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Wie ein Wunder: Passagier überlebt Flugzeugabsturz in Indien

Bei dem Flugzeugunglück in Indien sterben 241 Menschen an Bord der Maschine. Ein Passagier überlebt der Airline zufolge. Die Suche nach der Ursache für den Absturz läuft weiter.

Ahmedabad.

Indische und britische Medien sprechen von einem Wunder, Experten von einem unfassbaren Glück. Der Mann, der den Flugzeugabsturz vom Donnerstag in Indien als einziger der 242 Insassen relativ leicht verletzt überlebt haben soll, gibt aus seinem Krankenbett Interviews und empfängt Besucher. Am Freitag stattet ihm Indiens Ministerpräsident Narendra Modi im Krankenhaus in Ahmedabad einen Besuch ab. Auch der Innenminister Amit Shah besuchte den Mann bereits im Krankenhaus.

Er habe nach dem Aufprall der Maschine am Boden seinen Sicherheitsgurt lösen und die Maschine verlassen können, erzählt der Mann dem Ministerpräsidenten laut dem Sender NDTV. Jemand habe ihn dann zu einem Krankenwagen gebracht. 

Boeing stürzte kurz nach Start in ein Wohngebiet

Die Boeing 787-8 war kurz nach dem Start in ein Wohngebiet nahe dem Flughafen der Großstadt Ahmedabad gestürzt. Sie war auf dem Weg nach London. Bilder zeigten, wie sie beim Absturz in einem Feuerball aufging.

An der Absturzstelle machte sich Modi zudem ein Bild von der Katastrophe, die zu mehr als 240 Toten führte. Die genaue Zahl der Todesopfer ist noch unklar. Insgesamt seien mindestens 265 Menschen getötet worden, berichtete die indische Nachrichtenagentur PTI unter Berufung auf die stellvertretende Polizeichefin von Ahmedabad, Kanan Desai. Die Polizei sprach von Dutzenden Verletzten.

An der Absturzstelle machte sich Modi ein Bild von der Katastrophe.
An der Absturzstelle machte sich Modi ein Bild von der Katastrophe. Bild: Uncredited/Prime Minister Narendra Modi on X/AP/dpa

Überlebender soll auf Platz 11A gesessen haben

Nach ersten Berichten über den Fall hatte die Fluglinie Air India am Donnerstagabend mitgeteilt, es gebe einen Überlebenden aus der Maschine. Zur Identität machte sie keine Angaben. "Wir geben keine persönlichen Daten von Passagieren weiter", teilte die Gesellschaft auf dpa-Anfrage mit. 

Bei dem Überlebenden handelt es sich nach Angaben der Fluggesellschaft um einen Briten indischer Herkunft. Indische Medien identifizierten ihn als den Passagier Vishwash Kumar Ramesh. Dieser soll auf dem Sitz 11A in der Nähe eines Notausgangs gesessen haben. Sie verbreiteten zudem das Foto einer Bordkarte der Economy Class, die seinen Namen trägt. Air India bestätigte die Berichte zunächst nicht.

"Zuerst dachte ich, ich sei tot."

"Ich hatte Angst. Ich stand auf und rannte", wurde Ramesh von der Zeitung "Hindustan Times" zitiert. Es habe um ihn herum nur Leichen gegeben. "Es lagen überall Teile des Flugzeugs herum."

Der Mann schien instinktiv gehandelt zu haben. Wie er überlebt habe, sei ihm selbst nicht klar, sagte er laut dem staatlichen indischen Sender DD News. "Zuerst dachte ich, ich sei tot. Später realisierte ich, ich lebe und sah eine Öffnung im Rumpf in der Nähe meines Platzes." Er wisse noch immer nicht, wie er entkommen sei. 

Schlagzeilen in Großbritannien: "Wunder von Platz 11A"

Das Flugzeugunglück bestimmt auch die Schlagzeilen in Großbritannien. Zeitungen drucken das Gesicht des Mannes, der das Unglück überlebt haben soll, auf ihren Titelseiten. "The miracle of seat 11A", schreibt etwa die Zeitung "Telegraph". Das "Wunder von Platz 11A" also.

Der 40-jährige Vishwash Kumar Ramesh sei mit seinem Bruder an Bord des Flugzeugs gewesen, meldete die britische Nachrichtenagentur PA, die nach eigenen Angaben Verwandte im englischen Leicester interviewte. "Wir haben mit Vishwash heute Morgen gesprochen", zitierte PA einen 19-Jährigen. Er habe kleinere Verletzungen im Gesicht, könne laufen und sprechen.

Kräfte auf Flugzeug müssen enorm gewesen sein

Wie kann ein Mann ein solches Flugzeugunglück mit nur kleineren Verletzungen überleben? Das Flugzeug sei betankt in ein dicht besiedeltes Gebiet gestürzt, sagte Luftfahrtexperte Graham Braithwaite von der Cranfield University der Nachrichtenagentur PA zufolge. Er könne sich nur vorstellen, dass er aus dem Wrack geschleudert worden sei und etwas den Aufprall abgefedert habe. Wenn man sich die Szene ansehe, müssten die Kräfte auf das Flugzeug enorm gewesen sein.

Man könne schwerlich ableiten, dass das der Platz sei, auf dem man immer sitzen müsse, sagte Braithwaite. Wenn ein Flugzeug in ein Gebäude stürze und Feuer fange, gebe es wahrscheinlich nicht viel, was man tun könne, außer Glück zu haben, wo man sitze.

Teile eines Air India-Flugzeugs, das am Donnerstag abgestürzt ist, sind auf einem Gebäude in Ahmedabad, Indien, zu sehen.
Teile eines Air India-Flugzeugs, das am Donnerstag abgestürzt ist, sind auf einem Gebäude in Ahmedabad, Indien, zu sehen. Bild: Rafiq Maqbool/AP/dpa

Experte: "Sitz 11A zu buchen, ist keine Lebensversicherung"

Auch nach Einschätzung des Luftfahrtexperten Heinrich Großbongardt sind Sitzplätze in Flugzeugen ähnlich sicher. Allerdings böten Plätze im hinteren Flugzeugteil während eines Absturzes tendenziell eine größere Überlebenschance als in vorderen Kabinen, sagte Großbongardt der dpa: "Der Rest des Flugzeugs ist, vereinfacht gesagt, bei vielen Unfällen Knautschzone."

Trotz des Unglücks hält Großbongardt das Flugzeug für das sicherste Verkehrsmittel. "Fliegen war sicher und wird immer sicherer", sagte er. Hersteller investierten fortlaufend in die Sicherheit neuer Modelle. Sitze seien etwa robuster geworden und könnten mittlerweile eine Last von etwa 1,3 Tonnen aushalten. Das führe dazu, dass sie im Fall eines Unfalls nicht weggerissen werden.

Suche nach der Ursache läuft

Warum die Maschine mit der Flugnummer AI171 abstürzte, ist bisher nicht klar. Bergungsteams suchten unter anderem nach weiteren Wrackteilen der Boeing 787-8, die eventuell Aufschluss liefern können. Unbestätigten Berichten zufolge soll es einen "Mayday"-Ruf aus dem Cockpit gegeben haben. Die britische Flugunfallbehörde AAIB kündigte an, ein Team nach Indien zu schicken. Auch der Flugzeughersteller Boeing erklärte sich bereit, die Ermittlungen zu unterstützen. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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