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Die Notaufnahme der Uniklinik in Dresden. Hier eskaliert es besonders häufig.
Die Notaufnahme der Uniklinik in Dresden. Hier eskaliert es besonders häufig. Bild: imago/Sven Ellger
Sachsen
13.08.2024

Übergriffe in Uniklinik Dresden: Immer mehr Angriffe aufs Krankenhauspersonal

Das Sicherheitspersonal des Krankenhauses hat viel zu tun: Bis zu 50 Einsätze im Monat fordern die Männer und Frauen der Security.

Dresden.

Im Uniklinikum Dresden haben die Angriffe aufs Krankenhauspersonal zugenommen.

Das berichtet der kaufmännische Vorstand des Klinikums, Frank Ohi. „Unsere Sicherheitsleute müssen pro Monat zu 40 bis 50 Einsätzen, die sich aus auffälligen Situationen ergeben“, so Ohi im Gespräch mit der Sächsischen Zeitung.

Die Einsätze hätten jedoch nicht immer mit Gewalt zu tun, betont er. Mal gehe es um Sachbeschädigung, mal auch um Ruhestörungen. Ein paar Beispiele: Ohi erzählt von einem Arzt, der von einem Patienten geschlagen wurde. Von lautem Gegröle nachts in einem der Klinik-Parks. Von einem Patienten, der in seinem Gepäck für die stationäre Aufnahme eine Machete dabei hatte. „Er hat sie nicht eingesetzt, aber allein die Tatsache, dass er eine Waffe hatte, war für das Personal beängstigend“, so Ohi.

38 Security-Mitarbeiter sorgen für Sicherheit

Man reagiere sehr sensibel auf solcherlei Vorfälle, beteuert er gegenüber der Zeitung. Mitarbeiter und Patienten sollten sich sicher fühlen. Insgesamt 38 Security-Leute arbeiteten im Klinikum. Diese seien sehr gut geschult, „um auf die unterschiedlichen Situationen reagieren zu können“ und rund um die Uhr das ganze Jah rüber im Einsatz. „Es war mir persönlich ein Anliegen, sie direkt beim Uniklinikum anzustellen. Das haben wir im April 2023 getan, zuvor waren sie Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma.“

Die Sicherheitsleute seien für das Uniklinikum wichtig, weil sie in der Zeit, bis die Polizei eintrifft, dafür sorgten, dass nichts passiere. Wie sie das tun? Mal mit Worten: beruhigen, deeskalieren. Mal mit anderen Mitteln: „Ein Patient, der ein ganzes Zimmer kurz und klein geschlagen hatte, musste beispielsweise festgehalten werden.“ Auch Ärzten und Pflegekräften biete man Deeskalationstraining an, was stark nachgefragt werde.

Hotspots: Notaufnahmen und psychiatrische Stationen

Besonders häufig eskaliere es in der Notaufnahme. Dort sei dann aber nicht Schluss, teils gehe es vor der Türe weiter. „Auch in psychiatrischen Stationen und in der Kindernotaufnahme ist das im Vergleich zu anderen Bereichen häufiger.“

Ohi betont zwar, dass es Gewalt und eskalierende Situationen im Gesundheitswesen schon immer gegeben habe, stellt aber auch klar: Das Aggressionspotenzial heute ist wesentlich höher als noch vor 25 Jahren.

Woran liegt das? In der Regel komme niemand freiwillig ins Uniklinikum. Auf dem Gelände befänden sich Menschen in emotionalen Ausnahmesituationen. „Die können zusätzlich beeinflusst sein durch Medikamente, Alkohol und Drogen, auch durch psychische Erkrankungen.“ Auch komme es immer wieder vor, dass jemand mit der Art der Behandlung nicht einverstanden sei, „weil er durch die Recherche im Internet glaubt, besser zu wissen, was gut für ihn ist“.

Die Angriffe im Uniklinikum sind keine isolierten Vorfälle. Auch Kassenärzte beobachten immer mehr Gewalt in Arztpraxen. „Offene Aggression und ein extrem forderndes Verhalten haben deutlich zugenommen. Nicht nur in Notaufnahmen, auch bei den Niedergelassenen eskaliert die Lage immer öfter“, so Andreas Gassen, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Laut Gassen gehe es sowohl um Beleidigungen als auch körperliche Gewalt.

Eingetretene Tür und Radau in der Notaufnahme

„Ich hatte selbst schon einen Patienten, der eine Tür kaputt getreten hat“, berichtet der Düsseldorfer Arzt. Aber: Die Regel sei das nicht - die Probleme gingen auf eine „kleine, leider aber größer werdende Klientel“ zurück. Und: „Dass sich Patienten nicht benehmen können und eine schräge Einschätzung der eigenen Behandlungsdringlichkeit haben, ist ein Nationen-übergreifendes Phänomen.“

Was sich allerdings auch häufe: „Da ist einer krank, und sechs Leute kommen als Begleitung mit in die Praxis oder die Notaufnahme und machen Radau. Das ist bemerkenswert und extrem unangenehm.“ Der Mediziner fordert: „Es braucht in solchen Fällen deutliche und schnelle Strafen. Sonst kommt die Botschaft bei einigen Menschen nicht an.“

Justizminister Marco Buschmann (FDP) will mit einer leichten Verschärfung des Strafrechts unter anderem Rettungskräfte besser vor Anfeindungen und Gewalt schützen. Die - noch nicht beschlossene - Anpassung müsse auf die Arztpraxen ausgeweitet werden, forderte der Kassenärzte-Chef. „Es ist überfällig, das Strafgesetz an der Stelle zu verschärfen. Auch Praxen müssen sich nicht alles bieten lassen.“phy (mit dpa)

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