QR Code
Jetzt App herunterladen!
Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen
Luxon sprach von einem "traurigen Tag in Neuseeland".
Luxon sprach von einem "traurigen Tag in Neuseeland". Bild: Robert Kitchin/Stuff/AP/dpa
Welt

Neuseelands Premier entschuldigt sich bei Missbrauchsopfern

Jahrzehntelang wurden Kinder in neuseeländischen Pflegeeinrichtungen brutal missbraucht. Ein Bericht brachte die furchtbare Wahrheit ans Licht. Der Premier entschuldigt sich - und der Papst?

Wellington.

Im Juli hatte eine Untersuchungskommission zu Missbrauch in Pflegeeinrichtungen in Neuseeland nach mehrjährigen Untersuchungen einen schockierenden Bericht vorgelegt. Jetzt hat sich Ministerpräsident Christopher Luxon öffentlich im Parlament bei den Opfern entschuldigt. 

Dem Bericht der Royal Commission of Inquiry zufolge wurden zwischen 1950 und 1999 rund 200.000 Kinder, Jugendliche und schutzbedürftige Erwachsene in staatlichen, vor allem aber religiösen Betreuungseinrichtungen Opfer körperlicher und sexueller Gewalt. 

Damit erlitt fast jeder Dritte Schutzbefohlene irgendeine Form von Missbrauch. Die Rede ist unter anderem von Vergewaltigungen, Elektroschocks und Sterilisation. Besonders betroffen waren neben Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen vor allem indigene Maori. Um das Ausmaß zu verstehen: Das Land hat heute gerade einmal fünf Millionen Einwohner.

"Dies ist ein bedeutsamer und trauriger Tag in Neuseeland", sagte Luxon. "Heute entschuldige ich mich im Namen der Regierung bei allen, die in Pflegeeinrichtungen Missbrauch, Leid und Vernachlässigung erlitten haben." Es tue ihm sehr leid, dass man den Opfern anfangs nicht geglaubt habe. "Es tut mir leid, dass viele Unbeteiligte – Mitarbeiter, Freiwillige und Pflegekräfte – weggeschaut und den Missbrauch nicht gestoppt oder gemeldet haben." 

Entschuldigung des Papstes gefordert

Die sechsjährige öffentliche Untersuchung gilt als die größte, längste und komplexeste, die jemals in Neuseeland durchgeführt wurde. Dabei sammelte die Kommission Beweise und Aussagen von mehr als 2.400 Überlebenden und gab zudem 138 Empfehlungen ab. Unter anderem forderte sie öffentliche Entschuldigungen des Papstes und des Erzbischofs von Canterbury – den Oberhäuptern der katholischen und der anglikanischen Kirche. 

Die Royal Commission of Inquiry forderte auch eine Entschuldigung des Papstes. (Archivbild)
Die Royal Commission of Inquiry forderte auch eine Entschuldigung des Papstes. (Archivbild) Bild: Andrew Medichini/AP/dpa

Als Teil ihrer Entschuldigung will die neuseeländische Regierung neue Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit in der staatlichen Pflege einführen und Denkmäler zu Ehren nachgewiesener Täter entfernen. Bereits im Juli hatte Luxon Entschädigungszahlungen angekündigt. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
Das könnte Sie auch interessieren
19.11.2024
3 min.
Zehntausende bei Maori-Protesten in Neuseeland
Viele Maori in Neuseeland haben ihrer Traditionen und Bräuche bewahrt. Berühmt ist etwa der rituelle Tanz "Haka".
Ein Gesetzesentwurf, der die Rechte der indigenen Maori verändern könnte, hat in Neuseeland politische Spannungen ausgelöst. Gegen den Entwurf sind nun Zehntausende auf die Straße gegangen.
04.12.2024
4 min.
Tür an Tür mit der Chemnitzer Stadtspitze: Langjährige Bürgermeister-Sekretärin geht in den Ruhestand
Ihr Name steht noch am Türschild: Beruflich wird Elke Kunz das Büro im Bürgerhaus am Wall aber nicht mehr betreten.
In ihren rund 40 Berufsjahren in der Stadtverwaltung hat Elke Kunz viele Bürgermeister hautnah erlebt. Mit einem war sie jüngst sogar im Urlaub.
Jürgen Werner
06.12.2024
5 min.
EU und Mercosur wollen Weg für riesige Freihandelszone ebnen
Die europäische Autoindustrie hofft auf einen besseren Marktzugang in Südamerika. (Archivbild)
Zwischen Europa und Südamerika sollen Zölle abgebaut und Geschäfte angekurbelt werden. Firmen hoffen auf neue Märkte und steigende Umsätze. Bauern und Umweltschützer sehen den Vertrag kritisch.
Denis Düttmann und Ansgar Haase, dpa
06.12.2024
2 min.
Heute wird das "Wort des Jahres" verkündet
Die Gesellschaft für deutsche Sprache will mit ihrer Liste der "Wörter des Jahres" wieder den Nerv der Zeit treffen. (Symbolbild)
Was haben "Krisenmodus", "Teuro" und "heiße Höschen" gemeinsam? Alle drei Begriffe hat die Gesellschaft für deutsche Sprache schon zu "Wörtern des Jahres" gekürt. Nun blickt sie auf 2024.
27.11.2024
3 min.
IStGH-Chefankläger will Haftbefehl gegen Myanmars Junta-Chef
General Min Aung Hlaing regiert Myanmar mit eiserner Hand. (Archivbild)
Mit brutaler Gewalt gehen Myanmars Machthaber seit Jahren gegen die Rohingya-Minderheit vor. Der Chefankläger des Internationalen Strafgerichts ermittelt. Er zielt auf die Spitze der Militärs.
05.12.2024
4 min.
Erzgebirge: Der Jäger und ein Schatz - Geheime Kammer in 40 Meter Tiefe gefunden
Der österreichische Journalist Burkhart List vermutet geraubte Kunstwerke in einem Stollen bei Deutschkatharinenberg. Elektromagnetische Messungen deuten auf eine große Kammer im Untergrund.
Ein Journalist will nach langer Recherche kurz davor stehen, mitten im Erzgebirge das verschollene Beutedepot eines historischen Kunstraubes zu heben. Doch dazu fehlt ihm noch die Erlaubnis.
Joseph Wenzel
Mehr Artikel