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Wenn Menschen sagen, sie vermeiden aktiv die Nachrichten, heißt das nicht, dass sie überhaupt keine Nachrichten mehr nutzen. (Archivbild)
Wenn Menschen sagen, sie vermeiden aktiv die Nachrichten, heißt das nicht, dass sie überhaupt keine Nachrichten mehr nutzen. (Archivbild) Bild: Fernando Gutierrez-Juarez/dpa
Panorama
Rekord: Mehr als zwei Drittel meiden Nachrichten

Zu viele Kriege, zu viele Bomben, zu viele Probleme: Gut 70 Prozent der Web-User gehen News zumindest gelegentlich aus dem Weg. Das ist ein Höchststand. Wissenschaftler sprechen von "Selbstschutz".

Hamburg.

Noch nie sind in Deutschland so viele Menschen ganz bewusst Nachrichten aus dem Weg gegangen wie in diesem Jahr. Das geht aus dem "Reuters Institute Digital News Report 2025" hervor. Das Leibniz-Institut für Medienforschung (Hans-Bredow-Institut) in Hamburg ist hiesiger Partner.

In der Umfrage haben 71 Prozent der erwachsenen Nutzerinnen und Nutzer des Internets angegeben, dass sie mindestens gelegentlich aktiv die Nachrichten vermeiden. 2024 waren es noch 69 Prozent gewesen.

Viele sind von den ganzen Kriegen erschöpft

Das mit Abstand wichtigste Motiv der Nachrichtenvermeidung stellen demnach die negativen Auswirkungen der Nachrichten auf die eigene Stimmung (48 Prozent) dar. 39 Prozent der Menschen, die Nachrichten vermeiden, geben an, dass zu viel über Kriege und Konflikte berichtet wird und dass sie von der Menge an Nachrichten erschöpft sind.

"Wenn Menschen sagen, sie vermeiden aktiv die Nachrichten, heißt das eben nicht, dass sie überhaupt keine Nachrichten mehr nutzen", erläuterte Medienforscherin Julia Behre als Mitverfasserin des Reports. "Im Gegenteil, es geht dabei eher um das selektive Vermeiden von bestimmten Nachrichtenthemen oder Nachrichtenquellen oder Nachrichten zu bestimmten Uhrzeiten."

Junge Leute fragen oft: Was hat das alles mit mir zu tun?

Während ältere Teilgruppen ab 55 Jahren häufiger als Grund für Nachrichtenvermeidung angeben, dass zu viel über Kriege und Konflikte berichtet wird (49 Prozent), sagen 18- bis 24-Jährige anteilig etwas häufiger, dass sie von der Menge an Nachrichten erschöpft sind (43 Prozent), dass die Nachrichten für ihr Leben nicht relevant zu sein scheinen, und sie das Gefühl haben, mit den Informationen nichts anfangen zu können (jeweils 19 Prozent).

Das allgemeine Interesse an Nachrichten ist im Jahr 2025 stabil geblieben. Wie bereits im Vorjahr sagen 55 Prozent der erwachsenen Internetnutzerinnen und -nutzer in Deutschland, dass sie überaus oder sehr an Nachrichten interessiert sind. Auch die allgemeine Reichweite von Nachrichten bleibt auf einem hohen Niveau: 91 Prozent konsumieren mehr als einmal pro Woche Nachrichten (2024: 89 Prozent).

Eigentlich ist man an Nachrichten weiter sehr interessiert

"Dieser Vermeidungsaspekt, wie wir ihn messen, sagt nichts zu genereller Nichtnutzung", sagte Co-Autor Sascha Hölig. "Er drückt eher aus, dass Menschen auf ihr mentales Wohlbefinden achten. Das heißt, sie informieren sich schon über die Weltlage und die Lage in Deutschland und auch über die lokale Lage, aber eben nicht 20 Mal am Tag, sondern lieber alle zwei Tage. Die meisten Menschen machen das aus reinem Selbstschutz." Um sich ein "bisschen wohler" zu fühlen, würden sie nicht ständig mit noch mehr Krieg und wieder neuen Bomben und neuen Angriffe und wieder Toten konfrontiert werden wollen.

Die Mehrheit kann KI-erstellte Nachrichten nicht leiden

Der Report fragte auch die Einstellungen in der Bevölkerung zu Künstlicher Intelligenz (KI) ab. Der Einsatz von KI im Journalismus wird überwiegend mit Skepsis begegnet. 54 Prozent der Befragten fühlen sich bei der Nutzung von Nachrichten, die hauptsächlich durch KI produziert wurden, eher oder sehr unwohl.

Etwas größer ist die Akzeptanz, wenn Nachrichten lediglich mit etwas Hilfe von KI, aber hauptsächlich von menschlichen Journalistinnen und Journalisten produziert wurden (34 Prozent).

Seit 2012 untersucht der "Reuters Institute Digital News Survey" jährlich in mittlerweile 48 Ländern generelle Trends und nationale Besonderheiten der Nachrichtennutzung. Pro Land wurden 2025 rund 2.000 Personen befragt. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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