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Die Ukraine und Russland haben den größten Gefangenenaustausch seit Kriegsbeginn abgeschlossen. (Archivbild)
Die Ukraine und Russland haben den größten Gefangenenaustausch seit Kriegsbeginn abgeschlossen. (Archivbild) Bild: Evgeniy Maloletka/AP/dpa
Welt
Größter Gefangenenaustausch und heftige Angriffe auf Ukraine

Die Ukraine durchlebt wegen vieler Luftangriffe ein Wochenende mit Tod und Zerstörung. Zugleich absolvieren die Kriegsparteien ihren größten Gefangenenaustausch. Wie geht es nun weiter?

Moskau/Kiew.

Russland hat mit der Ukraine den seit Kriegsbeginn größten Gefangenenaustausch mit jeweils 1.000 Freigelassenen abgeschlossen. Zugleich überzog Moskau die Ukraine mit den bisher - nach Zahlen - schlimmsten Luftschlägen. Bei den Angriffen mit fast 300 Drohnen, rund 70 Raketen und Marschflugkörpern starben laut Behörden mindestens zwölf Menschen, Dutzende weitere wurden verletzt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf Russland Terror vor und forderte vom Westen mehr Druck auf Moskau.

Der russische Präsident Wladimir Putin setze das Töten in seinem Krieg täglich fort, sagte Selenskyj. "Dies darf nicht ignoriert werden. Das Schweigen Amerikas und das Schweigen anderer Länder der Welt ermutigen Putin nur", sagte der Ukrainer. "Ohne wirklich starken Druck auf die russische Führung kann diese Brutalität nicht gestoppt werden. Sanktionen werden sicherlich helfen."

Es handele sich um absichtliche Schläge gegen einfache Städte, sagte Selenskyj. Wohnhäuser seien zerstört und beschädigt worden. Er sagte, dass Rettungskräfte in mehr als 30 Städten und Dörfern des Landes im Einsatz gewesen seien. Das russische Verteidigungsministerium meldete Hunderte ukrainische Drohnenattacken am Wochenende.

Viele Tote und Verletzte in der Ukraine

In der ukrainischen Region Schytomyr westlich der Hauptstadt Kiew starben zwei Kinder im Alter von acht und zwölf Jahren sowie ein Jugendlicher im Alter 17 Jahren, wie der Zivilschutz mitteilte. Allein dort seien auch mindestens zwölf Menschen verletzt worden. Im Gebiet Kiew starben bei den russischen Luftschlägen laut Behörden mindestens 4 Menschen, 16 weitere wurden demnach verletzt. Auf Bildern und Videos, die der Zivilschutz verbreitete, waren schwere Verwüstungen sowie zerstörte und brennende Häuser in Ortschaften zu sehen.

Vier Tote und fünf Verletzte meldeten die Behörden in der Region Chmelnyzkyj im Westen des Landes. In der Stadt Mykolajiw im Süden habe eine Drohne ein fünfgeschossiges Haus getroffen. Ein Mensch sei dabei getötet worden. Fünf Bewohner seien verletzt worden, darunter ein Jugendlicher, teilte die Stadt mit.

Bei den russischen Luftschlägen gegen die Ukraine gab es erneut viele Tote und Verletzte.
Bei den russischen Luftschlägen gegen die Ukraine gab es erneut viele Tote und Verletzte. Bild: Evgeniy Maloletka/AP/dpa

Moskau hatte die auch am Samstag schon starken Angriffe mit den ukrainischen Drohnenattacken gegen russisches Gebiet in den vergangenen Tagen begründet. Die Militärführung in Moskau erklärte, die russischen Luftschläge hätten sich gegen militärische Objekte gerichtet. Ziele seien Rüstungsbetriebe gewesen, die Raketen, Sprengsätze, Treibstoff und Drohnen für die ukrainischen Streitkräfte herstellten. "Alle bestimmten Objekte wurden getroffen", teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Aus der Ukraine gab es - wie immer - keine Angaben zu den Schäden im militärischen Bereich.

303 Gefangene bei letzter Etappe ausgetauscht

Ein Lichtblick für die Ukraine war indes die über drei Tage seit Freitag gestreckte Freilassung von 1.000 Menschen aus russischer Gefangenschaft. Beide Seiten übergaben am Sonntag noch einmal jeweils 303 Gefangene. Einige waren bereits seit 2022 in Gefangenschaft.

Fotos und Videos zeigten die Freigelassenen voller Freude. Viele von ihnen wirkten abgemagert, einige hatten kahlgeschorenen Köpfe. Die Männer, die ukrainische Flaggen als Umhänge trugen, umarmten sich und ihre Frauen, manche wurden bei Telefonaten mit ihren Angehörigen gezeigt. Viele brachen vor Glück und Erleichterung in Tränen aus, als sie die vertrauten Stimmen hörten. 

Selenskyj will alle Gefangenen zurückholen

Unter den Freigelassenen seien Soldaten, Angehörige der Nationalgarde und des Grenzschutzes, sagte Selenskyj. Nun müssten auch alle anderen Gefangenen freikommen. "Natürlich ist das keine einfache Aufgabe, aber sie muss erfüllt werden", sagte der Präsident.

Russland und die Ukraine haben jeweils 1.000 Gefangene freigelassen.
Russland und die Ukraine haben jeweils 1.000 Gefangene freigelassen. Bild: Uncredited/Rusian Defense Ministry Press Service/AP/dpa

Der jüngste Austausch war am 16. Mai bei Gesprächen in Istanbul vereinbart worden. Er blieb das einzige konkrete Ergebnis der ersten direkten russisch-ukrainischen Verhandlungen seit 2022, auf die vor allem US-Präsident Donald Trump gedrängt hatte. 

Russland kündigt Memorandum zur Konfliktlösung an

Russland habe insgesamt 880 Soldaten und 120 Zivilisten zurückerhalten, sagte der russische Vize-Verteidigungsminister Alexander Fomin. "Wir zählen darauf, dass der auf Initiative Russlands durchgeführte umfangreiche Austausch von Gefangenen dazu beitragen wird, eine günstige Atmosphäre für die Erörterung der Bedingungen für eine friedliche Beilegung der Krise in der Ukraine zu schaffen", sagte er.

Ob und wenn ja, wann und wo die nächsten direkten Verhandlungen über eine Waffenruhe und ein Ende des Krieges stattfinden, ist weiter unklar. Russland hatte zuletzt mehrfach angekündigt, nach dem Abschluss des Gefangenenaustauschs eine Absichtserklärung für die Lösung des Konflikts zu überreichen. Selenskyj zeigt sich derweil bereit zu einer diplomatischen Lösung. Zugleich lehnt er einen von Moskau geforderten Rückzug der ukrainischen Truppen aus den Gebieten Saporischschja, Cherson, Luhansk und Donezk ab. Russland sieht diese Regionen bereits als sein Staatsgebiet an. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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