In Deutschland wird seit Jahren über weitere Autobahn-Tempolimits gestritten. Sachsen enthielt sich zuletzt 2020 bei einer Abstimmung im Bundesrat, das Tempo generell auf 130 Stundenkilometer zu begrenzen. Das Nachbarland Tschechien testet hingegen jetzt voraussichtlich im Sommer sogar die Heraufsetzung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit. Doch auf welchen Strecken?
Seit Jahrzehnten gelten strenge Tempolimits auf fast allen europäischen Autobahnen. Nur Deutschland hat sich dem bislang widersetzt, wenn es um eine generelle Tempobegrenzung geht. Dabei ergab eine Untersuchung kürzlich, dass die meisten Autofahrer – ob bewusst oder unbewusst – auch in Deutschland auf vielen Autobahnabschnitten nicht schneller als 130 km/h fahren, obwohl es dort möglich wäre.
Wo startet Tschechien im Sommer 2025 mit Tempo 150?
Tschechien hingegen steuert nun um - und hat die Heraufsetzung des Autobahn-Tempolimits von 130 auf 150 km/h beschlossen. Schon ab dem Sommer 2025 soll das gelten. Allerdings geht es dabei zunächst nur darum, Erfahrungen zu sammeln, wie die tschechische Regierung mittteilte. Die Erhöhung der Geschwindigkeitsbegrenzung soll deshalb nur auf neuen oder modernisierten, geraden und gut ausgebauten Abschnitten gelten. Ausgewählt würden zudem nur Autobahn-Abschnitte, die in puncto Streckenführung, Gefälle und Verkehrsdichte dafür infrage kämen, hatte der für das Autobahnnetz zuständige ŘSD-Generaldirektor Radek Mátl im Januar angekündigt.
Wo soll das Tempolimit auch noch heraufgesetzt werden?
Den Anfang soll deshalb nun ein etwa 60 Kilometer langer Abschnitt der D3 zwischen Budweis und Tabor in Südböhmen machen. Auch eine 80 Kilometer lange Etappe der Autobahn D1 zwischen Ostrava und Přerov (ebenfalls Südböhmen) sowie die 60 Kilometer auf der D11 zwischen Kolin und Hradec Králové/Königgrätz (Nordböhmen) sollen später vielleicht testweise einbezogen werden. Enge Kurven sollen von der Heraufsetzung der Höchstgeschwindigkeit aber grundsätzlich ausgenommen bleiben.
Wechselverkehrszeichen sollen für Sicherheit sorgen
Wechselverkehrszeichen sollen zudem für Sicherheit sorgen, wenn auf dem Autobahnabschnitt D3 zwischen Tábor und České Budějovice die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf 150 Kilometer pro Stunde erhöht wird. Bei schlechter Sicht sollen diese Signale die Geschwindigkeitsbegrenzung auch unter die derzeit noch erlaubten 130 Kilometer pro Stunde reduzieren können, wie Verkehrsminister Martin Kupka (ODS) kürzlich ankündigte. Die Installation der Beschilderung wird zwei Monate dauern und soll tschechischen Medienberichten zufolge Ende Juni oder Anfang Juli abgeschlossen sein.
Laut Kupka hat die Regierung mit der Änderung der Straßenverkehrsordnung, die diesen Test ermöglicht, auf Forderungen aus der Bevölkerung reagiert. Das Verkehrsministerium hatte bereits im Januar 2022 eine Internetumfrage zum Tempo 150 gestartet – fast 5.000 User gaben ihre Stimme ab, 80 Prozent waren dafür. „Auch im Hinblick auf die Entwicklung der Fahrzeuge ist die Geschwindigkeit von 150 Kilometern auf ausgewählten neuen Abschnitten, die mit dieser variablen Markierung versehen werden, eine sichere Geschwindigkeit“, sagte Kupka kürzlich der Tageszeitung Zdopravy.cz.
Autobahnnetz in Tschechien sehr klein
Selbst bei einem positiven Testverlauf würde die zulässige Höchstgeschwindigkeit im Nachbarland aber im Vergleich zu Deutschland nur auf relativ wenigen Kilometern freigegeben werden. Denn das tschechische Autobahnnetz ist ohnehin sehr klein: Es hat lediglich eine Gesamtlänge von 1250 Kilometern. Zum Vergleich: Das deutsche Autobahnnetz ist etwa 13.210 Kilometer lang. Auch deshalb wird die Zeitersparnis durch die Heraufsetzung der Höchstgeschwindigkeit auf Teilstrecken der tschechischen Autobahnen gering sein. So werden Autofahrer auf dem D3-Abschnitt bei freier Fahrt durch Tempo 150 gerade einmal drei Minuten weniger Zeit benötigen, als wenn sie diese Strecke mit 130 Sachen zurücklegen würden. .
In Deutschland gilt zwar kein generelles Tempolimit auf Autobahnen. Effektiv sind aber laut ADAC auch dort bereits jetzt 30 Prozent des Autobahnnetzes dauerhaft oder zeitweise geschwindigkeitsbeschränkt - Baustellenbereiche nicht mal mit einberechnet. (juerg)