Tanken ist bundesweit in Sachsen am teuersten. Das Bundeskartellamt liefert dafür jetzt eine überraschende Erklärung.
In Ostdeutschland mussten Autofahrer in den ersten neun Monaten im Schnitt rund 1,80 Euro für den Liter Super E5 zahlen - zehn Cent mehr als im Süden und Westen der Republik. Besonders teuer: einige Regionen in Sachsen und Sachsen-Anhalt. Das geht aus einer Auswertung der Markttransparenzstelle des Bundeskartellamts hervor. Der ADAC kommt zudem zu dem Ergebnis: Nirgends war Super E10 in Deutschland im Schnitt im September so teuer wie in Sachsen. Die „Freie Presse“ berichtete.
So günstig ist Tanken in Tschechien und Polen derzeit
Viele Sachsen fahren deshalb regelmäßig rüber ins Ausland - und tanken in Tschechien oder Polen. Dort sind Super und Diesel deutlich günstiger. So kostete der Liter Super in Tschechien Ende September im Schnitt 1,41 Euro. In Polen war er für 1,39 Euro zu haben. In Sachsen mussten Autofahrer dafür dagegen im Schnitt um die 1,67 Euro zahlen. Schon bei einer Tankfüllung sind da 12,50 Euro Ersparnis durchs Pendeln drin. Auch für Dieselfahrer lohnt sich aktuell der Kurztrip rüber über die Grenze nach Tschechien oder Polen bei Preisunterschieden von bis zu 20 Cent.
Bundeskartellamt: Preiskampf lohnt sich für deutsche Tankstellen in Grenznähe oft nicht
Genau mit dieser Pendelei treiben die Autofahrer die Tankpreise in Sachsen aber wohl nach oben. „Dieser Befund mag auf den ersten Blick verwundern“, schreibt das Bundeskartellamt in seinem jüngsten Markttransparenz-Bericht zu den Spritpreisen. Doch gerade wegen der viel günstigere Spritpreise im Ausland haben nach Beobachtung dieser Behörde deutsche Tankstellen in Grenznähe meist gar kein Interesse, gegen diese Wettbewerber in Tschechien oder Polen in den Preiskampf zu ziehen. Denn das lohnt sich für sie schlichtweg nicht - weil preissensible Autofahrer ohnehin zum Tanken ins Ausland fahren, wenn die Ersparnis stimmt. Stattdessen drehen viele deutsche Tankstellen in Grenznähe deshalb lieber an der Preisschraube, um diese Umsatzverluste durch diejenigen Autofahrer auszugleichen, die gar keine Zeit zum Suchen oder zum Ausweichen ins Ausland haben. Das gilt übrigens laut der Auswertung nicht nur für die grenznahen Regionen in Sachsen, sondern häufig auch für Tankstellen an der Grenze zur Schweiz, Österreich und Luxemburg.
Darum zahlen die Sachsen auch drauf
Daneben nennen die Experten für die besonders hohen Spritpreise in Sachsen aber auch noch auf weitere Gründe. Dazu zählen laut ADAC und dem Wirtschaftsverbands en2x unter anderem höhere Beschaffungs- und Logistikkosten der ostdeutschen Raffinerien und ein geringerer Wettbewerb durch ein dünneres Tankstellennetz. (juerg)







