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Die Berliner Grünen wollen die Sicherheit für weibliche Fahrgäste verbessern und schlagen spezielle Frauenabteile in der U-Bahn vor. (Archivbild)
Die Berliner Grünen wollen die Sicherheit für weibliche Fahrgäste verbessern und schlagen spezielle Frauenabteile in der U-Bahn vor. (Archivbild) Bild: Niklas Graeber/dpa
Panorama

Vorbild Tokio: Berliner Grüne wollen U-Bahn-Wagen für Frauen

In Tokio gibt es zur Rushhour Extra-Abteile für Frauen, um sie im Gedränge besser vor männlichen Übergriffen zu schützen. Berlins Grüne bringen die Idee nun auch für die deutsche Hauptstadt ins Spiel.

Berlin.

Nach dem Vorbild der japanischen Hauptstadt Tokio haben die Berliner Grünen spezielle Frauenabteile in den U-Bahnen Berlins ins Spiel gebracht. "In den vergangenen Monaten gab es sehr schreckliche Übergriffe auf Frauen, bis hin zu einer Vergewaltigung in der U-Bahn-Linie 3", sagte die Grünen-Sprecherin für Verkehrspolitik im Abgeordnetenhaus, Antje Kapek. "Nicht alleine dies ist Anlass zu sagen, wir brauchen mehr Schutz von Frauen, damit sich alle sicher im Nahverkehr fühlen." Zuvor hatte die Zeitung "B.Z." berichtet.

Mehr Schutz für Frauen in der Rushhour

In den Frauen vorbehaltenen Wagen sollen Kapek zufolge weibliche Fahrgäste vor männlichen Übergriffen insbesondere in den Hauptverkehrszeiten besser geschützt sein. "Hier haben sie einen Schutzraum, der es ihnen ermöglicht, auch in der Rushhour, auch bei großem Gedränge ohne Antatschen oder Übergriffe mit der U-Bahn zu fahren", betonte Kapek. Insbesondere in den Abendstunden, wenn es besonders eng sei, sei es für Frauen oft unangenehm. Auch zu Nachtzeiten nehme die Zahl der Übergriffe zu.

Bisher handelt es sich bei dem Vorschlag lediglich um eine Idee des Grünen-Landesverbands. Die Partei ist seit der jüngsten Wahl zum Abgeordnetenhaus - dem Berliner Landesparlament - im vergangenen Jahr nicht mehr Teil der Landesregierung. Zwischen Ende 2016 und April 2023 führte die Partei indes die Senatsverwaltung für Verkehr.

Grünen-Abgeordnete Antje Kapek setzt auf eine politische Debatte zu ihren Vorschlägen. (Archivbild)
Grünen-Abgeordnete Antje Kapek setzt auf eine politische Debatte zu ihren Vorschlägen. (Archivbild) Bild: Fabian Sommer/dpa

Vergewaltigung in der U3 im Frühjahr

Hintergrund des Vorschlags ist unter anderem eine Vergewaltigung im Frühjahr dieses Jahres in einer Berliner U-Bahn. Ein 33 Jahre alter Mann wird verdächtigt, eine Frau auf der Linie U3 im Stadtteil Zehlendorf zunächst sexuell genötigt und anschließend vergewaltigt zu haben. Nach der Tat soll er das Fahrzeug verlassen haben und mit dem Bus weiter gefahren sein. Nach einer öffentlichen Fahndung wurde der mutmaßliche Vergewaltiger wenige Wochen später gefasst.

Vorbild Japan

In Tokio besteht das Modell Kapek zufolge aus zwei Elementen. "Zum einen habe ich klar ausgewiesene Abteile in der U-Bahn, die für Frauen und ihre Kinder oder auch Rollstuhlfahrende reserviert sind in bestimmten Zeiten", erläuterte die Abgeordnete. Zudem werde aber auch personell aufgestockt. So fahre im entsprechend umgewidmeten Abteil auch stets eine aufpassende Person mit.

Ein solches Modell könne sich die Politikerin auch für Berlin vorstellen. "Wir brauchen dazu natürlich auch auf den Bahnhöfen noch mal spezielle Kennzeichnungen, um zu sagen, hier ist ein Bereich auf dem Bahnhof, wo Frauenabteile halten, und die werden auch speziell videoüberwacht."

Weitere Beispiele

Neben Tokio gibt es zahlreiche weitere Beispiele für getrennte Frauenbereiche in Zügen. In der indischen Großstadt Neu-Delhi etwa gibt es solche Frauenwaggons in der U-Bahn. Diese sind allerdings in der Regel nicht über Türen oder andere Abgrenzungen vom Rest des Zuges getrennt. Auch in der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro sind an Werktagen zu Hauptverkehrszeiten einzelne Waggons weiblichen Fahrgästen vorbehalten. In Nachtzügen der Österreichischen Bundesbahnen können Frauen sogenannte Damenabteile buchen, in denen sie unter sich bleiben.

In Deutschland hatte vor einigen Jahren das Eisenbahnunternehmen Transdev Frauenabteile für die Mitteldeutsche Regionalbahn in Sachsen angekündigt. Ob diese noch bestehen, blieb am Mittwoch zunächst offen.

BVG sieht Vorschlag skeptisch

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) sehen den Vorschlag der Abgeordneten skeptisch und halten die bisherigen Sicherheitsvorkehrungen in ihren Fahrzeugen für ausreichend. "Wir arbeiten mit vollem Einsatz daran, dass alle Fahrgäste jederzeit sicher und mit einem guten Gefühl ans Ziel kommen. Das ist unser Anspruch", teilte das Unternehmen auf Anfrage mit.

"Wer sich unwohl fühlt oder Hilfe benötigt hat auf jedem Bahnhof zu jeder Tages- und Nachtzeit die Möglichkeit, über die Notruf- und Informationssäulen direkten Kontakt zu unseren Mitarbeitenden und der Sicherheitsleitstelle aufzunehmen", hieß es. Die BVG verwies zudem auf rund 250 Sicherheitsbeschäftigte, die rund um die Uhr im Einsatz seien. "Schwerpunktbahnhöfe werden dauerhaft Tag und Nacht besetzt, zusätzlich alle Endbahnhöfe zwischen 20 und 5 Uhr."

Konkrete Umsetzung bleibt offen

Tatsächlich ergeben sich aus dem Vorschlag von Kapek einige ungeklärte Fragen. Wie soll die Trennung in Zügen umgesetzt werden, die keine Abgrenzungen zwischen den einzelnen Wagenteilen haben? Gibt es genügend Kapazitäten für zusätzliches Sicherheitspersonal, das in den Waggons mitfahren soll? Für Antworten setzt die Grünen-Abgeordnete auf eine politische Debatte.

Aus Sicht des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen ist das aber kein spezifisches Thema des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). "Wir müssen in allen Lebensbereichen gegen sexualisierte Gewalt vorgehen. Präventiv und restriktiv", teilte VDV-Geschäftsführer Alexander Möller auf Anfrage mit. "Die Verkehrsunternehmen leisten mit Sicherheitspersonal, Videoüberwachung und anderem heute schon einen wichtigen Beitrag." Zusätzliche Anstrengungen müssten mit der Politik vereinbart werden. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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