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Die Verhandlungen in Doha über eine Waffenruhe im Gazastreifen sind Berichten nach in der Endphase. (Archivbild)
Die Verhandlungen in Doha über eine Waffenruhe im Gazastreifen sind Berichten nach in der Endphase. (Archivbild) Bild: Bernd von Jutrczenka/dpa
Welt

Israel und Hamas ringen um letzte Details für Gaza-Abkommen

Mehr als 15 Monate dauert der Gaza-Krieg nun schon. Die Verhandlungen über eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln scheinen in der Endphase. Der Hamas geht es angeblich nur noch um Details.

Doha/Tel Aviv/Gaza.

Israel und die islamistische Terrororganisation Hamas haben sich Berichten zufolge grundsätzlich auf eine Waffenruhe im Gazastreifen geeinigt - nur letzte Detailfragen sollen noch offen sein. Bei den Vermittlungsgesprächen in Katars Hauptstadt Doha müssten noch Einzelheiten zum angestrebten Rückzug der israelischen Armee aus Gebieten im Gazastreifen geklärt werden, meldete die "Times of Israel" in der Nacht unter Berufung auf arabische Unterhändler.

Die Hamas habe Israel aufgefordert, Karten und einen Zeitplan für den Rückzug vorzulegen, der von den internationalen Vermittlern während der Umsetzung überwacht werden solle, sagten der Hamas nahestehende Quellen. US-Außenminister Antony Blinken sagte in Washington, nun sei die Hamas am Zug. "In diesem Moment, während wir hier sitzen, warten wir auf das letzte Wort der Hamas über ihre Zustimmung", sagte Blinken. Er gehe davon aus, dass eine Einigung erreicht werde - ob dies noch vor der Amtseinführung Donald Trumps als US-Präsident am kommenden Montag der Fall sein werde, ließ der Minister offen. 

Laut US-Außenminister Blinken steht nur noch die Zustimmung der Hamas aus.
Laut US-Außenminister Blinken steht nur noch die Zustimmung der Hamas aus. Bild: Luis M. Alvarez/FR596 AP/AP/dpa

Die von der "Times of Israel" zitierten arabischen Unterhändler spekulierten, dass eine Einigung in dem seit mehr als 15 Monaten andauernden Krieg heute oder am Donnerstag in Form einer gemeinsamen Erklärung der USA, Katars und Ägyptens bekanntgegeben werden könnte. Die drei Länder vermitteln zwischen Israel und der Hamas, da diese nicht direkt miteinander verhandeln. 

Demonstranten sind für einen Deal - und dagegen

In der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv versammelten sich am Abend laut örtlichen Medien Tausende Menschen in der Hoffnung, dass die Islamisten dem Entwurf einer Vereinbarung zustimmen, die unter anderem die Freilassung von Geiseln der Hamas im Austausch gegen palästinensische Häftlinge aus Israels Gefängnissen vorsieht. In Jerusalem protestierten indes Hunderte gegen einen solchen Deal. "Ein freigelassener Terrorist ist der Mörder von morgen", sagte einer der Teilnehmer.

Familien der Geiseln hoffen auf eine Einigung, die ihre schmerzlich vermissten Angehörigen zurückbringt (Archivbild)
Familien der Geiseln hoffen auf eine Einigung, die ihre schmerzlich vermissten Angehörigen zurückbringt (Archivbild) Bild: Ohad Zwigenberg/AP/dpa

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu beriet sich laut der "Times of Israel" mit dem Verhandlungsteam sowie Mitgliedern des Sicherheitsapparats. Die Verhandlungen in Doha über letzte Details würden die ganze Nacht hindurch fortgesetzt, habe sein Büro mitgeteilt. Die Familien der Geiseln würden so bald wie möglich über den neusten Stand informiert. Eine Vereinbarung müsste vom Sicherheitskabinett und der gesamten Regierung gebilligt werden.

Bangen um Geiseln

Krankenhäuser und medizinische Teams in Israels bereiten sich bereits auf die Behandlung der bei einer Einigung freizulassenden Geiseln vor, wie das "Wall Street Journal" berichtet. Vielen der beim Terrorüberfall auf Israel am 7. Oktober 2023 nach Gaza entführten Geiseln dürfte es körperlich wie psychisch sehr schlecht gehen.

Ziel sei es, alle 98 Geiseln zurückzuholen, sagte ein israelischer Regierungsvertreter - auch wenn unklar ist, wie viele von ihnen noch am Leben sind. Unter den Verschleppten sind Menschen mit doppelter Staatsbürgerschaft, darunter auch Deutsche.

Die angestrebte Waffenruhe sei zunächst auf etwa 42 Tage beschränkt, sagte der Regierungsvertreter. Die Freilassung der Geiseln würde sich voraussichtlich über Wochen erstrecken. In einer ersten Phase sollten 33 "humanitäre Fälle" freikommen. Es gehe um Frauen, Kinder, Menschen über 50 sowie Verletzte und Kranke, erklärte der Informant. Man gehe davon aus, dass die meisten am Leben seien. 

Der Krieg im Gazastreifen dauert vorerst weiter an. (Archivbild)
Der Krieg im Gazastreifen dauert vorerst weiter an. (Archivbild) Bild: Ariel Schalit/AP/dpa

Regierungsvertreter nennt Details des Deals 

Beide Seiten hätten sich darauf geeinigt, dass die Hamas am ersten Tag drei Geiseln freilässt, berichtete der britische Sender BBC unter Berufung auf einen palästinensischen Offiziellen in Doha. Danach würde Israels Armee mit dem Rückzug ihrer Truppen aus den bewohnten Gebieten Gazas beginnen. Sieben Tage später würde die Hamas demnach vier weitere Geiseln freilassen. Israel wiederum würde den Vertriebenen im Süden des Gazastreifens erlauben, in den Norden zurückzukehren, allerdings nur zu Fuß über die Küstenstraße, hieß es.

Israel habe sich außerdem bereiterklärt, rund 1.000 palästinensische Häftlinge freizulassen, darunter etwa 190, die eine Haftstrafe von 15 Jahren oder mehr verbüßt haben, berichtete die BBC. Auch nach Beginn der Waffenruhe sollen israelische Soldaten in einer Pufferzone am Rande des Gazastreifens und in weiteren Gebieten bleiben, um die Sicherheit der israelischen Grenzorte zu gewährleisten, erklärte der israelische Regierungsvertreter. 

Verhandlungen über die zweite Phase sollen am 16. Tag der Umsetzung beginnen. In dieser Phase sollen die restlichen Geiseln freikommen und Israels Truppen abgezogen werden, bevor in der dritten und letzten Phase des Abkommens der Krieg endgültig beendet werden soll. Man werde Gaza nicht verlassen, bis alle Geiseln zu Hause seien, betonte der israelische Regierungsvertreter.

Ausgelöst worden war der Krieg durch das beispiellose Hamas-Massaker in Israel am 7. Oktober 2023 mit mehr als 1.000 Toten. Seither wurden nach palästinensischen Angaben im abgeriegeltem Gazastreifen mehr als 46.600 Menschen getötet und mehr als 110.000 verletzt. Die nicht überprüfbaren Zahlen unterscheiden nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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