Der Ölpreis kennt seit Wochen tendenziell nur eine Richtung - nach unten. Werden dadurch aber auch Super und Diesel an der Zapfsäule nun im Sommer günstiger?
Seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump im Januar sind die Ölpreise insgesamt um ein Viertel gesunken. Dessen Zoll-Politik verstärkte zuletzt die Sorgen um eine weltweite Rezession. Am vergangenen Montag brachen die Preise für das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI noch einmal um jeweils bis zu rund fünf Prozent ein. Damit waren sie zeitweise so niedrig wie seit Februar 2021 nicht mehr - und das wirkt sich aktuell auch an den Zapfsäulen aus.
Tanken im April so günstig wie lange nicht
Tanken war im Monat April so günstig wie noch nie im laufenden Jahr. Bundesweit kostete ein Liter Super E10 im Monatsmittel 1,69 Euro – das waren 0,9 Cent weniger als im Vormonat. Dieselfahrer mussten für einen Liter im Schnitt 1,59 Euro und damit 4 Cent weniger als noch im März bezahlen. Das geht aus einer ADAC-Auswertung der Preise an mehr als 14.000 Tankstellen in Deutschland hervor.
Diesel in Chemnitz schon für unter 1,43 Euro
Laut Kraftstoff-Preisportal des ADAC hält dieser Trend im Mai weiter an. So gab es demnach den Liter Diesel zum Beispiel in Chemnitz am Dienstagmittag schon für unter 1,42 Euro, in Zwickau für unter 1,47 und in Plauen für unter 1,50 Euro. Auch Super E10 war günstiger. So kostete der Liter in Chemnitz zu dieser Tageszeit unter 1,58 Euro, in Plauen nicht ganz 1,61 und in Zwickau etwas weniger als 1,63 Euro.
Experte: Preisniveau wie 2021 wieder möglich
Nach Ansicht von Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING Deutschland, ist das Ende dieses Sinkfluges aber noch längst nicht erreicht. „Der billige Tank-Sommer kommt“, zitiert ihn die Bild-Zeitung. Brzeski hält demnach ein Preisniveau wie 2021 auch jetzt wieder für möglich: Nach ADAC-Berechnungen lagen die Preise damals aufs Jahr gerechnet im Schnitt für Super E10 bei 1,52 und für Diesel bei 1,38 Euro. Allerdings sind seither die CO2-Abgaben auf Super und Dieselkraftstoff gestiegen - und vor Corona und dem Beginn des Ukraine-Krieges war Tanken generell deutlich günstiger.
Gute Nachrichten für Autofahrer: Opec erhöht Ölfördermenge
Dennoch gibt es gute Gründe, die für einen weiteren Preisverfall an der Zapfsäule sprechen. So haben sich die Opec und die mit ihr verbundenen Förderstaaten am vergangenen Wochenende überraschend darauf verständigt, ab Juni 411.000 Barrel noch einmal zusätzlich pro Tag auf den Weltmarkt zu werfen – und das trotz bereits deutlich gefallener Preise. Da Erdöl auf dem Weltmarkt in US-Dollar bezahlt wird, wirkt sich der starke Eurokurs, der inzwischen fest über der Marke von 1,10 US-Dollar notiert, zusätzlich für Autofahrer positiv an der Tankstelle aus. Hinzu kommt die nachlassende Heizölnachfrage, die den Dieselkraftstoff noch einmal billiger macht.


ADAC sieht Spielraum für weitere Preissenkungen
Auch der ADAC sieht bei Super E10 und Diesel „angesichts des deutlich gesunkenen Ölpreises noch Potenzial für geringere Preise“, wie es heißt. „Beide Kraftstoffe sind - gemessen am derzeitigen Rohölpreis und dem starken Eurokurs - noch ein bisschen zu teuer“, so ADAC-Experte Andreas Hölzel auf Anfrage der „Freien Presse“.
Ganz so optimistisch wie ING-Chefvolkswirt Brzeski ist der Automobilclub aber nicht. „Bis zu einem Super-Preis von 1,50 Euro wie 2021 müsste noch sehr viel passieren“, so Hölzel. „Es gibt nämlich auch noch viele andere Unsicherheitsfaktoren für die weitere Entwicklung des Rohölpreises.“ So könne die Lage im Nahen Osten zum Beispiel weiter eskalieren, Handelsrouten könnten gekappt werden - das würde die Preise wieder in die Höhe treiben. „Deshalb sind wir mit Vorhersagen extrem vorsichtig“, sagt Hölzel. „Ich glaube aber, dass wir einen günstigen Sommer erwarten können.“
So können Autofahrer einige Euro pro Tankfüllung sparen
Sparen können Autofahrer aber auch jetzt schon, wenn sie sich vor dem Tanken informieren, wo Benzin und Diesel gerade am preiswertesten sind. Ein Preisvergleich ist zum Beispiel auf der Internetseite des ADAC oder unter clever-tanken.de möglich. Der ADAC rät, gezielt die gerade günstigsten Zapfsäulen anzusteuern. Grundsätzlich gilt demnach: Wer abends tankt, kann im Vergleich zu den Morgenstunden meist einige Euro sparen. Dies belegen ADAC Auswertungen der Kraftstoffpreise im Tagesverlauf. (juerg)