Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen
Der Chef der Bundesärztekammer wirbt für eine bessere Steuerung von Patienten. (Archivbild)
Der Chef der Bundesärztekammer wirbt für eine bessere Steuerung von Patienten. (Archivbild) Bild: Christoph Soeder/dpa
Sachsen
Ärztepräsident warnt vor "Versorgungsnotstand"

In der alternden Gesellschaft wächst der Bedarf für Gesundheitsleistungen - doch zugleich sind Fachkräfte knapp. Um das Angebot zu sichern, soll es umorganisiert werden - aber wie?

Berlin.

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt vor Beeinträchtigungen im medizinischen Netz für Patienten, wenn nicht bald Reformen zu mehr Effizienz führen. "Unser Gesundheitswesen steuert ungebremst auf einen Versorgungsnotstand zu, wenn wir nicht entschlossen gegensteuern", sagte der Chef der Bundesärztekammer der Deutschen Presse-Agentur. Ein wichtiger Ansatzpunkt sei besseres Steuern in der Versorgung. "Es sollte zum Normalfall werden, dass sich Patientinnen und Patienten bei einer Hausarztpraxis einschreiben, die dann die Koordinierung der Weiterbehandlung übernimmt."

Eine effizientere Versorgung ist auch ein wichtiges Thema beim Deutschen Ärztetag, der an diesem Dienstag in Leipzig beginnt. Erwartet wird die neue Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU). 

Fast zehn Kontakte zu Ärzten pro Kopf im Jahr 

Reinhardt erläuterte, in Deutschland würden Patientinnen und Patienten systembedingt mit der Organisation und Koordination ihrer Versorgung weitgehend allein gelassen. "Besonders betroffen sind die Schwächsten: ältere Menschen, chronisch Kranke, Menschen mit geringerer Gesundheitskompetenz." Deutschland habe mit 9,6 Arztkontakten pro Kopf im Jahr eine der höchsten Raten weltweit. In bestimmten Regionen habe jeder Zweite im Schnitt zwei Hausärzte.

"Diese Entwicklung ist nicht nur ineffizient, sie ist angesichts von Personalengpässen und begrenzten finanziellen Mitteln schlicht nicht mehr tragbar", sagte der Ärztepräsident. In diesem Zusammenhang wiesen im Koalitionsvertrag skizzierte Maßnahmen in die richtige Richtung. Union und SPD wollen einführen, dass Patienten primär in eine Hausarztpraxis gehen, die sie - mit Termin in einem bestimmten Zeitraum - bei Bedarf zu Fachärzten überweist.

Patientenschützer: Versorgungsnotstand ist hausgemacht

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz findet diese Vorstellung voreilig. "Während Bundesärztekammer und Bundesregierung schnell bei der Hand sind, eine Patientensteuerung zu fordern, verlieren sie kein Wort über vertraglich zugesicherte wöchentlich 25 Stunden Präsenzzeiten für Kassenpatienten. Auch die telefonische Erreichbarkeit wird nicht überprüft", sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch der Deutschen Presse-Agentur.

Es fehle zuallererst eine effiziente Steuerung der ambulanten Praxen. "Es gibt Ärzte, die über 2.000 Patienten versorgen. Andere wiederum erreichen nicht mal die Hälfte. Zudem sind Ballungsräume überversorgt, jedoch mangelt es an medizinischen Angeboten im ländlichen Raum, wo 60 Prozent der Bevölkerung wohnen", erklärte Brysch. "Der Versorgungsnotstand ist also hausgemacht." 

Ärztepräsident: Keine "Zugangskontrolle" zur Versorgung 

Reinhardt erläuterte zu seinem Modell: "Eine Überweisung durch Hausärztinnen und Hausärzte darf kein Gatekeeping, also keine Zugangskontrolle, in das System sein." Sie solle dann erfolgen, wenn eine fachärztliche Weiterbehandlung erforderlich oder absehbar ist. Perspektivisch solle das Prinzip "digital vor ambulant vor stationär" genutzt werden, um Patienten auf ihrem Weg in die Versorgung zu unterstützen und zu leiten. Dies meint zuerst eine Einschätzung und Beratung über digitale Wege, dann eine Versorgung in Praxen und bei Bedarf in Kliniken. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
Das könnte Sie auch interessieren
12.06.2025
5 min.
„Lasst die in Berlin über Brandmauern und Unvereinbarkeitsbeschlüsse reden“: Wie Kretschmer vor Sachsens Bürgermeistern auftrat
Sachsens Ministerpräsident seit Dezember 2017: Michael Kretschmer (CDU).
Die finanzielle Lage vieler Kommunen ist angespannt – und auch der Landeshaushalt für 2025/26 ist noch nicht beschlossen. Welchen Stand hatte der Ministerpräsident als Gast beim Städte- und Gemeindetag?
Tino Moritz
01.06.2025
3 min.
Hausärzte: Neues System der Patientensteuerung machbar
Hausärzte unterstützen System für Patientensteuerung. (Archivbild)
Der Hausarzt soll nach dem Willen der Koalition künftig die erste Anlaufstelle für Patienten sein. Die Reaktionen in der Ärzteschaft sind zwiegespalten.
13.06.2025
2 min.
Parkgebühren sollen sich in Burgstädt verdoppeln – Was Autofahrer wissen müssen
Bisher kostet das Parken in Burgstädt je angefangene halbe Stunde 25 Cent. Ab 1. Juli könnte es teurer werden.
Parken in Burgstädt wird voraussichtlich teurer. Der Stadtrat entscheidet am Dienstag über eine Erhöhung der Gebühren, um das Haushaltsdefizit auszugleichen. Was das für die Brötchentaste heißt.
Bettina Junge
12.06.2025
3 min.
Sting in Zwickau: 11.000 Menschen auf dem Platz der Völkerfreundschaft
Michaelle und ihre Mutter Andrea Krauße aus Kuhschnappel machen vor dem Auftritt noch ein Selfie vor der 27-Meter-Bühne.
Das größte Bühnenevent des Jahres in Zwickau steigt Donnerstagabend auf dem Platz der Völkerfreundschaft. So feiern die Fans den Popstar Sting - die besten Bilder.
Michael Stellner
27.05.2025
2 min.
Ärztepräsident: Große Chancen für KI im Gesundheitswesen
Reinhardt beklagt fehlende Patientensteuerung. (Archivbild)
Bis Freitag berät die Ärzteschaft in Leipzig. Es geht um Reformen, mehr Effizienz, aber auch den Einsatz von KI in Praxen und Kliniken.
13.06.2025
3 min.
Nach Böllerwurf an Plauener Oberschule: Polizei äußert sich zum Motiv des Tatverdächtigen
Die Dittes-Oberschule in der Neundorfer Vorstadt in Plauen.
Warum ein 18-Jähriger Mitte Mai einen Feuerwerkskörper auf eine Schülergruppe geworfen hat, war bislang unklar. Jetzt nennt die Polizei neue Details.
Sabine Schott
Mehr Artikel