Einst gehörte auch das Chemnitzer Galeria-Kaufhaus zum Reich des Immobilen-Moguls René Benko. Doch dessen Imperium ist zusammengebrochen, der Österreicher sitzt in U-Haft - und muss zusehen, wie seine Luxus-Einrichtung aus seiner Villa am Gardasee versteigert wird. Jeder kann jetzt mitbieten.
Von Konservendosen bis zum Türschild, von der goldverzierten Prunktoilette bis zum venezianischen Salontisch: Alles muss raus. Wer sich einmal im Leben mit Luxus umgeben will wie der einstige Multi-Millionär René Benko, kann das jetzt tun: Die gesamte Einrichtung der Luxus-Villa in Sirmione am Gardasee, die der Ex-Immobilienhai bewohnt hatte, wird versteigert. Im Zuge der Insolvenz der Signa Holding stehen jetzt über das Auktionshaus Aurena rund 1800 Posten meistbietend aus dem Inventar zum Verkauf. Die Startpreise der Auktion bewegen sich dabei zwischen einem Euro für eine Klobürste, ein Bügelbrett oder eine Werkbank und 3800 Euro für eine Videoüberwachungsanlage. Mitbieten ist bereits möglich. Neben Unternehmen dürfen auch Privatpersonen bis zum 14. Juli Gebote abgeben. Eine Vor-Ort-Besichtigung ist mit Anmeldung am 5. Juli im italienischen Sirmione möglich.
Protz-Villa mit Hubschrauberlandeplatz


Die vierstöckige Villa und das zwölf Hektar große Grundstück mit Hubschrauberlandeplatz werden bei der Auktion nicht versteigert. Dem Auktionshaus zufolge war die Villa Ansaldi nämlich nur angemietet worden - und zwar von der Signa Holding. Auf dem goldfarbenen Klingelschild steht jedoch der Name Benko. Das Namensschild ist offenbar begehrt. Bis Freitagmorgen gingen dafür schon 49 Gebote ein. Das Höchstgebot zu diesem Zeitpunkt: 750 Euro.


Benko sitzt in U-Haft
René Benko sitzt seit Januar in Wien in U-Haft. Dem 48 Jahre alten Österreicher wird vorgeworfen, Vermögenswerte vor Behörden, Gläubigern und Insolvenzverwaltern verborgen zu haben. Seine Anwälte bestreiten das. Benko hatte mit Immobiliengeschäften Millionenvermögen angehäuft. Zum Signa-Portfolio gehörten Luxushotels in Venedig und am Gardasee sowie weitere Prestigeobjekte in besten Innenstadtlagen, das Luxuskaufhaus KaDeWe in Berlin und das berühmte Chrysler Building in New York. In Deutschland wurde Benko vor allem durch die Übernahme der Galeria-Kaufhauskette bekannt. Doch Benkos rasantem Aufstieg folgte ein tiefer Fall: Hohe Baukosten, steigende Kreditzinsen und hausgemachte Probleme brachten sein Unternehmensgeflecht in Schieflage. 2023 blieb nur noch der Gang zum Insolvenzgericht. Den Chemnitzer Galeria-Kaufhof erwarb schließlich der Investor Kurt Krieger. Von der Signa Holding fordern Gläubiger aber noch immer 7,7 Milliarden Euro. Mit dem Erlös aus der Auktion des gesamten Inventars der Villa am Gardasee sollen sie zumindest einen Bruchteil davon zurückerhalten.
Von profan bis dekadent: Alles muss raus


Zum Inventar der Villa, das versteigert wird, gehört die Einrichtung der sieben Schlafräume und fünf Bäder sowie der Profigastroküche - darunter auch Antikes und Skurriles. So kommen zum Beispiel Sitzmöbel im Barockstil und ein venezianischer Salontisch unter den Hammer. Wer es prunkvoll mag, kann eine Swarovski-Stehleuchte, einen Sektkühler oder eine signierte 1,85 Meter hohe Frauenskulptur aus Metall erwerben. Auch Rosenthal-Geschirr, Gläser und Designer-Möbel gibt es reichlich. Kunstwerke, mehrere Fernseher und Telefone stehen ebenfalls zum Verkauf. Auch Skurriles wie eine Hundehütte aus Kunststoff, ein Wassertube, auf dem man sich hinter einem Motorboot herziehen lassen kann, oder die Tiroler Tageszeitung vom 20. Mai 1977 werden angeboten.


Gästebuch mit Autogrammen von Tina Turner und Niki Lauda
Für Sammler könnte ein Gästebuch interessant sein, in dem sich laut Auktionshaus Gäste der Villa Ansaldi wie Tina Turner, Niki Lauda und Silvio Berlusconi verewigt haben. Das wird aber wohl kein Schnäppchen werden: 2300 Euro mussten dafür schon am Freitagmorgen geboten werden. Sport- und Autofans könnten sich unterdessen bei den Ferrari-Leuchtreklamen und einem Fußball mit Unterschriften von Bayern-München-Spielern aus der Saison 2018/19 gegenseitig noch hochbieten.
Selbst der Weinvorrat wird verhökert
Ebenfalls verhökert werden Bademäntel und Slipper, Speisekarten der Villa, Dutzende Flaschen Wein und Handtücher, Küchenutensilien, Outdoor-Möbel - und sogar eine Toilettenbürste von Decor Walther. Da war das Mindestgebot von 25 Euro bei einem Originalpries von bis zu mehreren Hundert Euro fast schon ein Schnapper. Inzwischen ist der Preis aber schon ziemlich hochgetrieben worden.
Deutlich günstiger dürften daher Sammelsurien zu haben sein - zum Beispiel ein Set mit Taschenrechner, Klebezetteln und einer abgebrannten Duftkerze. Wer Bedarf an Backwaren hat, deren Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten wurde, kann auch Zucker und Gelatine zum Paketpreis von ebenfalls mindestens einem Euro erwerben. Auf vier Dosen Tomaten "Manfuso San Marzano" waren Freitagmorgen aber immerhin auch schon 8 Euro geboten worden.
Achtung Schnäppchenjäger: Kein Versand
Wer bei all diesen Angeboten nun nicht widerstehen kann, sollte eines laut Auktionshaus aber unbedingt bedenken: Einen Versand der ersteigerten Posten gibt es nicht. Nur Selbstabholung und Selbstabbau, heißt es - und zwar lediglich am 17., 18., und 19. Juli jeweils von 8 bis 15 Uhr möglich, so das Auktionshaus. (juerg)
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