Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen
Sachsen
Blut, Gewalt, Sex: Was Triggerwarnungen am Theater bringen

Das Theatertreffen weist als eines der wichtigsten Bühnenfestivals in seinem Programm darauf hin, wenn es sensible Inhalte gibt. Viele Theater arbeiten mit solchen Warnungen. Das gefällt nicht allen.

Berlin.

Viele Theatergänger wünschen sich sogenannte Triggerwarnungen als Hinweise bei bestimmten Stücken. Das ist die Einschätzung der Leiterin des Theatertreffens Nora Hertlein-Hull. Es gebe mittlerweile eine gewisse Erwartungshaltung des Publikums, dass so etwas angeboten werde, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur. 

Das Berliner Theatertreffen - eines der wichtigsten Bühnenfestivals in Deutschland, Österreich und der Schweiz - weist bei seinem Programm darauf hin, wenn sensible Inhalte auf der Bühne zu sehen oder hören sind. Dazu zählen rassistische Sprache, Sex- und Gewaltdarstellungen. Auch vor Lärm oder starken Lichteffekten wird gewarnt. Viele deutschsprachige Theater arbeiten mit diesen Inhaltshinweisen.

Einige Kritiker halten diese aber auch für übertrieben. "Es gibt Menschen, die sich entschlossen gegen diese Inhaltshinweise stellen, weil sie finden, die Kunst müsse frei darin sein, zu überwältigen", sagte Hertlein-Hull. Sie sehe darin aber keinen Widerspruch. "Solange man die Kunst, also das Theater nicht vorab dadurch einschränkt, warum soll man nicht informieren?".

Sechs von zehn Stücken mit Inhaltshinweisen bei Theatertreffen

Es komme dabei auf die Eigeninitiative des Publikums an, sich diese anzuschauen. "Kunst muss und darf überfordern, überwältigen und zu großen Gefühlen anregen. Wenn jemand über sich selbst weiß, dass er oder sie mit einem bestimmten Thema nicht konfrontiert werden möchte, räumen wir die Möglichkeit ein, sich vorher zu informieren".

Das Theatertreffen platziert bei seiner Ausgabe zwischen dem 2. und 18. Mai bei sechs von zehn Inszenierungen auf seiner Internetseite solche Hinweise - darunter beim Stück "Blutbuch" des Theaters Magdeburg oder bei der blutigen Opernperformance "Sancta" von Theaterstar Florentina Holzinger. In Stuttgart hatten dort einige Besucher über Übelkeit geklagt.

Judi Dench: Wenn man so empfindlich ist, sollte man nicht ins Theater gehen

Gegnerinnen und Gegner fühlen sich von solchen Inhaltswarnungen etwa belehrt und bevormundet oder kritisieren, es werde etwas vorweggenommen. Die britische Schauspielerin Judi Dench ("James Bond") sagte 2024 in einem Interview, "wenn man so empfindlich ist, sollte man nicht ins Theater gehen, denn man könnte sehr schockiert sein."

Triggerwarnungen stünden nicht im Gegensatz zu radikaler Kunst, teilte die Berliner Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz mit, die solche Hinweise anbietet. Vielmehr ermöglichten sie Menschen, die auf bestimmte Inhalte emotional oder psychisch sensibel reagieren könnten, sich auf die Vorstellung vorzubereiten. 

Die Entscheidung über den Einsatz dieser Hinweise werde von Produktion zu Produktion individuell in Absprache zwischen der Dramaturgie und dem jeweiligen Produktionsteam diskutiert und getroffen. 

Begriff "Trigger" kommt aus Traumatherapie

Auch das Theater Magdeburg teilte mit, es solle nichts vorweggenommen werden. Man überlassen dem Publikum eigenverantwortlich die Entscheidung, ob es den Punkt "Weiterführende Informationen/Triggerwarnung" auf der Stückseite online anklicken will. 

Der Begriff "Trigger" gelangte einst aus der Traumatherapie in den allgemeinen Wortschatz. Ursprünglich meint er Reize, die unwillkürlich die Erinnerung an ein Trauma auslösen können. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
Das könnte Sie auch interessieren
23.04.2025
2 min.
Iranischer Regisseur Rasoulof zeigt Theaterstück über Flucht
Der iranische Filmemacher Mohammad Rasoulof bringt die Themen Flucht und Exil auf die Theaterbühne in Berlin. (Archivbild)
Der Regisseur des Politthrillers "Die Saat des heiligen Feigenbaums" musste selbst aus dem Iran fliehen. Nun inszeniert Mohammad Rasoulof das Thema Exil für die Theaterbühne.
08:45 Uhr
1 min.
21-jährige Motorradfahrerin bei Unfall in Chemnitz schwer verletzt
Am Montagabend kam es auf der Dresdner Straße zu einem schweren Unfall.
Der Unfall ereignete sich auf der Dresdner Straße. Ein Auto kollidierte frontal mit einem Motorrad.
Benjamin Lummer
12.05.2025
3 min.
Erschütterung in Penig: Zwei Werksschließungen binnen weniger Wochen - Limex macht auch dicht
Limex hat sein Werk in Penig geschlossen, die anderen drei Standorte bleiben erhalten.
Die traditionsreiche Papierfabrik in Penig verliert 120 Arbeitsplätze. Nur wenige Wochen später folgt das Aus für das Baustoffwerk Limex. Der wirtschaftliche Schock in der Stadt ist groß.
Julia Czaja
13:20 Uhr
2 min.
Volksbühnen-Dramaturg Carl Hegemann gestorben
Der verstorbene Dramaturg Carl Hegemann im Jahr 2011.
Die Berliner Volksbühne war immer berühmt und auch ein wenig berüchtigt für ihre Inszenierungen. Einen Anteil daran hatte auch Carl Hegemann.
08:31 Uhr
4 min.
„Reichsbürger“-Gruppe „Königreich Deutschland“ verboten: Rädelsführer Peter Fitzek in Mittelsachsen festgenommen
Update
Auch das Kanzleilehngut Halsbrücke bei Freiberg ist am Dienstagmorgen durchsucht worden.
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt hat heute den Verein „Königreich Deutschland“ verboten. Deren selbsternannter König Peter Fitzek, der von Mittelsachsen aus die Fäden zog, wurde festgenommen.
Jürgen Becker, Falk Bernhardt
12.05.2025
4 min.
„567 Millionen ab sofort möglich“: Wenn CDU-Landräte von Ministerpräsident Kretschmer Sachsens Neuverschuldung verlangen
Der eine bekam jetzt Post vom anderen: Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU/links) und Landrat Thomas Hennig (CDU/rechts) hier beim Festumzug zum Tag der Vogtländer in Bad Elster im September 2024.
Bisher schließt die CDU-Landtagsfraktion eine Kreditaufnahme im Landeshaushalt aus - obwohl das Grundgesetz die Chance bietet. Führt ein Hilferuf aus Südwestsachsen nun zum Umdenken?
Tino Moritz
Mehr Artikel