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Panorama
Unfall mit drei Toten im Kanal – Polizei untersucht Leichen

Riskante Flucht, zerstörtes Auto im Kanal, drei Tote: Was trieb den Fahrer zu diesem Manöver? Die Ermittler stehen vor einem Rätsel.

Braunschweig.

Nach dem Unfall mit drei Toten bei Braunschweig untersucht die Polizei die Leichen. Bei den Toten handle es sich um einen 25-Jährigen und einen 31-Jährigen aus Kroatien, sagte ein Sprecher der Polizei. Die Identität des dritten Mannes ist noch nicht abschließend geklärt. Die Ermittler gehen davon aus, dass er am Steuer des Fahrzeugs saß.

Polizei: Es war keine wilde Verfolgungsfahrt

Nach Angaben der Polizei entzog sich der Fahrer am Samstagmittag einer Kontrolle und ging aufs Gas. Die Beamten verloren das Auto aus dem Blick. "Die Polizei fährt in einem solchen Fall natürlich hinterher", sagte der Sprecher. Doch es sei keine wilde Verfolgungsfahrt gewesen. "Zum Zeitpunkt des Unfalls war kein Polizeiwagen in der Nähe." Etwa zehn Minuten später gingen bei der Polizei mehrere Notrufe ein. 

Die Beamten können die Unfallfahrt nur im Nachhinein rekonstruieren: Der Fahrer soll auf der Flucht vor der Polizei viel zu schnell unterwegs gewesen sein und mehrere Autos auf der Bundesstraße 4 von rechts überholt und touchiert haben. Die Straße ist eng, es gibt nur jeweils eine Fahrbahn pro Richtung. 

Mann kämpft ums Überleben

Laut Polizei fuhr der Wagen in die Leitplanke und geriet in den Gegenverkehr, wo er frontal mit einem anderen Auto zusammenstieß. Das Unfallauto durchschlug das Brückengeländer und stürzte in den Mittellandkanal. Die drei Insassen des abgestürzten Autos mit Münchner Kennzeichen starben noch an der Unfallstelle. 

Im entgegenkommenden Auto saßen eine 47-jährige Frau und ein 53-jähriger Mann aus Hamburg. Die Frau liegt laut Polizei schwer verletzt im Krankenhaus, ist aber außer Lebensgefahr. Der Mann wurde mit einem Rettungshubschrauber in eine Klinik geflogen, sein Zustand sei weiterhin kritisch. 

Fünf Fahrzeuge waren an dem Unfall beteiligt. Auf Bildern von der Unfallstelle ist ein völlig zerstörtes schwarzes Auto zu sehen. Der Unfallwagen lag über Stunden am Grund des Mittellandkanals und wurde erst am späten Samstagabend aufwendig geborgen. 

Stundenlange Bergung aus dem Wasser

Mehrere Notfallseelsorger kümmerten sich um Zeugen und begleiteten die Einsatzkräfte. "Kein Kollege, der dort war, hat sowas schon mal erlebt", sagte ein Sprecher der Feuerwehr. "Das ist auf jeden Fall ein komplizierter Einsatz gewesen." 

Taucher suchten am Samstagabend den Kanal nach Leichen ab. Zunächst sei nicht klar gewesen, wie viele Menschen bei dem Unfall ums Leben kamen und auf dem Grunde des Kanals liegen. Ein Mann trieb laut Feuerwehr leblos an der Oberfläche des Wassers, zwei weitere Leichen waren im Auto eingeklemmt. Die Taucher konnten erst nur einen der toten Männer aus dem Wrack im Kanal befreien.

Die Bergung war laut Feuerwehr kompliziert.
Die Bergung war laut Feuerwehr kompliziert. Bild: Stefan Sobotta/dpa

Die Einsatzkräfte forderten ein Bergungsschiff und einen Spezialkran an, um den Wagen mit der Leiche aus dem Wasser zu bergen. Das Schiff machte nach der Bergung einem Feuerwehrsprecher zufolge in einem Hafen fest, erst dort konnten die Einsatzkräfte die dritte Leiche aus dem Fahrzeug holen.

Während des Einsatzes war der Schiffsverkehr auf dem Mittellandkanal unterbrochen, auch die Bundesstraße war stundenlang komplett gesperrt. Der Unfall ereignete sich unweit des Autobahnkreuzes Braunschweig-Nord.

Viele offene Fragen

In den sozialen Netzwerken kursiert ein Video des Unfalls. Die Kamera eines Schiffs auf dem Kanal hatte den Sturz des Fahrzeugs in den Kanal aufgezeichnet. Die Aufnahmen werden bei der Rekonstruktion des Unfalls berücksichtigt, wie der Polizeisprecher mitteilte. 

Die Polizei ermittelt die Hintergründe des Unfalls an der Brücke.
Die Polizei ermittelt die Hintergründe des Unfalls an der Brücke. Bild: Swen Pförtner/dpa

Die Ermittler werden Anfang der Woche das Unfallfahrzeug untersuchen, kündigte der Sprecher an. Wie die Ermittlungen dann weitergehen, hängt auch von dem noch ausstehenden Gutachten eines Sachverständigens ab. Der Fall wird voraussichtlich an die Staatsanwaltschaft übergeben, die über eine Obduktion der Toten entscheiden wird.

Noch sind viele Fragen offen - allen voran, warum der Unfallfahrer sich einer Polizeikontrolle nur Minuten vor dem Zusammenstoß entzogen hat und warum er zu dem riskanten Überholmanöver ansetzte. "Das müssen erst noch die weiteren Ermittlungen zeigen", sagte der Sprecher der Polizei. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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