Wegen einer rechtsextremen Gedenkveranstaltung und Gegenprotesten gab es am Samstag einen Großeinsatz der Polizei. Es kam zu starken Behinderungen in der Stadt, auch Straßenbahnlinien waren betroffen. Während der Demonstrationen flogen Schneebälle und es kam vereinzelt zu Rangeleien.
Dresden.Nach dem Ausnahmezustand in der Dresdner Innenstadt nach dem rechtsextremen sogenannten „Trauerzug“ und zahlreichen Gegenprotesten normalisiert sich die Lage am Samstagabend in Dresden zunehmend. Am Bahnhof Mitte ist der Trauermarsch nach einer Abschlusskundgebung gegen 18 Uhr beendet worden. Auch die Gegenproteste sind beendet. Die meisten Straßenbahnlinien fahren wieder auf ihren planmäßigen Linien, die meisten Sperrungen sind aufgehoben. Nur die zahlreichen Absperrgitter entlang der geplanten Demonstrationsroute weisen noch darauf hin, dass es in der Stadt einen großen Polizeieinsatz gegeben hatte.
Anlass war die Bombardierung Dresdens durch Alliierte vor nun gut 80 Jahren. Rechtsextremisten nutzen das Gedenken seit Jahren für Propaganda.




Die Polizei zog ein positives Fazit vom Samstag. Sie hielt die beiden Lager auseinander und ermöglichte Protest in Hör- und Sichtweite, hieß es. Vereinzelt kam es zu kleineren Rangeleien zwischen Gegendemonstranten und Polizei. Außerdem flogen an einer Stelle Schneebälle auf den „Trauermarsch“.
Mehrere Blockaden der Demoroute wurden von der Polizei aufgelöst. Am Ende schafften es die Gegendemonstranten dennoch, dass der Zug der Rechtsextremisten nicht wie geplant mitten durch die Innenstadt führte, sondern die Route vom und zum Bahnhof Mitte stark verkürzt wurde.
Zur Zahl der Demonstranten gab es unterschiedliche Angaben. Vonseiten der Polizei war zunächst von 1200 Teilnehmern der rechtsextremistischen Demonstration die Rede. Die Veranstalter meldeten in sozialen Netzwerken 3000 Teilnehmer. Beobachter schätzten den „Trauerzug“ auf 2000 Teilnehmer.
Aufseiten der Gegendemonstranten sollen mehrere Tausend Menschen im Stadtgebiet unterwegs gewesen sein.
Polizei zieht Bilanz
Bei Kontrollen vor der rechten Versammlung am Bahnhof Mitte stellten Polizeibeamte 39 Verstöße gegen das Versammlungsgesetz, das Waffengesetz sowie die Allgemeinverordnung der Stadt Dresden fest. Laut Polizei hatten Teilnehmer unter anderem Protektorenhandschuhe, Einhandmesser, Schlagringe und Pfefferspray dabei oder trugen Springerstiefel. Weitere Männer zeigten verbotene Zeichen auf ihrer Kleidung oder hatten diese sichtbar tätowiert. Die entsprechenden Anzeigen wurden gefertigt.
An der Ecke Freiberger Straße/Hertha-Lindner-Straße setzten Polizisten Pfefferspray ein. Demonstranten hatten laut Polizei versucht eine Absperrung zu durchdringen, um auf die Aufzugsstrecke zu gelangen, was verhindert wurde.
Zudem hat die Dresdner Polizei im Verlauf des Einsatzes mehrere Ermittlungsverfahren eingeleitet. Wegen tätlichen Angriffs auf Polizeibeamte wird gegen fünf Männer (21, 21, 34, 39, 46) ermittelt.
Bei ihrem Einsatz wurde die Polizeidirektion Dresden von der sächsischen Bereitschaftspolizei, der Bundespolizei sowie Polizisten aus Bremen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Hamburg, Thüringen und Sachsen-Anhalt unterstützt. Über den Tag verteilt waren etwa 1.900 Beamte im Einsatz. (fp)