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Welt
Der amerikanische Papst und der stolze Präsident

Das neue Oberhaupt der Katholiken kommt aus den USA. Präsident Trump freut es. Doch sein Verhältnis zum Vatikan war in der Vergangenheit nicht immer einfach. Wie wird es mit dem neuen Papst laufen?

Washington.

Die USA halten unter Donald Trump bereits auf allen Fronten die Welt in Atem - nun sind sie auch noch Papst. Zum ersten Mal in der Geschichte. Die US-Katholikin Dawn steht an einer St. Matthews Kirche in der Hauptstadt Washington und sagt lachend, sie habe fast angefangen "God Bless America" zu singen, als sie von der Wahl von Robert Prevost zum neuen Papst gehört habe. "Aber ganz ehrlich, der Papst ist der Papst der Weltkirche. Und wenn er nur ein Papst für Amerika wäre, wäre das eine wirklich schlechte Sache."

Die zierliche Frau mit grauen Haaren lobt die Namenswahl des neuen Pontifex überschwänglich. Leo XIV. - das bedeute, dass der Papst in der Tradition von Leo XIII. stehe, der Papst der Arbeiter gewesen sei, und ein bedeutender Verfechter sozialer Gerechtigkeit. Sie denke daher, dass man "wundervolle Dinge" von ihm erwarten könne.

Die Amerikanerin Dawn freut sich darüber, dass der neue Papst aus den USA stammt - und hätte deshalb fast gesungen.
Die Amerikanerin Dawn freut sich darüber, dass der neue Papst aus den USA stammt - und hätte deshalb fast gesungen. Bild: Luzia Geier/dpa

Auch andere steuern angesichts der Nachricht aus Rom direkt die nächste Kirche an, nicht nur in der Hauptstadt. Dort stehen unweit von Dawn eine Mutter und ihre erwachsene Tochter. Sie hätten kaum abwarten können zu erfahren, wer neuer Papst werde und welche Richtung die Kirche einschlage, erzählt die Mutter, Teresa. Sie ist aus dem Bundesstaat Pennsylvania zu Besuch bei ihrer Tochter, die in der Hauptstadt studiert. "Wir haben Papst Franziskus geliebt", sagt Teresa. Er habe für Mitgefühl und Barmherzigkeit gestanden. Natürlich sei es aufregend, dass der neue Papst Amerikaner sei. Aber am Ende spiele die Nationalität keine Rolle.

Trump fiel zuletzt mit Papst-Witzen auf

Für Donald Trump durchaus. Kurz nach der Verkündung der überraschenden Nachricht aus Rom schreibt der US-Präsident auf der Plattform Truth Social: "Es ist solch eine Ehre, zu realisieren, dass er der erste amerikanische Papst ist." Dies sei aufregend und eine "große Ehre" für die USA. Er freue sich darauf, Papst Leo XIV. zu treffen. "Es wird ein sehr bedeutsamer Moment sein!"

Trump ist Christ, allerdings kein Katholik. Der Republikaner gilt nicht als sonderlich religiöser Mensch, auch wenn evangelikale Christen eine wichtige Wählergruppe für ihn sind. Sein mitunter mangelndes Gespür für religiöse Befindlichkeiten hatte der US-Präsident unter Beweis gestellt, als er kurz vor der Papstwahl viele Katholiken mit einem KI-generierten Bild von sich als Papst vor den Kopf stieß. Ein US-Bischof bezeichnete das öffentlich als taktlos und beleidigend und forderte eine Entschuldigung vom Präsidenten. 

Zuvor hatte Trump bereits öffentlich gescherzt, er würde gerne selbst Papst werden. "Das wäre meine erste Wahl." Den Witz fanden manche Gläubige nicht so lustig. 

Kritik an Trumps Politik aus dem Vatikan

Wie gut sich der Präsident und der erste amerikanische Papst am Ende verstehen werden, muss sich zeigen. Im Rennen um den Posten als Oberhaupt der katholischen Kirche war auch ein anderer Amerikaner gewesen, der als konservativer gilt und eher als Kandidat Trumps angesehen wurde. 

Als Kardinal hatte Robert Prevost jedenfalls erst vor Wochen noch öffentlich Kritik an Trumps Vize JD Vance erkennen lassen, der Katholik ist. Vance hatte in einem Interview über ein "christliches Konzept" referiert, "das besagt, dass man seine Familie liebt, dann seinen Nächsten, dann seine Gemeinschaft, dann seine Mitbürger, und danach den Rest der Welt". Prevost teilte daraufhin auf der Plattform X einen Meinungsbeitrag: "JD Vance liegt falsch: Jesus fordert uns nicht auf, unsere Liebe zu anderen zu bewerten", hieß es da. 

Vance hatte Prevosts Vorgänger, Papst Franziskus, kurz vor dessen Tod noch im Vatikan zu einem Gespräch getroffen. Dabei ging es nach Angaben des Vatikans auch um Themen wie Migranten, Flüchtlinge und Menschen im Gefängnis. Franziskus hatte die Abschiebepolitik Trumps mehrfach öffentlich kritisiert. Auch der neue Papst scheint der Migrationspolitik der US-Regierung skeptisch gegenüberzustehen. Prevost teilte als Kardinal kritische Beiträge anderer Nutzer auf seinem X-Account dazu. 

Protestantismus vorherrschende christliche Strömung in den USA

Dass wenige Monate nach dem Auszug Joe Bidens aus dem Weißen Haus erstmals ein US-Amerikaner zum Papst gewählt wird, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Biden ist streng gläubiger Katholik. Er war nach John F. Kennedy (1961 bis 1963) erst der zweite katholische Präsident in der US-Geschichte. Der Demokrat geht jedes Wochenende in die Kirche. Für die Bestattung von Papst Franziskus reisten der 82-Jährige und seine Ehefrau Jill eigens nach Rom. Er verpasste den historischen Moment für die USA und amerikanische Katholiken als Präsident nur ganz knapp. 

Umfragen zufolge bezeichnen sich rund 20 Prozent der US-Amerikaner als Katholiken. Andere christliche Strömungen - allem voran der Protestantismus - sind in den USA dominanter. Auch in den USA hat die katholische Kirche in den vergangenen Jahren tiefgreifende Krisen erlebt. Mehrere Missbrauchsskandale wurden aufgedeckt - jahrzehntelang waren die Taten vertuscht worden. 

Neuer Papst - neue Chance?

Teresa (r) ist gerade zu Besuch in Washington, wo ihre Tochter Elektra studiert.
Teresa (r) ist gerade zu Besuch in Washington, wo ihre Tochter Elektra studiert. Bild: Luzia Geier/dpa

Mancher Katholik in den USA hofft nun darauf, dass ein amerikanischer Papst mit einem sozialen Ansatz ein positives Licht auf die katholische Kirche in den USA und auf das Land als Ganzes werfen könnte. Die Studentin Elektra, die mit ihrer Mutter zu der Kirche in Washington gekommen ist, verspricht sich von Leo XIV. eine "barmherzige Repräsentation der USA" in der Welt. "Ich hoffe, dass der Papst genau das mitbringt und dieses sehr positive Bild weltweit verbreiten wird – in einer Zeit, in der vieles unsicher ist und viel Verwirrung herrscht." (dpa)

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