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Panorama
Nach Sturm-Chaos: Bahn-Verkehr in Berlin beruhigt sich

Wegen vieler umgestürzter Bäume haben die Einsatzkräfte in Berlin und Brandenburg ordentlich zu tun. Im S-Bahn-Verkehr gibt es noch vereinzelt Ausfälle und Verspätungen.

Berlin.

Nach dem heftigen Sturm in Berlin und Umland mit mindestens einem Todesopfer und mehreren Verletzten normalisiert sich die Lage. Wegen des Unwetters war am Montag der komplette S-Bahn-Verkehr in der Hauptstadt über Stunden eingestellt worden. Umgestürzte Bäume hatten im Feierabendverkehr mehrere Strecken blockiert. Erst am Abend fuhren wieder erste S-Bahnen. 

Betroffen waren zudem Regional- und Fernzüge. Inzwischen komme es nur noch vereinzelt zu Ausfällen und Verspätungen bei der S-Bahn, teilte ein Bahn-Sprecher mit. Der Deutsche Wetter-Dienst (DWD) hatte eigenen Angaben zufolge schon am Sonntag vor hohen Windstärken gewarnt. 

Wie stark war das Unwetter?

Der Deutsche Wetterdienst erklärte, die höchste Windgeschwindigkeit sei am Montag an der Freien Universität Berlin mit 108 Kilometern pro Stunde gemessen worden. Das entspreche Windstärke 11 und orkanartigen Böen, sagte ein Sprecher. Auch in Berlin-Tempelhof seien Windgeschwindigkeiten von über 100 Stundenkilometern gemessen worden. Bei dem heftigen Sturm knickten Bäume um, Äste wurden auf Straßen und Wege geweht.

Der DWD habe in seinem Lagebericht schon am Sonntag davor gewarnt, dass Windgeschwindigkeiten von 80 bis 100 Stundenkilometern erreicht und orkanartige Böen um 105 km/h nicht ausgeschlossen werden könnten, erklärte Meteorologe Stefand Rubach. Der Lagebericht sei in der Warnwetter-App des DWD zu finden. Auch am Montagvormittag habe der DWD vor schweren Sturmböen am Nachmittag gewarnt. "Vorhersagetechnisch war das eine Punktlandung", sagte Rubach. 

Derweil sieht Berlins Innensenatorin Iris Spranger noch offene Fragen, auch in Bezug auf den DWD. "Wir haben gestern wirklich die Situation gehabt, dass alle Fahrzeuge in Berlin unterwegs waren. Wir hatten einen sehr starken Ausnahmezustand", sagte die SPD-Politikerin im Anschluss an die jüngste Senatssitzung. So wie am Montag sei die Situation selten und müsse deshalb noch einmal analysiert werden. "Auch ich möchte natürlich wissen, war das jetzt eine Fehleinschätzung des Deutschen Wetterdienstes?", fragte Spranger. 

Wie viele Opfer gab es? 

In Berlin gab es mindestens ein Todesopfer: Im Spandauer Forst traf ein umstürzender Baum ein Auto und verletzte die 55-jährige Frau darin tödlich, wie die Polizei mitteilte. Eine 59 Jahre alte Radfahrerin wurde in der Clayallee in Dahlem von einem umstürzenden Baum getroffen. "Wir hatten ebenfalls eine Person, die in der Nähe des Tegeler Forstes auch von herabstürzenden Ästen getroffen wurde und nur mit Hilfe unseres Rettungshubschraubers und der Rettungswinde dort aus dem Waldgebiet befreit werden konnte", so ein Feuerwehrsprecher. In Spandau wurde eine 30-Jährige von einem herabstürzenden Ast getroffen. Sie wurde mit lebensbedrohlichen Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht und dort notoperiert.

In der Nähe von Neuzelle (Oder-Spree) wurde der Fahrer eines Güterzugs leicht verletzt, wie eine Sprecherin der Polizei-Leitstelle mitteilte. Der Güterzug war gegen 18.50 Uhr gegen einen umgestürzten Baum gefahren, der auf den Schienen lag. Dabei sei der Triebwagenführer leicht verletzt worden und in ein Krankenhaus gekommen. Die Strecke war demnach fast eineinhalb Stunden gesperrt und wurde von der Feuerwehr geräumt. 

Die Feuerwehr in Brandenburg hatte zunächst von einem weiteren tödlichen Autounfall im Havelland berichtet, ihre Angaben später jedoch korrigiert. Es habe sich im Nachhinein geklärt, dass es sich um den Unfall der gestorbenen Frau in Berlin handelte. Der Unfallort liegt knapp einen halben Kilometer vor der Landesgrenze auf Berliner Stadtgebiet, wie die Polizei in der Bundeshauptstadt mitteilte.

Wie war die Lage?

Die Berliner Straßen waren voller Laub und kleinerer Äste. Auch ganze Bäume waren umgestürzt und es gab leichte Überschwemmungen. Die Stadt sei vom Unwetter flächendeckend betroffen, schilderte ein Sprecher der Berliner Feuerwehr, die über Stunden um Einsatz war. Demnach gab es rund 600 wetterbedingte Einsätze. 

Auch in Potsdam mussten die Einsatzkräfte viele Straßen und Wege von Ästen und Bäumen befreien. Die Feuerwehr rückte am Montagnachmittag nach eigenen Angaben innerhalb von vier Stunden zu rund 120 Einsätzen aus. Bei einem Großteil davon war demnach das Unwetter der Grund gewesen.

Insgesamt sei das Geschehen in Brandenburg intensiv gewesen. "Aber nicht so, dass es nicht beherrschbar war", so die Sprecherin. Niemand sei in Brandenburg schwer verletzt worden oder wegen des Unwetters gestorben. 

In Brandenburg war der Montag der blitzreichste Tag des bisherigen Jahres. Laut Zahlen des Informationsdienstes ALDIS/ BLIDS gab es 664 Erdblitze im Land. Blitze in den Wolken wurden dabei nicht gezählt, mehrfache Entladungen innerhalb eines Blitzes – Beobachter nehmen dies als Flackern wahr – gelten nur als insgesamt ein Blitz. In Berlin zählte das System 13 Erdblitze - das war der bisher zweithöchste Wert im laufenden Jahr.

Welche weiteren Folgen hat der Sturm? 

Durch die Berliner Wälder zu gehen und zu radeln, kann nach dem heftigen Sturm weiterhin gefährlich sein. Äste könnten herabstürzen oder geschädigte Bäume umfallen, teilte die Senatsverwaltung für Umwelt mit. Die Aufräum- und Sicherungsarbeiten der vier Berliner Forstämter liefen. Empfohlen werde, die Hauptwege zu nutzen und auf Kopfhörer zu verzichten. 

Der Friedhof in Berlin-Mahlsdorf und der Schlosspark Biesdorf wurden aus Sicherheitsgründen vorerst geschlossen. Durch herausgebrochene Kronenteile und abgebrochene Äste bestehe eine erhöhte Gefahr, hieß es vom Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf. Daher bleibt er aus Gründen der Sicherheit vorerst geschlossen.

Wie ist die Wettervorhersage?

Am Dienstag bleibt es in Berlin und Brandenburg weiter windig - orkanartig soll es laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) aber nicht mehr werden. Die Windböen sollen Geschwindigkeiten von bis zu 60 Kilometern pro Stunde erreichen. Am Himmel bleibt es weiterhin wolkig. Regen soll es nur vereinzelt geben. Dafür bleibt es warm: Die Meteorologen des DWD gehen von Höchsttemperaturen zwischen 20 und 25 Grad aus. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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