Aus und vorbei: Warum in Sachsens einzigartigem Clown-Museum der Vorhang nun endgültig fällt
Im Leipziger Clown-Museum wird Ende Juli das letzte Mal Gelächter zu hören sein. Vielleicht werden sogar Tränen fließen. Denn das Museum schließt. Doch was passiert jetzt mit den etwa 25.000 Exponaten der einzigartigen Sammlung?
Leipzig.Hans-Dieter Hormann liebt Clowns, seit er neun Jahre alt war. Damals packte ihn diese Leidenschaft beim Anblick einer Clown-Figur im Schaufenster eines Spielwarengeschäfts in seiner Heimatstadt Mönchengladbach - und seither ließ ihn diese Faszination nicht mehr los. Heute ist der frühere Bau-Ingenieur Rentner. Der 76-Jährige lebt in Leipzig - und hat dort ein einzigartiges Clown-Museum aufgebaut.
Lange einen Nachfolger gesucht
Vor 16 Jahren öffnete das Museum erstmals seine Türen. Doch jetzt ist Schluss. „Ich bin nun mit 76 in einem Alter, da muss ich ans Aufhören denken“, sagt Hormann. Er habe zwei Jahre versucht, einen Nachfolger zu finden – vergeblich. Zudem läuft jetzt zum 31. Juli der Mietvertrag aus. „Den nochmals um drei Jahr zu verlängern, ist unmöglich. Ich hätte das Museum sehr gern fortgeführt, aber die ganze Arbeit kann ich allein nicht mehr stemmen.“
Stadt Leipzig nicht an Zusammenarbeit interessiert
Deshalb hatte Hormann das Gespräch mit der Stadt gesucht. Eine Angliederung des Clown-Museums an ein anderes Museum hätte ihn zum Beispiel entlasten können. Freunde des Museums starteten im Januar sogar eine Petition zum Erhalt der einzigartigen Einrichtung. „Vom Kulturamt der Stadt gab es aber bis heute keine einzige Rückmeldung“, sagt Hormann. „Das ist traurig.“
Weltberühmte Clowns bestaunten die Ausstellung
Hormann hat im Laufe der Jahre viel Leidenschaft und Liebe in den Aufbau seiner Sammlung und in das Museum gesteckt. Etwa 25.000 Ausstellungsstücke gibt es. Eine umfangreiche Bibliothek, uralte Filme und um die 8500 Clown-Figuren gehören auch mit dazu. „Alle weltberühmten Clowns waren schon bei mir“, erzählt Hormann. Oleg Popov war da, auch Walter Galetti, Antoschka, Ingrid Sarrasani und Günthi Krause kamen zu Besuch. Selbst der New Yorker Grimassen- und Slapstick-Clown Jeff Hess war von dieser Sammlung fasziniert - und hatte sogar für Hormann ein Geschenk dabei: einen außergewöhnlichen Porzellan-Pierrot.
Geldnot: Pierrot bei „Bares für Rares“ versteigert
Von diesem Pierrot hat sich Hormann schweren Herzens schon im vergangenen Oktober getrennt – und zwar in der Sendung „Bares für Rares“. Der Verlust schmerzte ihn allerdings danach. „Ich hätte die Figur sehr gern behalten, schließlich bin ich leidenschaftlicher Sammler“, sagte er damals anschließend der „Freien Presse“. „Aber leider brauche ich Geld. Mein Museum finanziert sich nur aus Spenden, alles ist ehrenamtlich.“
Museum hat über all die Jahre keinen Cent Fördergeld erhalten
In all den Jahren hat Hormann viele Verluste mit dem Museum gemacht. „Manchen Monat mehr als 450 Euro“, berichtet er. „Meine Frau hat immer gesagt: Du hast aber ein teures Hobby.“ Fördermittel bekam das Clown-Museum nie, obwohl Hormann mehrere Fördergeldanträge bei der Landestelle für Museumswesen in Chemnitz gestellt hat. „Den letzten im Mai 2023 für die Erfassung des gesamten Museumsbestandes“, so Hormann. „Aber bis heute ist darüber nicht entschieden worden.“
Großteil der Bestände geht nach Wien
Nun trennt sich Hormann von seinen Schätzen. Aus Südfrankreich und Dänemark habe es Anfragen gegeben, erzählt der Rentner. „Aber ein Großteil der Sammlung geht nun nach Wien ins städtische Zirkus- und Clown-Museum. Dort ist sie am besten aufgehoben. Ich bin froh, dass meine Sammlung dort die Wertschätzung erfährt, die sie verdient hat“, sagt Hormann. „Anfang August wird alles in Kisten gepackt und geht dann da runter.“ Die gesammelten Bücher und Medien bleiben hingegen in Leipzig: Für sie hatte sich die Uni interessiert.
Hormann wird seine Schätze vermissen. Ganz loslassen muss er sie aber noch nicht. „Ich bin vom Museum eingeladen, alle drei Monate nach Wien zu kommen, um dort einen Vortrag zu halten oder durch die Ausstellung zu führen“, sagt Hormann. ( juerg)