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"Turmschatten" feierte Premiere beim Filmfest München.
"Turmschatten" feierte Premiere beim Filmfest München. Bild: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Panorama

"Turmschatten": Serie ohne Schwarz-Weiß-Malerei

Ein Holocaust-Überlebender verliert ein zweites Mal in seinem Leben seine Familie an Nazis - und sinnt auf Rache. Oder doch auf Gerechtigkeit? Die Serie "Turmschatten" stellt schwierige Fragen.

München.

Wenn ein Holocaust-Überlebender gewalttätige Neonazis brutal hinrichtet - auf welcher Seite steht man dann als Zuschauer? Die Serie "Turmschatten", die von diesem Freitag (15. November) an auf Sky Atlantic und beim Streaming-Anbieter Wow gezeigt werden soll, konfrontiert ihr Publikum mit komplizierten Fragen und einer komplexen Realität. 

Die Serie, die auf dem gleichnamigen Romandebüt des Münchner Autors Peter Grandl basiert, erzählt die Geschichte des Holocaust-Überlebenden und früheren Mossad-Agenten Ephraim Zamir (Heiner Lauterbach), der sich mit seiner Adoptivtochter in spe, Esther, in einem alten Wehrturm ein halbwegs familiäres Leben aufgebaut hat in dem Land, das ihm als Kind so unsägliches Leid bereitet hat. 

Lauterbach spielt KZ-Überlebenden

Zamir wurde als Kind gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder ins Konzentrationslager verschleppt, von der Mutter getrennt - und KZ-Arzt Josef Mengele für dessen Zwillingsexperimente ausgeliefert. Er überlebte - im Gegensatz zu seinem Bruder. 

Jahrzehnte später schlägt das Schicksal noch einmal in Form eines entfesselten Rechtsextemismus' zu, als Zieh-Tochter Esther durch Neonazis - Handlanger eines ebenso skrupellosen wie machtversessenen Chefs einer aufstrebenden rechten Partei - in ihrem Zuhause ermordet wird und Zamir ein zweites Mal seine Familie durch die Hand von Nationalsozialisten verliert. 

Die Internet-Gemeinde entscheidet über Leben und Tod

Er stellt zwei mutmaßliche Täter noch am Tatort, nimmt sie als Geiseln und fasst einen Plan: In einer Online-Abstimmung will er die Internet-Community über Leben und Tod der beiden Nazis entscheiden lassen. Haben sie es verdient, am Leben zu bleiben? Oder sollen sie hingerichtet werden? 

Damit das Publikum entscheiden kann, setzt Zamir sich in kammerspielartigen Szenen mit seinen beiden Kontrahenten und dabei vor allem mit dem wortgewandten Karl Rieger (stark: Klaus Steinbacher) auseinander. Ein Tribunal vor Live-Publikum, das Dank eines quotengeilen Privatsenders und seiner Programmdirektorin Carla Kleinfeld (Désirée Nosbusch) rund um die Uhr gesendet wird. 

Kleinfeld hat aber noch ein ganz anderes Ziel: Sie will den skrupellosen Parteichef, der bei der Neonazi-Vereinigung im Hintergrund die Strippen zieht, demaskieren - auch wenn ihr Chef Angst hat, der könne dem Sender mit seinem politischen Einfluss Ärger machen. 

Die Serie, die auf dem Filmfest München Premiere feierte, zeigt das erschütternd aktuelle Szenario einer aufstrebenden rechten Partei und wirft einen Blick in das Dunkel einer Welt, in der junge Männer vom Faschismus träumen. "Turmschatten" weigert sich konsequent, einfache Antworten zu geben. Wer ist denn der Böse in der Geschichte? Der Nazi, der von seinem Großvater Verschwörungstheorien eingetrichtert bekam, die ihn auch als Erwachsenen nicht loslassen? Oder der Holocaust-Überlebende, der auf Rache sinnt - und dabei möglicherweise furchtbare Fehler gemacht und den Falschen getroffen hat? 

"Dass es nicht nur schwarz oder weiß gibt bei Menschen", das sei die wichtigste Botschaft der Serie, sagt Produzent Thomas Peter Friedl, "es werden immer Menschen zusammenkommen, wo es eine Melange auch von verschiedenen Grautönen gibt". (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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