Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen
Eine neue Gruppe ukrainischer und russischer Kriegsgefangener sind bei einem Austausch freigekommen (Archivbild)
Eine neue Gruppe ukrainischer und russischer Kriegsgefangener sind bei einem Austausch freigekommen (Archivbild) Bild: Evgeniy Maloletka/AP/dpa
Welt
Moskau und Kiew tauschen Gefangene - massive Luftangriffe

Mit einem Gefangenenaustausch wird die Diplomatie im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine vorangetrieben. Gleichzeitig nimmt die Intensität russischer Drohnenattacken auf das Nachbarland zu.

Moskau/Kiew.

Russland und die Ukraine haben mit einem weiteren Gefangenenaustausch begonnen. Die erste Gruppe russischer Soldaten unter 25 Jahren sei aus ukrainischer Gefangenschaft entlassen worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Der Ukraine sei eine ähnliche Zahl Gefangener übergeben worden. Eine genaue Zahl nannte das Ministerium nicht. Kiew bestätigte den Austausch, der zu Monatsbeginn in Istanbul bei direkten Verhandlungen beider Kriegsparteien vereinbart worden war. 

Die russischen Soldaten befinden sich nach Angaben aus Moskau derzeit in Belarus und erhalten dort medizinische Hilfe.

Junge und schwer verletzte Soldaten kehren zurück

"Unsere Leute sind zu Hause", schrieb der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf der Plattform X. Unter den Heimkehrern seien neben jungen Soldaten auch Schwerverletzte. Auch Selenskyj nannte keine konkrete Zahl. Seinen Angaben nach ist der Austauschprozess mit Schwierigkeiten verbunden. Er rechne aber damit, dass die in Istanbul ausgehandelte Einigung vollständig umgesetzt werde. Zuletzt hatte es zwischen Moskau und Kiew Streitigkeiten über den Zeitpunkt des Austauschs gegeben.

Bei der zweiten Verhandlungsrunde zwischen russischen und ukrainischen Vertretern in Istanbul vor einer Woche hatten beide Seiten den Austausch von Gefangenen und Leichen gefallener Soldaten vereinbart. Bei den Gesprächen waren beide Seiten übereingekommen, vor allem junge Soldaten zwischen 18 und 25 Jahren, schwer verletzte oder kranke Kriegsgefangene auszutauschen. Dies könnte mehr als 1.000 Personen von jeder Seite betreffen. Erwartet worden war der Austausch ursprünglich bereits am Wochenende.

Drohnenkrieg erreicht neue Eskalationsstufe

Der Krieg geht derweil mit verschärfter Intensität weiter. So hat Moskau nach Angaben aus Kiew bei den nächtlichen Luftangriffen eine Rekordzahl an Drohnen eingesetzt. Der Zählung der ukrainischen Flugabwehr nach waren es 479 Kampfdrohnen vom Typ Schahed beziehungsweise deren Attrappen. Daneben beschoss Russland das Nachbarland auch mit 20 Raketen und Marschflugkörpern, darunter auch 4 moderne Hyperschallraketen vom Typ Kinschal. 

Die Zahl der von Russland eingesetzten Drohnen ist zuletzt immer wieder auf neue Rekordhochs gestiegen. Hintergrund ist laut Militärexperten der drastisch angestiegene Ausstoß solcher Flugapparate durch Russlands Rüstungswirtschaft. Angriffe mit 500 oder mehr Drohnen könnten demnach bald zum Alltag in der Ukraine gehören.

Mehrere Verletzte in Riwne und Saporischschja

Während die ukrainische Luftwaffe den Abschuss von 479 Angriffsobjekten meldete, wurden in verschiedenen Regionen bis tief in den Westen des Landes auch Einschläge registriert. So gab es in der westukrainischen Region Riwne laut Militärgouverneur Olexander Kowal einen Verletzten. Im südostukrainischen Gebiet Saporischschja, das seit Kriegsbeginn schwer umkämpft ist, wurden nach Angaben des Gouverneurs Iwan Fedorow sogar drei Zivilisten verletzt, wobei sich hier die Luftangriffe bis in den Vormittag zogen.

Einschläge gab es auch in den Regionen Dnipropetrowsk und Charkiw. Die letztgenannte Region - bereits am Wochenende das Ziel schwerer Angriffe - wurde den Angaben zufolge vor allem mit gelenkten Gleitbomben attackiert.

Russische Angriffe auf die Ukraine versetzen Polen in Alarm

Polen hat wegen des intensiven russischen Luftangriffs auf Ziele in der Ukraine Abfangjäger aufsteigen lassen. Am frühen Montagmorgen seien polnische und verbündete Kampfjets aktiviert worden, teilte das Operative Führungskommando in Warschau bei X mit. 

