Zinssatz unter 1 Prozent: So will Sachsen Familien zu Wohneigentum verhelfen
Der Wohnungsbau in Sachsen ist fast eingeschlafen. Die Landesregierung will ihn jetzt mit einem unschlagbaren Zinssatz ankurbeln - und zugleich jungen Familien dabei helfen, ihren Lebenstraum von den eigenen vier Wänden zu verwirklichen.
Chemnitz.Hohe Zinsen, stark gestiegene Material- und Baukosten: Der Wohnungsbau in Sachsen lahmt. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist die Anzahl der erteilten Wohnungsbaugenehmigungen im Freistaat im ersten Halbjahr 2024 um mehr als ein Drittel von 1211 auf 743 zurückgegangen. Das teilt das Statistische Landesamt mit. Der Traum vom Eigenheim - gerade für viele junge Familien ist er nicht mehr finanzierbar.
Förderung noch einmal um 30 Millionen Euro aufgestockt
Die sächsische Landesregierung will nun aber nochmals gegensteuern - und hat die Fördermittel für Eigenheimträume erneut aufgestockt. 105 Millionen Euro hatte der Freistaat dieses Jahr für deren Verwirklichung schon zur Verfügung gestellt – über 25 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Nun kommen noch einmal 30 Millionen Euro hinzu. Denn das Interesse an den beiden Landesförderprogrammen „Familienwohnen“ und „Wohneigentum ländlicher Raum“ ist groß. „Das hilft Familien sowie Haushalten, die sich sonst kein Eigentum leisten könnten – und lässt wieder Leben in so manches sanierungsbedürftige Haus ziehen“, sagt der für die sächsische Bau- und Wohnungsentwicklung verantwortliche Staatsminister Thomas Schmidt (CDU).
Das sind die Konditionen
Die Konditionen für die Fördermittel sind im Vergleich zu den derzeit sonst üblichen unschlagbar: Der Zinssatz für das Darlehen liegt laut Ministerium bei nur 0,95 Prozent. Zum Vergleich: Banken oder andere Baufinanzierer verlangen derzeit mindestens 3 Prozent. Allerdings gibt es Auflagen. So müssen die Empfänger der geförderten Darlehen während der Laufzeit der Kredite die Immobilie selbst nutzen. Die Höchstlaufzeit beträgt 25 Jahre. Kostenfreie Sondertilgungen sind möglich. Die Finanzierung erhält nur, wer das Vorhaben nicht aus frei verfügbaren Vermögen finanzieren kann. Es gelten Einkommensgrenzen. Anträge bearbeitet die Sächsische Aufbaubank. Die Darlehen sind bei dem Familien-Förderprogamm auf maximal 50.000 Euro pro Kind begrenzt. Beim Programm Wohneigentum ländlicher Raum“ sind es maximal 80.000 Euro. Gefördert werden jeweils der Kauf, der Bau und die Sanierung von selbst genutztem Wohnraum
So viele Familien können davon profitieren
Bis Mitte August hat die Sächsische Aufbaubank laut Staatsminister Schmidt schon Darlehen von rund 65 Millionen Euro aus diesen beiden Förderprogrammen bewilligt. So konnte der Freistaat demnach allein in diesem Jahr mehr als 550 sächsische Familien finanziell bei der Realisierung ihres Traums vom Eigenheim unterstützen. „Fast 200 Anträge über weitere 20 Millionen Euro Darlehen liegen bereits vor und werden derzeit von der Förderbank geprüft.“ Insgesamt sollen demnach nun maximal 135 Millionen Euro an Krediten vergeben werden. Durch die Aufstockung der Fördermittel könnten laut Staatsminister nun noch weitere 250 bis 300 Familien ihren Traum vom Eigenheim in diesem Jahr verwirklichen.
Minister sieht noch viel Potenzial vor allem in ländlichen Regionen
Schmidt sieht vor allem außerhalb der Großstädte noch viel Potenzial auch für weniger gut Betuchte. „Erst vor Kurzem hat der Zensus 2022 wieder bestätigt, dass der Freistaat Sachsen deutschlandweit den größten Anteil an Altbauten hat“, erklärt er. „So ist es nicht verwunderlich, dass bei beiden Programmen fast 90 Prozent der Förderung in den Bestandserwerb und die Sanierung fließen.“ Beim Verkauf stünden die neuen Eigentümer vor der großen Herausforderung, diese älteren Gebäude zu modernisieren, energetisch zu sanieren und idealerweise auch barriereärmer umzugestalten. (juerg)