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Der ostdeutsche Karneval will seine Besonderheit auch offiziell bescheinigt bekommen. (Archivbild)
Der ostdeutsche Karneval will seine Besonderheit auch offiziell bescheinigt bekommen. (Archivbild) Bild: Sebastian Willnow/dpa
Sachsen
Ostdeutscher Karneval soll immaterielles Kulturerbe werden

Etwa 95.000 Menschen sind in Brandenburg und Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Teil von Karnevalsvereinen. Was diese Tradition besonders macht.

Halle /Erfurt.

Die ostdeutschen Karnevalsverbände wollen ihre jahrhundertealte Tradition als immaterielles Kulturerbe anerkennen lassen. "Die Bewerbung für das bundesweite Verzeichnis wurde gemeinsam von den fünf ostdeutschen Karnevalsverbänden eingereicht", sagte der Präsident des Landesverbands Thüringer Karnevalvereine, Christoph Matthes, der Deutschen Presse-Agentur. Die Verbände aus Brandenburg und Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wollen zeigen, "dass der Karneval im Osten mehr als nur Verkleidung, Tanz und Musik ist". 

Ostdeutscher Karneval kam von den Fürstenhöfen

Die Bewerbung sei beim thüringischen Kulturministerium eingereicht worden, hieß es. Dieses leite sie an das bundesweite Verzeichnis weiter. Bis über die Bewerbung endgültig entschieden wird, könnte es bis zu zwei Jahre dauern.

Die historischen Wurzeln des Karnevals liegen zwischen Hofkultur und Volksbrauch. Erste Belege finden sich bereits Ende des 14. Jahrhunderts, etwa beim "Unweisen Rat" in Königsee (1391) oder einer Wasunger Quittung über ein Fass Bier (1524). Die Bräuche entwickelten sich aus vorchristlichen Winteraustreibungsritualen, später auch im Umfeld höfischer Feste.

Besonders in Sachsen, Thüringen und Brandenburg entstanden an den Fürstenhöfen von Dresden, Weimar, Gotha und Potsdam sogenannte "Redouten" – also Masken- und Tanzveranstaltungen. Diese höfischen Feiern wurden auf die Bevölkerung übertragen. "Der ostdeutsche Karneval ist aus den Redouten-Regeln an den Höfen, etwa 50 Jahre vor der Reformierung des rheinländischen Karnevals von 1823, entstanden", erklärte Matthes. "Bei uns war es also die Tradition der Höfe, im Rheinland eine Parodie auf das Militär."

Tradition des gesprochenen Wortes soll erhalten bleiben 

Im Gegensatz zum Rheinland wird der ostdeutsche Karneval von Laien getragen, sagte der Verbandspräsident. "Die in den fünfziger und siebziger Jahren gegründeten Vereine waren damals die einzig zugelassene Opposition. Das Publikum verstand in den Büttenreden die Anspielungen zwischen den Zeilen", sagte der Präsident. "Die Tradition des gesprochenen Wortes im Karneval soll erhalten bleiben, das macht uns im Osten besonders aus."

Der ostdeutsche Karneval bietet eine breite regionale Vielfalt. Jährlich wird am Wochenende vor dem 11. November eine Narrenkonferenz in Teilen von Thüringen abgehalten. Der Austragungsort wechselt jährlich. In diesem Jahr ist Kefferhausen bei Dingelstädt im Landkreis Eichsfeld der Veranstalter. 

Geboten werden Büttenreden, Schautanz, Gottesdienst, Umzug und die sogenannte "Nacofee" mit Disko. Mittlerweile beteiligen sich daran rund 60 Vereine. 

Weitere ostdeutsche Traditionen zu Karneval sind die Schifferfastnacht an der Elbe, das "Zampern" in der Lausitz, Skifasching im Erzgebirge sowie Maskenbälle und das Rathausstürmen. Heute zählen die ostdeutschen Karnevalsverbände den Angaben nach rund 930 Vereine mit etwa 95.000 Mitgliedern. Fast die Hälfte sind Kinder und Jugendliche. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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