Auch die Luftabwehr- und Radaraufklärungssysteme am Boden seien gemäß den geltenden Verfahren in höchste Bereitschaft versetzt worden. Diese Maßnahmen hätten präventiven Charakter und dienten der Überwachung der Lage im unmittelbaren Grenzgebiet.

Ukraine berichtet über eigene Treffer in Russland

Die Ukraine richtete ihrerseits mit eigenen Drohnenangriffen Schäden in Russland an. So wurde in der an der Wolga gelegenen russischen Teilrepublik Tschuwaschien eine Elektronikfabrik attackiert. Laut dem ukrainischen Generalstab wurde das Unternehmen wegen seiner Antennenproduktion für russische Waffen zum Ziel.

Der Gouverneur der etwa 650 Kilometer von Moskau entfernten Region, Oleg Nikolajew, bestätigte den Angriff. Zwei Drohnen seien auf das Gelände der Fabrik WNIIR in der Stadt Tscheboksary gestürzt, zwei weitere Drohnen auf Felder, schrieb er bei Telegram. Verletzte gebe es nicht.

Der Generalstab in Kiew teilte außerdem mit, einen Militärflugplatz in der Region Nischni Nowgorod angegriffen zu haben. Nach vorläufigen Informationen seien zwei Kampfflugzeuge getroffen worden, hieß es in der Mitteilung des Generalstabs. Unabhängig lassen sich die Angaben nicht bestätigen. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
Das könnte Sie auch interessieren
10.06.2025
4 min.
Erneut massive Angriffe auf Ukraine mit Toten und Verletzten
Immer wieder greift Russland auch Kiew an.
Auch in dieser Nacht wird die Ukraine massiv mit Drohnen angegriffen. In Odessa sterben mindestens zwei Menschen bei den Attacken.
18:15 Uhr
5 min.
„Wir sind the Unseen, die nicht dazugehören“: Fotoprojekt in der JVA Chemnitz zeigt das Leben in Haft
Diese Fotos von Marleen Kölmel zeigen zum Beispiel das Familienzimmer und den Aufenthaltsraum der JVA.
Drei Kunst-Studenten haben mehrmals Häftlinge getroffen. Daraus sind Fotos entstanden, die Einblicke in den Chemnitzer Gefängnisalltag geben. Sie sind jetzt auf den Außenmauern zu sehen. Eine spezielle Frage stellten die Studenten nicht.
Jana Peters
11.06.2025
4 min.
Warum dieses Erdbeerfeld im Erzgebirge nur einen Tag geöffnet hatte – und wie es weitergeht
Stefanie Gahler und ihre Kinder Tim und Hannah gehörten zu den ersten Selbstpflückern auf dem Erdbeerfeld in Lauter. 850 Gramm waren ihre Ausbeute.
Einen halben Tag lang konnte auf dem großen Erdbeerfeld in Lauter diese Woche fleißig gepflückt werden. Inzwischen ist es mit dem Selbstpflücken aber schon wieder vorbei. Wann geht es weiter? Und was zahlen Erdbeer-Fans eigentlich dieses Jahr?
Anna Neef
12.06.2025
5 min.
„Lasst die in Berlin über Brandmauern und Unvereinbarkeitsbeschlüsse reden“: Wie Kretschmer vor Sachsens Bürgermeistern auftrat
Sachsens Ministerpräsident seit Dezember 2017: Michael Kretschmer (CDU).
Die finanzielle Lage vieler Kommunen ist angespannt – und auch der Landeshaushalt für 2025/26 ist noch nicht beschlossen. Welchen Stand hatte der Ministerpräsident als Gast beim Städte- und Gemeindetag?
Tino Moritz
25.05.2025
5 min.
Größter Gefangenenaustausch und heftige Angriffe auf Ukraine
Die Ukraine und Russland haben den größten Gefangenenaustausch seit Kriegsbeginn abgeschlossen. (Archivbild)
Die Ukraine durchlebt wegen vieler Luftangriffe ein Wochenende mit Tod und Zerstörung. Zugleich absolvieren die Kriegsparteien ihren größten Gefangenenaustausch. Wie geht es nun weiter?
Ulf Mauder, dpa
18:15 Uhr
3 min.
„Die Aufregung ist hoch“: Maffay-Fans stehen für Konzert in Schwarzenberg stundenlang Schlange
Vorfreude aufs Maffay-Konzert in Schwarzenberg: Andrea Spahn und Thomas Beyer gehörten am Freitag zu den ersten Fans am Tor.
Peter Maffay gibt zwei Konzerte in Schwarzenberg. Die Fans Andrea Spahn und Thomas Beyer sind bei beiden dabei. Fast vier Stunden warteten sie am Freitag. Ein Besuch in der Warteschlange.
Katja Lippmann-Wagner
Mehr Artikel