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Der Sommer war dieses Jahr erneut zu warm, doch in Kühnhaide wurden in dieser Woche schon Minusgrade gemessen.
Der Sommer war dieses Jahr erneut zu warm, doch in Kühnhaide wurden in dieser Woche schon Minusgrade gemessen. Bild: Symbolfoto: Matthias Bein/dpa
Sachsen
30.08.2024

Bodenfrost im August: Der kälteste bewohnte Ort Deutschlands liegt in Sachsen

Deutschland schwitzt. Insgesamt war dieser Sommer laut Wetterdienst DWD wieder zu warm. Auch an diesem Freitag werden es in Sachsen bis zu 33 Grad. Doch nicht überall ist es derart heiß. Im Erzgebirge gibt es einen Ort, an dem es in der Nacht in dieser Woche sogar schon wieder Bodenfrost gab.

Kühnhaide.

Der kleine Marienberger Ortsteil Kühnhaide schafft es regelmäßig in der ARD und im ZDF in die Wetter-Nachrichten: Nahezu jedes Jahr wird es dort kälter als minus 30 Grad Celsius. Kühnhaide gilt damit als kältester bewohnter Ort in Deutschland.

Kältekammer Sachsens

Doch auch im Sommer macht Sachsens Kältekammer seinem Ruf alle Ehre. Denn während die Hitzewelle diese Woche viele Menschen schlecht schlafen lässt, müssen sich die Kühnhaider Dorfbewohner nachts schon wieder warm anziehen. So rutschten die bodennahen Temperaturen in der Nacht zu Dienstag in der 500-Seelen-Gemeinde auf unter 0 Grad Celsius. Auch Freitag vor einer Woche waren dort am frühen Morgen ebenfalls schon Minuswerte gemessen worden, nachdem bereits Ende Juli die Temperaturen in dieser Gemeinde auf Gefriergrade gefallen waren. Im Vergleich dazu waren die letzten Nächte in Kühnhaide mit mindestens sechs bis acht Grad heiß. Allerdings schlägt selbst dort derzeit tagsüber der Hitze-Hammer erbarmungslos zu: So wurden in Kühnhaide in der Spitze in dieser Woche um die 30 Grad Außentemperatur registriert. Die Bodentemperatur, die im Erdreich gemessen wird, betrug im Maximum sogar mehr als 40 Grad Celsius.

Kurz vor Sonnenaufgang ist es stets am kältesten

Seit vielen Jahrzehnten dokumentiert Hobby-Meteorologe Peter Weiße die Temperaturen in Kühnhaide. Er verwendet dazu eine Profi-Wetterstation. 2012 wurde aber auch Wetterexperte Jörg Kachelmann auf die extremen Minustemperaturen aufmerksam - und errichtete dort selbst eine Wetterstation. Am kältesten ist es in diesem Dorf stets kurz vor Sonnenaufgang. Am wärmsten ist es meist vier Stunden vor Sonnenuntergang, im Sommer daher überwiegend zwischen 17 und 18 Uhr.

Kühnhaide liefert ständig neue Wetterrekorde

Dabei produziert Kühnhaide Kälterekorde am laufenden Band - und zwar zu jeder Jahreszeit. Ursächlich dafür ist die besondere Lage dieses Dorfes. Kühnhaide liegt im Schwarzwassertal, das sich taleinwärts so stark verengt, dass es den Luftfluss nahezu abriegelt. In allen Himmelsrichtungen gibt es Berge, dadurch entsteht ein Kälteloch. Und das auf einer Höhe von 710 bis 750 Metern über Normalnull. Insbesondere bei windstillen, wolkenlosen Nächten wird es in Kühnhaide deshalb bitterkalt. Eigentlich muss jeden Monat mit Bodenfrost gerechnet werden.

So waren es nach den Aufzeichnungen auf wetter-kühnhaide.de im Januar 2016 minus 29 Grad Celsius, bei minus 6,4 Grad Celsius haben dort Mitte Mai 2020 alle Laubbäume auch schon mal ihre Blätter wieder abgeworfen. „Es gibt natürlich Alpen-Hochtäler, in denen es auch noch kälter sein kann“, heißt es auf kuehnhaide.de. „Aber dort wohnt niemand.“ Und das mache Kühnhaide einmalig. „Hier wohnen über 500 Menschen und hier kann man auch als Tourist übernachten. Nicht gut schlafen können, weil die Nächte zu heiß sind - nicht in Kühnhaide.“

Wetterdienst: Sommer erneut zu warm

Unterdessen hat der Wetterdienst DWD am Freitag eine erste Bilanz zu diesem Sommer gezogen. Demnach lag das Temperaturmittel mit 18,5 Grad Celsius um 2,2 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 (16,3 Grad Celsius). In den Tieflagen und Flusstälern Süddeutschlands und Sachsens wurden die meisten Sommer- und heißen Tage gezählt. Über 800 Stunden Sonnenschein gab es laut DWD in Teilen Sachsens und Südbrandenburg, während unmittelbar an den Alpen weniger als 600 Stunden erreicht wurden. Geregnet hat es demnach hingegen mit rund 240 Litern pro Quadratmeter in diesem Sommer nahezu genauso viel wie im Referenzzeitraum 1961 bis 1990 und 1991 bis 2020.

Sachsen einer der bundesweiten Temperatur-Hotspots

Sachsen zählte im vergangenen Sommer laut DWD zu den bundesweiten Temperatur-Hotspots. So stiegen die Höchstwerte in und um Dresden sowie in der Oberlausitz an bis zu 26 Tagen auf mindestens 30,0 Grad Celsius. Klitzschen bei Torgau erlebte am 29. August mit 34,7 Grad Celsius die Maximaltemperatur. (juerg)

In einer früheren Version dieses Artikels hieß es: So wurden in Kühnhaide in der Spitze in dieser Woche mehr als 40 Grad gemessen. Diese Angabe bezog sich aber nicht auf die Außen-, sondern auf die Bodentemperatur. Sie ist deshalb missverständlich und ist in der neuen Version dieses Artikels präzisiert worden.

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