Linke-Wahlkämpfer in Sachsen mit Schwert bedroht – Verdächtiger ermittelt
Wenige Wochen vor der Landtagswahl in Sachsen sind junge Menschen in Dohna bei Dresden mit einer Waffe bedroht worden. Zunächst war von einer Machete die Rede. Die Polizei sprach am Freitag allerdings von einem Schwert. Ein Verdächtiger ist ermittelt.
Dohna.Ein bewaffneter Mann hat am Mittwoch Wahlkampfhelfer der Linkspartei in Dohna (Kreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge) bedroht. Das teilen Partei sowie Polizei am Donnerstag mit.
Demnach waren die fünf jungen Leute (14 bis 20) in der 6300-Einwohner-Stadt südlich von Dresden unterwegs, verteilten gerade Flyer der Linken-Landtagskandidatin Lisa Thea Steiner an Haushalte in der Weesensteiner Straße.
Wahlkämpfer flüchten vor Mann mit Schwert
Dabei wurden sie gegen 19.30 Uhr von einem Balkon aus von einem Unbekannten bedroht: „Verpisst Euch, sonst hack‘ ich Euch den Kopf ab!“ Die Wahlkampfhelfer entfernten sich daraufhin, wie Lisa Thea Steiner der „Freien Presse“ am Donnerstagabend berichtet. Als sie stehen blieben, um sich mittels einer Straßenkarte zu orientieren, habe sie der Unbekannte mit einer Waffe in der Hand verfolgt. Das Quintett konnte jedoch flüchten - und erstattete Online-Anzeige. Auch Steiner machte ihre Zeugenaussage, selbst war sie bei dem Vorfall nicht zugegen. Nun ermittelt der Staatsschutz.
Die Staatsanwaltschaft Dresden und die Polizeidirektion Dresden ermitteln nunmehr gegen einen 69-jährigen Deutschen wegen des Verdachts der Nötigung, wie die Polizei am Freitag mitteilte. Zunächst war von einer Bedrohung mit einer Machete die Rede gewesen. Am Freitag stellte die Polizei klatr, dass sich der Beschuldigte mit einem Schwert in der Hand in bedrohlicher Weise auf die Gruppe zugegangen sei. Der Mann habe inzwischen identifiziert werden können. „Er ist nicht vorbestraft und geständig“, so ein Polizeisprecher. „Er hat angegeben, sich durch Lärm auf der Straße gestört gefühlt und aus diesem Grund so reagiert zu haben.“ Das Schwert stellte die Polizei sicher.
Landtags-Kandidatin Steiner: „Lassen uns nicht einschüchtern“
Wie die Landtags-Kandidatin im Gespräch mit der „Freien Presse“ betont, habe sich die Situation für Wahlkämpfer nicht erst kürzlich verschlechtert: „Es ist schon seit Jahren so schlimm. Wir achten nur jetzt mehr darauf, weil Wahlen sind und unsere Demokratie gefährdet ist.“
Sie versprach nach dem Vorfall: „Wir lassen uns nicht einschüchtern. Solche Angriffe können uns nur motivieren, unseren Einsatz für soziale Gerechtigkeit und gegen Faschismus weiter zu verstärken.“
Landesvorsitzende Schaper: „Es fehlen einem die Worte“
In einer Mitteilung zeigte sich Linken-Landesvorsitzende Susanne Schaper geschockt von dem Vorfall wenige Wochen vor der Landtagswahl: „Es fehlen einem die Worte. Man denkt, man hätte alles gesehen und dann kommen immer neue, noch schockierendere Ereignisse.“
Schaper will wissen, wie es sein könne, dass Wahlkämpfer am helllichten Tag mit einer Machete bedroht werden. „Wenn der demokratische Wettstreit nur noch mit Polizeischutz möglich ist, dann sollte uns das ernsthaft Sorgen bereiten.“
Angesichts des Macheten-Vorfalls dürften bei dem ein oder anderen Erinnerungen an den Angriff auf den SPD-Europaabgeordneten Matthias Ecke vor wenigen Monaten geweckt werden. Der Sozialdemokrat war in Dresden aus einer Gruppe heraus niedergeschlagen und schwer verletzt worden.
Im Gespräch mit der „Freien Presse“ fühlte er sich an seine Jugend in den 90ern erinnert: „Auch damals gab es Angsträume, die von Neonazis geschaffen wurden.“ (phy/juerg)