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Panorama
Österreich im Schock: Zehn Todesopfer bei Amoklauf an Schule

An einem Gymnasium in Graz fallen mehrere Schüsse, sofort rückt die Polizei aus. Vor Ort bietet sich ein schlimmes Bild - mehrere Menschen sind tot. In Österreich sitzt der Schock tief.

Graz.

Trauer und Entsetzen in Österreich: Bei einem Amoklauf an seiner ehemaligen Schule erschießt ein 21-Jähriger in Graz zehn Menschen und begeht anschließend Suizid. Sechs weibliche und drei männliche Opfer bestätigte die Polizei schon wenige Stunden nach der Tat vom Vormittag. Ob es sich um Schülerinnen und Schüler handelt, blieb zunächst offen. Eine Erwachsene erlag am Abend ihren schweren Verletzungen, wie das Universitätskrankenhaus Graz der österreichischen Agentur APA sagte. Elf weitere Personen wurden nach Polizeiangaben teils schwer verletzt.

Polizei stellt Abschiedsbrief sicher

Es handelt sich um eine weiterführende Schule für Teenager und junge Erwachsene. Dort waren rund 400 Schülerinnen und Schüler eingeschrieben und rund 40 Lehrkräfte tätig. Ob der Täter in Schulklassen oder Gängen schoss, sagte die Polizei zunächst nicht. Er habe zwei Waffen dabeigehabt, die er legal besessen habe.

Der Amokschütze hinterließ einen Abschiedsbrief. Die Polizei habe ein in analoger und digitaler Form vorliegendes Dokument sichergestellt, sagte der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, im ORF-Fernsehen. Das Schreiben gebe aber keinen Hinweis auf das Motiv des Schützen, so Ruf.

Medien hatten spekuliert, dass der junge Mann in seiner Schulzeit wohl gemobbt worden sei. Er war auf der Schule gewesen und wohnte im Großraum Graz. Man wisse, dass er die Schule nicht abgeschlossen habe, sagte Innenminister Gerhard Karner. Die Ermittlungen liefen auf Hochtouren.

Die Tat ereignete sich an einer Schule.
Die Tat ereignete sich an einer Schule. Bild: Heinz-Peter Bader/AP/dpa

Junge stellte sich bei Amoklauf tot

Der Vater eines Schülers der Schule sprach mit Reportern des Senders Puls24. Sein Sohn habe berichtet, dass der Täter in seinem Klassenzimmer schoss. Sein Sohn habe sich nach eigenen Angaben auf den Boden geworfen und tot gestellt. Er sei unverletzt geblieben. Sein zweiter Sohn sei erst nicht zu erreichen gewesen, berichtete der Vater, dem mehrfach die Stimme brach. Er habe sich dann aber unversehrt aus der Halle gemeldet, in die die überlebenden und nicht verletzten Schülerinnen und Schüler gebracht worden waren.

Kanzler: Schule muss "Ort des Friedens bleiben"

"Diese Tat trifft uns alle", sagte Österreichs Bundeskanzler Christian Stocker. Man müsse jetzt als Gesellschaft zusammenstehen. Heute gehe es um Mitgefühl und "die Kraft des Zusammenhalts." Die Schulen müssten "Orte des Friedens bleiben", sagte Stocker.

Österreichs Innenminister Gerhard Karner (l.) und Bundeskanzler Christian Stocker geben Details zum Amoklauf bekannt.
Österreichs Innenminister Gerhard Karner (l.) und Bundeskanzler Christian Stocker geben Details zum Amoklauf bekannt. Bild: Erwin Scheriau/APA/dpa

Der Ministerpräsident der Steiermark, Mario Kunasek (FPÖ), spricht sichtlich erschüttert von einer "unfassbaren Tragödie". Man müsse gemeinsam durch diese Stunden und Tage gehen. Das Leben vieler habe sich mit dem heutigen Tag "dramatisch verändert". Das Land Steiermark werde in den nächsten drei Tagen keine öffentlichen Veranstaltungen abhalten.

Der Tathergang

Gegen 10 Uhr gingen nach Polizeiangaben die ersten Notrufe ein, Anrufer berichteten von Schüssen und Schreien an der Schule. Innerhalb von Minuten seien Spezialeinheiten vor Ort gewesen, hätten das Gebäude gesichert und dann evakuiert. Laut Behörden waren 300 Polizeikräfte im Einsatz. Die Eltern und die unverletzten Schüler wurden nach Angaben der Stadt in umliegenden Hallen untergebracht und von Kriseninterventionsteams betreut.

Einsatzkräfte sind vor Ort.
Einsatzkräfte sind vor Ort. Bild: Erwin Scheriau/APA/dpa

Auf Bildern und Videos sind zahlreiche Rettungskräfte, Polizeikräfte und Beamte der Spezialeinheit rund um das Schulgebäude zu sehen. Auch mehrere Rettungshubschrauber waren im Einsatz. 

Staatstrauer: Flaggen auf halbmast gesetzt

Österreich wird der Opfer des Amoklaufs mit einer dreitägigen Staatstrauer gedenken, kündigte Bundeskanzler Stocker an. Am Mittwoch soll es eine landesweite Trauerminute geben. Flaggen wurden auf halbmast gesetzt.

"Der Amoklauf an einer Schule in Graz ist eine nationale Tragödie, die unser gesamtes Land tief erschüttert", schrieb Stocker auf der Plattform X. Es gebe keine Worte für den Schmerz und die Trauer. Dieser Horror sei nicht in Worte zu fassen, teilte auch Bundespräsident Alexander van der Bellen auf X mit. "Österreich trauert." 

Österreich verhängt dreitägige Staatstrauer.
Österreich verhängt dreitägige Staatstrauer. Bild: Helmut Fohringer/APA/dpa

Steinmeier: Deutsche Nachbarn "im Herzen bei Ihnen"

Auch Deutschlands Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach seine Anteilnahme aus. "Mit großer Bestürzung und tiefer Trauer habe ich von der Gewalttat in Graz erfahren, bei der so viele unschuldige Menschen ihr Leben verloren haben", hieß es in einem Kondolenzschreiben an seinen österreichischen Amtskollegen. "Ihre deutschen Nachbarn sind im Herzen bei Ihnen", so Steinmeier.

Ähnlich äußerte sich auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) in einem Telegramm an seinen Amtskollegen Stocker. "Es erschüttert mich zutiefst, dass junge Menschen so jäh aus dem Leben gerissen wurden", so Merz.

Amokfahrt vor knapp zehn Jahren in Graz

Graz wurde nun bereits zum zweiten Mal innerhalb weniger Jahre Schauplatz schwerster Gewalt. Im Juni 2015 war ein Mann mit seinem Auto bei hoher Geschwindigkeit über den Bürgersteig und Fußgängerzonen gefahren. Drei Menschen wurden getötet und 36 verletzt. Graz ist mit rund 300.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Österreichs. 

Theologe Schönborn: beten hilft

Der frühere Erzbischof von Wien, Kardinal Christoph Schönborn, sprach den Angehörigen der Opfer und Verletzten sein Mitgefühl aus. "Über all dem Schock, der Trauer und dem Bangen steht die große Frage: "Warum?" Wir finden darauf vermutlich keine befriedigende Antwort", schrieb der im Januar zurückgetretene Kardinal auf der Plattform X. "Beten hilft, zusammenzurücken und aufeinander zu schauen. Das Böse und der Tod werden nicht das letzte Wort haben." (dpa)

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