Eigentlich war Rapper Felix Blume alias Kollegah in Meißen, um einen mindestens 190.000 Euro teuren Mercedes-Maybach abzuholen. Doch dann entführt er seine Fans in die Sächsische Schweiz - und löst damit eine Menge Reaktionen aus.
Kollegah liebt die Selbstinszenierung. Der Musiker ist nicht unumstritten, die Liste der Vorwürfe gegen ihn ist lang: Seine Texte seien antisemitisch, gewaltverherrlichend und frauenfeindlich, so seine Kritiker. Es sind dabei vor allem die Metaphern und die Symbolik, die unter anderem jüdische Verbände von einem „antisemitischen und verschwörungsideologischen Gesamtkunstwerk“ sprechen lassen. Seine Fans halten aber zu Kollegah. Auf Youtube hat Felix Blume, wie der Rapper mit bürgerlichem Namen heißt, 1,4 Millionen Abonnenten. Sie lässt der inzwischen 40-Jährige auch an seinem Leben teilhaben. Vor einer Woche tauchte jetzt ein weiteres Video des Sängers auf. Der Titel: „Sidequest #18 - Wir holen das Kanzlermobil 2.″
Nach einem Intro, das an Videospiele erinnert, ist Kollegah am Elbufer zu sehen. Hinter ihm erhebt sich die Albrechtsburg. Zwei Meißner Jugendliche sprechen mit dem Star, machen Selfies mit ihm. Kollegah schwärmt vom ältesten Schloss Deutschlands - „vielleicht mal ich das mal.“ Die Sachsen hätten schon immer Vollgas gegeben, sagt er - und erinnert an das britische Königshaus, das eigentlich dem Haus Sachsen-Coburg und Gotha entstammt, jedoch 1917 den Namen Windsor angenommen hat.
Auf dem Nummernschild steht „Kanzler“
Szenewechsel, jetzt wird der eigentliche Zweck der Reise nach Sachsen deutlich: Kollegah steht im Autohaus Bruno Widmann in Meißen. Das Fahrzeug, das er abholen möchte, ist noch verhüllt. Dann folgen Aufnahmen des Luxusautos: Es ist ein Mercedes-Maybach, unverbindliche Preisempfehlung: ab 191.578 Euro. Auf dem Nummernschild steht „Kanzler“. Passend dazu ist Kollegahs Song „Gepanzerter Maybach“ zu hören. „Staatsmännisch, grandios, schönes Fahrzeug“, sagt Kollegah. Der Maybach GLS hat 557 PS unter der Haube. Der „Boss“ freut sich über die Gadgets wie die Massagefunktion auf dem Sitz hinten rechts - und dass er von dort alles im Auto steuern kann. „Das war immer das Problem beim alten Maybach“, sagt er.


Felix Blume outet sich als Fan des Romantikers Caspar David Friedrich
Schnitt: Es geht es Richtung Sächsische Schweiz. Bei einer Rap-Pause hüpft der neue Maybach Kollegas wie ein Lowrider zur Musik. Im Elbsandsteingebirge hat dessen Team offenbar auch eine Drohne für Aufnahmen steigen lassen: Im Video sind bizarre Felsformationen von oben zu sehen. Kollegah schwärmt vom Maler Caspar David Friedrich, der auch in der Sächsischen Schweiz „rumgekaspert“ sei und in ikonischen Werke wie „Der Wanderer über dem Nebelmeer“ und die „Felsenschlucht“ alles in ein mystisches Licht gerückt habe.


Kollegah über die Sächsische Schweiz: „Herr der Ringe ist ein Scheiß dagegen“
Als der „Boss“ schließlich auf einer Aussichtsplattform an der Bastei posiert, wird es pathetisch: „Eine Landschaft wie aus einem Märchen - Herr der Ringe ist ein Scheiß dagegen. Warum haben die das in Neuseeland gedreht? Das hätten die bei uns drehen sollen“, sagt er. Bei einem Kameraschwenk auf die Dörfer im Elbtal merkt er an: „Das ist das Schöne im Osten, dass die Menschen noch mehr Zusammenhalt haben als anderswo.“ Diesen Spirit müsse man in den Westen hinübertragen. „Deshalb sind wir auch hier.“ Einem Passanten erklärt er schließlich noch: „Früher war ich mal Musiker, heute bin ich eher Philanthrop und zeige vor allem die schönen Seiten unseres Landes.“ Auf der menschenleeren Basteibrücke fühlt sich der Deutsch-Rapper „wie in ein altes Ölgemälde reingebeamt“. Einen Felsvorsprung interpretiert er als Mittelfinger, der in Richtung Berlin zu den Politikern zeigt. Gegen Ende lässt er s sich noch schmecken – Känguru und Rinderfilet im Panoramarestaurant Bastei.
So reagieren die Fans
Die Tour fand zwar schon im März statt. Dennoch ist das 30-minütige Video jetzt binnen weniger Tage mehr als 135.000-mal aufgerufen worden - und Kollegahs Fans sind begeistert. „Kollegah transportiert mehr Liebe und Respekt für das Land als jeder Politiker“, kommentiert ein Nutzer. Ein anderer schreibt: „Das ist ohne zu übertreiben der beste Content auf Youtube Deutschland aktuell.“ Ein weiterer Fan merkt an: „Als Ossi tut das gut, zu hören, wie positiv und erfreulich der zukünftige Kanzler über unseren schönen Osten redet. Hier ist es eben am schönsten!“ Und ein Vierter notiert: „Danke für die lobenden Worte über unsere schöne Heimat.“ (juerg)