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Papst Leo nutzt Amtseinführung zu Kapitalismus-Kritik

Auf dem Petersplatz wird der neue Pontifex feierlich in sein Amt eingeführt. Rund 200.000 Menschen jubeln dem US-Amerikaner zu. Nicht alles, was er sagt, dürfte seinem Landsmann Donald Trump gefallen.

Rom.

Der neue Papst Leo XIV. hat die feierliche Messe zu seiner Amtseinführung zu deutlicher Kritik am Kapitalismus genutzt. In seiner ersten Predigt vor etwa 200.000 Menschen auf dem Petersplatz beklagte das neue Oberhaupt der katholischen Kirche, die Ärmsten der Welt dürften nicht noch weiter an den Rand gedrängt werden. Zugleich mahnte er zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit Natur und Umwelt. 

Als einen der ersten Staatsgäste empfing der 69-Jährige den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zur Audienz. Für US-Vizepräsident JD Vance hatte der erste Papst mit amerikanischer Staatsbürgerschaft dagegen zunächst keine Zeit.

Papst Leo XIV. ist auf dem Petersplatz feierlich in sein Amt eingeführt worden.
Papst Leo XIV. ist auf dem Petersplatz feierlich in sein Amt eingeführt worden. Bild: Michael Kappeler/dpa

Der bisherige Kardinal Robert Francis Prevost war vor eineinhalb Wochen überraschend schnell zum Nachfolger von Papst Franziskus gewählt worden: Das Konklave dauerte nicht einmal 24 Stunden. Am Sonntag bekam Leo alle Insignien seines Amtes, auch den Fischerring. Damit wird an den Apostel und ersten Papst Petrus erinnert, der Fischer war. Der katholischen Lehre zufolge soll Leo als Stellvertreter Christi auf Erden als "Menschenfischer" wirken.

Papst mahnt: Ärmste nicht noch weiter an Rand drängen

Der US-Amerikaner machte in seiner Predigt deutlich, dass er sich in der Linie seines argentinischen Vorgängers Franziskus sieht, der sich besonders für Menschen am Rande der Gesellschaft eingesetzt hat. Wörtlich sagte Papst Leo: "In unserer Zeit erleben wir noch immer zu viel Zwietracht, zu viele Wunden, die durch Hass, Gewalt, Vorurteile, Angst vor dem Anderen und durch ein Wirtschaftsmodell verursacht werden, das die Ressourcen der Erde ausbeutet und die Ärmsten an den Rand drängt."

Papst Leo XIV. ist auf dem Petersplatz feierlich in sein Amt eingeführt worden.
Papst Leo XIV. ist auf dem Petersplatz feierlich in sein Amt eingeführt worden. Bild: Andrew Medichini/AP/dpa

Damit nahm er explizit andere Positionen ein als US-Präsident Donald Trump, der nach seinem Besuch bei der Trauerfeier für Franziskus auf eine neue Reise in den Vatikan verzichtete. 

Für Deutschland waren Bundeskanzler Friedrich Merz und Vizekanzler Lars Klingbeil (SPD) dabei. Der CDU-Chef sagte zu Leos Kapitalismuskritik, es gehöre zu den "ureigensten Aufgaben" des Papstes, auf solche Fragen aufmerksam zu machen. "Ich fühle mich in dem, was wir soziale Marktwirtschaft in Deutschland nennen, damit nur sehr begrenzt angesprochen."

"Komme mit Furcht und Zittern zu Euch"

In seiner auf Italienisch gehaltenen Predigt zeigte sich Leo demütig. "Ich wurde ohne jegliches Verdienst ausgewählt und komme mit Furcht und Zittern zu Euch", bekannte er. Aus seiner Zeit als Missionar und Bischof in Peru hat Leo auch die Staatsbürgerschaft des südamerikanischen Landes. Perus Präsidentin Dina Boluarte war ebenfalls unter den Ehrengästen. 

Mit US-Vize Vance wird es vermutlich am Montag noch ein Treffen geben. Als Kardinal hatte Leo den Umgang der US-Regierung mit Migranten offen kritisiert. Der Trump-Stellvertreter, der 2019 zum katholischen Glauben übergetreten war, war der letzte ausländische Besucher bei Papst Franziskus. Am Tag nach dem Treffen, dem Ostermontag, starb der Argentinier mit 88 Jahren. 

Wieder ein Appell für Frieden weltweit

Nachfolger Leo hob als größten Wunsch die Einheit der Kirche hervor: "Liebe Brüder und Schwestern, ich würde mir wünschen, dass dies unser erstes großes Verlangen ist: eine geeinte Kirche." Damit spielte er auf die Richtungskämpfe innerhalb der katholischen Weltkirche zwischen Reformern und Konservativen an. 

Leo selbst gilt als Brückenbauer (wörtlich: Pontifex), der zwischen den Lagern vermitteln kann. Zur eigenen Rolle und der Rolle der Kirche meinte er: "Es geht niemals darum, andere durch Zwang, religiöse Propaganda oder Machtmittel zu vereinnahmen, sondern immer und ausschließlich darum, so zu lieben, wie Jesus es getan hat." Ausdrücklich mahnte er wieder Frieden im Gazastreifen, in Myanmar und in der Ukraine an. 

Umarmung mit dem Bruder

Vor Beginn der Messe hatte der neue Papst erstmals eine Runde im Papamobil durch die Menschenmenge auf dem Petersplatz gedreht. Im Unterschied zu Franziskus, der sich gegen Ende seiner Amtszeit meist sitzen blieb, stand er aufrecht. In der Menge waren zahlreiche US-Flaggen zu sehen, aber auch peruanische Fahnen. Nach der Amtseinführung begrüßte er die zahlreichen Ehrengäste mit Handschlag. Einen seiner Brüder, der eigens aus den USA angereist war, begrüßte er über alle Grenzen des Protokolls hinweg mit einer Umarmung.

Bad in der Menge: Papst Leo.
Bad in der Menge: Papst Leo. Bild: Michael Kappeler/dpa

Leo ist der 267. Papst in zwei Jahrtausenden Kirchengeschichte. Der katholischen Glaubenslehre zufolge ist er Nachfolger des Apostels Petrus und Stellvertreter von Jesus Christus auf Erden. Zudem ist er Bischof von Rom, Primas von Italien und Staatsoberhaupt des Vatikans. Große weltliche Macht hat er nicht. Er ist aber für viele Menschen eine moralische Autorität. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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