Billig verreisen im Herbst: „Günstig und unkompliziert gibt es nicht mehr“
Wer im Herbst noch mal schnell ins Warme will: Last-Minute-Schnäppchen sind schwer zu finden, aber nicht unmöglich. Welche drei Dinge man in Kauf nehmen muss und weshalb man jetzt schon den Skipass kaufen sollte.
Lichtenstein.Ein Anruf im Reisebüro und zwei Wünsche: Für wenig Geld weit weg fliegen in den sächsischen Herbstferien. Für Flugreisen fragen meistens Familien mit einem Kind an, also bitte ein Angebot für genau diese Konstellation.
Der erste Vorschlag ist ein Preisknaller und führt an einen Ort, wo immer noch Hochsommer ist. Eine Woche Mittelmeer, Hotel direkt am Sandstrand, alles inklusive für komplett faire 1390 Euro. Ziel wäre der Thalassa Mahdia Aquapark, aber da geht‘s schon los.
„Günstig und unkompliziert gibt es nicht mehr“
Mahdia liegt in Tunesien, was bei deutschen Touristen nicht besonders beliebt ist. Der Flieger startet in Frankfurt, was die Anreise von Sachsen aus locker um drei Stunden verlängert. Die Reisezeit wäre von Dienstag bis Dienstag, was im Urlaubsplan im Büro diverses Chaos verursachen könnte.
„Günstig und unkompliziert gibt es nicht mehr“, sagt Alexandra Brauer, Urlaubsverkäuferin bei „Reiseträume am Altmarkt“ in Lichtenstein. Das Regenwetter der vergangenen Tage habe dazu geführt, dass viele Reisebüros gut besucht werden. Wer Schnäppchen sucht, müsse heute aber deutlich flexibler sein als früher. Zum Beispiel kann der Urlaub in der zweiten Ferienwoche von Haus aus etwas preiswerter sein, weil dann bereits Nebensaisontarife greifen.
Brauer verrät, wie sie für ihre Kunden nach Billigreisen sucht: „Wenn jemand so preiswert wie möglich wegfliegen will, gebe ich nur den Reisetermin ein und lass den Zielflughafen weg.“ Vor kurzem landete man da ab und zu noch in Ägypten, jetzt ist es meistens Tunesien.
Bei Halbpension geht eher was
Drei Dinge müsse man in Kauf nehmen: eine weite Anreise zum Flughafen, familienunfreundliche Flugzeiten und Abflugtermine mitten in der Woche statt samstags oder sonntags. Am Beispiel Thalassa Mahdia Aquapark lässt sich gut erkennen, wie sich der Abflugort auf den Preis auswirkt. Die gleiche Reise wäre ab dem Flughafen Leipzig wäre 350 Euro teurer. Das wäre ein Viertel des Reisepreises.
Am bittersten sei es gerade für All-Inclusive-Kunden. Für sie sei es besonders schwierig, ein Hotel zu finden, das billig ist, schön und gutes Essen auftafelt. „Ich versuche, die Leute auf Halbpension umzulotsen. Da geht eher was“, sagt Brauer.
Typische Herbstziele mit den besten Aussichten auf Sonne seien die griechischen Inseln, die Türkei und die Kanaren. Hier verspreche die Großwetterlage das beste Strandwetter. In der Karibik ist Sturmzeit, in Asien Regenzeit.
Nicht nur die Pleite des FTI-Konzerns wirkt sich auf Last-Minute-Schnäppchen aus
Nicht nur die Pleite des FTI-Konzerns wirkt sich darauf aus, dass es weniger Schnäppchen gibt als früher. Viele Reiseunternehmen sind mittlerweile fusioniert. Sie heißen anders, gehören aber zur selben Gruppe. Es fehlt an Konkurrenz. Die Veranstalter haben außerdem seit Corona ihre Strategie geändert, sagt Alexandra Brauer. Flüge, die schlecht gebucht sind, werden immer häufiger gestrichen statt mit Schleuderpreisen aufgefüllt. Die Kunden, die gebucht haben, bekämen dann alternative Angebote. „Schnäppchen mache ich besonders dann, wenn der Veranstalter ein Restkondingent besitzt. Das ist nicht mehr so“, sagt Alexandra Brauer.
Der Reisemarkt - ein Platz voller Träume, Tücken und Tricks. Schnäppchen gibt es jetzt ausgerechnet dort, wo man sie am wenigsten vermutet. Wer im Winter Ski fahren will und schon weiß, wohin es gehen wird, könnte jetzt bereits die Liftkarten kaufen. Einige Skigebiete bieten auf ihren Internetseiten deutliche Skipass-Rabatte für Frühbucher an. (manu)