hauptbahnhofs. (Archivbild) Bild: Georg Wendt/dpa
Panorama
Messerangriff in Hamburg: Verdächtige war in Psychiatrie

An einem vollen Bahnsteig im Hamburger Hauptbahnhof werden 15 Menschen mit einem Messer verletzt, weitere kommen zu Schaden. Die Verdächtige war Behörden bereits bekannt.

Hamburg.

Nach dem Messerangriff im Hamburger Hauptbahnhof mit 18 Verletzten kommen immer mehr Erkenntnisse zur Vorgeschichte der Verdächtigen ans Licht. Wie ein Sprecher des niedersächsischen Gesundheitsministeriums bestätigte, wurde die Frau am Tag vor der Attacke aus einer Psychiatrie im Landkreis Cuxhaven entlassen. Dort war sie zuvor behandelt worden. 

Nach Auskunft der Klinik gab es zum Zeitpunkt der Entlassung keinen medizinischen Befund, der eine weitere Unterbringung gerechtfertigt hätte. Über ihre Krankheit macht das Ministerium zum Schutz der Persönlichkeitsrechte und wegen der ärztlichen Schweigepflicht keine weiteren Angaben. 

Derweil hat die Verdächtige die Tathandlung vor dem Haftrichter inzwischen eingeräumt. Das teilte eine Sprecherin der Generalstaatsanwaltschaft Hamburg auf Anfrage mit. Die 39-Jährige war am Freitagabend festgenommen worden, nachdem sie am Bahnsteig wahllos um sich gestochen haben soll. 

Ein Haftrichter hatte die Unterbringung der Verdächtigen in einer psychiatrischen Klinik angeordnet. Der Unterbringungsbefehl laute auf versuchten Totschlag in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung in 15 Fällen, teilte die Polizei mit.

Tatverdächtige war drei Wochen in Klinik

"Der Unterbringungsbefehl bezieht sich auf die Personen, die unmittelbar mit dem Messer verletzt wurden und dadurch Schnitt- oder Stichverletzungen unterschiedlicher Schwere erlitten haben", erklärte die Polizei in ihrer Mitteilung. Insgesamt seien 18 Menschen in Krankenhäuser gebracht worden - die übrigen erlitten demnach aber andere Verletzungen, "beispielsweise durch einen Sturz oder Schock". 

Die Frau sei Anfang Mai hilflos gefunden worden, teilte ein Sprecher des niedersächsischen Gesundheitsministeriums mit. Sie sei daraufhin eingewiesen und für drei Wochen in einer Klinik behandelt worden.

Die Verdächtige räumte die Tathandlung vor dem Haftrichter ein. (Symbolbild)
Die Verdächtige räumte die Tathandlung vor dem Haftrichter ein. (Symbolbild) Bild: Georg Wendt/dpa

Bevor jemand aus einer Psychiatrie entlassen wird, werden laut Ministerium verschiedene medizinische, rechtliche und soziale Aspekte abgewogen. Im Zentrum steht die Frage, ob der Patient oder die Patientin nach der Entlassung eine Gefahr für sich oder andere darstellen könnte. Im Fall der Verdächtige hätten die Ärzte keinen Grund gesehen, die 39-Jährige weiter in der Klinik zu behalten. "Eine freiwillige Weiterbehandlung war nicht angestrebt."

Mehrere Verletzte wieder aus Krankenhäusern entlassen

Drei Frauen im Alter von 24, 52 und 85 Jahren und ein 24 Jahre alter Mann waren lebensgefährlich verletzt worden. Sie befinden sich inzwischen alle in einem stabilisierten Zustand, wie die Polizei bereits am Samstag mitteilte. Zudem wurden sieben Menschen schwer und weitere sieben Menschen leicht verletzt. 

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher sprach davon, dass einige der Verletzten die Krankenhäuser wieder verlassen konnten. Zu dem Gesundheitszustand der Verletzten gab es am Sonntag zunächst keine neuen Informationen. 

Tatverdächtige hat wohl keinen festen Wohnsitz

Die Tatverdächtige soll früheren Angaben der Polizei zufolge nicht politisch motiviert gewesen sein. "Vielmehr bestehen inzwischen sehr konkrete Hinweise auf eine psychische Erkrankung der Tatverdächtigen", hatte die Polizei mitgeteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte ihre Unterbringung beantragt. 

Die Verdächtige hat laut Polizei "nach den bisherigen Erkenntnissen" keinen festen Wohnsitz. Wie ein Sprecher des niedersächsischen Innenministeriums auf Anfrage mitteilte, soll die Frau gebürtig aus Niedersachsen kommen. Sie sei dort seit 2021 immer wieder polizeilich aufgefallen. "Unter anderem erschien sie mehrfach auf Polizeidienststellen und zeigte dabei deutliche Anzeichen einer psychischen Erkrankung."

Laut Polizei wurden 18 Menschen verletzt. (Archivbild)
Laut Polizei wurden 18 Menschen verletzt. (Archivbild) Bild: Christian Charisius/dpa

Im vergangenen Jahr leitete die Polizei mehrere Strafverfahren gegen die Verdächtige ein, wie das Ministerium weiter mitteilte. Dabei sei es jedoch nie um den Einsatz eines Messers gegangen. Auch waffenrechtliche Erlaubnisse liegen der Behörde nach eigenen Angaben nicht vor.

Mutige Helfer greifen im Hauptbahnhof ein

Zum Zeitpunkt der Tat am frühen Freitagabend war der Bahnsteig zwischen den Gleisen 13 und 14 voller Menschen. Dass die Attacke nicht noch mehr Menschen traf, ist dem mutigen Eingreifen von zwei Passanten zu verdanken. "Durch das sehr schnelle Eingreifen zweier Passanten, die sich auf dem Bahnsteig befanden, (...) konnte der Angriff unterbrochen werden", teilte die Polizei mit.

Einsatzkräfte hätten die 39-Jährige im Anschluss schnell festnehmen können. Sie habe sich widerstandslos festnehmen lassen und soll nach bisherigen Erkenntnissen alleine gehandelt haben. Das Tatmesser sei sichergestellt worden.

Der Hamburger Hauptbahnhof gehört mit mehr als 500.000 Reisende pro Tag zu den am stärksten frequentierten Verkehrsknotenpunkten in Deutschland. Im freitäglichen Feierabendverkehr herrscht dort regelmäßig dichtes Gedränge. Am Freitag begannen in Hamburg einwöchige Schulferien. 

Messer seit einiger Zeit verboten

Seit dem 1. Oktober 2023 sind Messer im Bereich des Hauptbahnhofs verboten. Laut Bundespolizei zählte der Verkehrsknotenpunkt 2022 zu den gefährlichsten Bahnhöfen in Deutschland. 

Inzwischen hat sich die Lage nach offiziellen Angaben verbessert. Die Zahl der Gewalttaten sank im vergangenen Jahr um knapp ein Viertel (24,2 Prozent) auf 546, wie die Bundesregierung im Februar auf eine Anfrage der AfD-Bundestagsfraktion mitteilte. Allerdings verdoppelte sich die Zahl der Gewalttaten, bei denen ein Messer eingesetzt wurde, fast von 12 auf 23 Fälle.

Alltag wenige Stunden nach der Attacke

Der Bahnverkehr läuft seit dem frühen Samstagmorgen wieder wie gewohnt. Die Gleise sind entsprechend voll. Am Tatort, also dem Bahnsteig zwischen Gleis 13 und 14, war am nächsten Morgen von der Attacke kaum noch etwas zu sehen. Lediglich kleinere Blutspuren am Boden zeugten von der grausamen Tat. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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