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Panorama
Wenigstens nicht Letzter - Deutschland beim ESC auf Platz 15

Deutschlands Hoffnungen auf einen Sieg beim Eurovision Song Contest sind mal wieder geplatzt. Stattdessen gewinnt Österreich. Dort mischt sich in den Jubel auch die Sorge über die gewaltigen Kosten.

Basel.

Österreich hat den Eurovision Song Contest (ESC) 2025 gewonnen. Deutschland blieb beim internationalen Wettbewerb in Basel hinter den Erwartungen zurück, ist aber immerhin einer Totalpleite entgangen. Wie es mit dem deutschen Vorentscheid weitergeht und er künftig organisiert wird, war so kurz nach dem Finale offen. Israels Teilnahme hat dem ESC in diesem Jahr erneut eine politische Dimension gegeben. Die Einschaltquote in Deutschland war so gut wie zuletzt vor 14 Jahren.

Sieger war der ausgebildete Opernsänger JJ (24) mit seinem Song "Wasted Love". Das Lied für Österreich verschmilzt Klassik und Pop - zwei Genres, die dem Künstler mit der ungewöhnlich hohen Stimme fast in die Wiege gelegt wurden. 

JJ wurde als Johannes Pietsch in Wien geboren, wuchs mit seiner Familie in Dubai auf und wollte als Kind schon immer Popstar werden. "Meine wildest dreams sind true gekommen. Das gibts ja ned", sagte er nach dem Sieg.

Der nächste Gastgeber muss eigentlich sparen

Damit wird Österreich 2026 zum Gastgeberland des kostspieligen Großevents. Der Sender ORF als Organisator des nächsten ESC hat aktuell nicht nur ein Sparpaket im Umfang von 325 Millionen Euro bis nächstes Jahr zu stemmen, sondern ist auch von einer Entscheidung der Regierung betroffen, die Rundfunkabgaben nicht an die Inflation anzupassen. "Wir werden schauen müssen, alles was wir haben, so zusammenzukratzen, dass wir es gut über die Bühne bringen", sagte ORF-Programmchefin Stefanie Groiss-Horowitz der APA. "Wir werden uns einen Klingelbeutel stricken", scherzte sie nach dem Sieg.

Deutschland ist trotz zuletzt ehrgeiziger Pläne und Beteiligung von Stefan Raab als Mentor auch in diesem Jahr nicht auf den vorderen Plätzen gelandet. Das Pop-Duo Abor & Tynna erreichte mit dem Lied "Baller" gerade einmal Platz 15 von 26 Plätzen. Tynna sagte im ARD-Interview: "Wir haben teilgenommen. Wir hatten Spaß. Ich hatte den Spaß meines Lebens." Das ESC-Finale hat nach ARD-Angaben die beste Einschaltquote seit 14 Jahren erreicht. Laut Mitteilung lag der Marktanteil bei 46,8 Prozent, die Zuschauerzahl bei 9,13 Millionen.

Der Südwestrundfunk (SWR), der 2026 die Federführung für den ESC in Deutschland übernimmt, teilte mit, das Team arbeite am Konzept und an ersten Ideen. "Details stehen naturgemäß noch nicht fest", hieß es. Der SWR produziert unter anderem "Verstehen Sie Spaß?".

36.000 singen Karaoke

Die Schweizer Gastgeber lieferten 2025 eine glamouröse Show ab. Sie organisierten in einem benachbarten Fußballstadion nach eigenen Angaben das größte ESC-Public-Viewing aller Zeiten. Dort sangen 36.000 Menschen gemeinsam den Abba-Hit "Waterloo" im Karaoke - auch das sei ein Rekord gewesen, berichtete das Schweizer Fernsehen.

Am Rande begleitet wurde das Fest, das in der Theorie neutral sein soll, von politischen Spannungen rund um den israelischen Beitrag. Hintergrund ist der Gaza-Krieg. Bei einer Protestaktion in Basel am Finalabend wurden drei Polizisten und eine Person aus der Menge der Demonstranten verletzt. Wie die Basler Polizei mitteilte, hatten sich zwischen 700 und 800 teils vermummte Menschen versammelt. Zeitweise drohte die Polizei den Einsatz eines Wasserwerfers an.

Israel erntet Buhrufe - aber auch enorm viele Publikumspunkte 

Auch in der Halle kam es zu einem Zwischenfall, als Sängerin Yuval Raphael mit "New Day Will Rise" für Israel auftrat. Nach Angaben des ESC-Sprechers des Schweizer Senders SRF versuchten ein Mann und eine Frau am Ende des israelischen Auftritts auf die Bühne zu gelangen. Die beiden seien daran gehindert worden. "Einer der beiden Personen warf mit Farbe und ein Mitglied der Crew wurde dabei getroffen." Man habe das Duo der Polizei übergeben. 

Raphael, die das Massaker islamistischer Terroristen in Israel am 7. Oktober 2023 als Besucherin des Nova-Musikfestivals überlebt hatte, bekam auffällig viele Publikumspunkte, was das Teilnehmerland vom 15. Platz (nach Jurywertung) auf Platz 2 katapultierte. Zeitweise stand Israel sogar auf Platz 1, bis ganz am Ende die Punkte für Österreich bekanntgegeben wurden. 

Welche Länder Israel 12 Publikumspunkte gaben

12 Punkte für Israel kamen von den Zuschauerinnen und Zuschauern aus Deutschland, aber auch aus Aserbaidschan, Frankreich, den Niederlanden, Luxemburg, Schweden, Portugal, Großbritannien, Spanien, der Schweiz, Belgien, Australien und aus Ländern, die keinen Act zum ESC schicken.

Im vergangenen Jahr hatten antiisraelische Proteste den ESC in Malmö überschattet. Danach waren strengere Regeln angekündigt worden. Damals hatte es auch Anfeindungen und Spitzen aus dem Teilnehmerkreis gegen die israelische Interpretin gegeben. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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