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Klimagipfel: Reiche Staaten sollen 1.000 Milliarden zahlen

Im Kampf gegen die Klimakrise geht es darum, die Erde nicht weiter mit Treibhausgasen aufzuheizen. Doch dafür ist viel Geld notwendig. In Baku geht es um kaum vorstellbare Summen.

Baku.

Zu Beginn der Weltklimakonferenz in Aserbaidschan sehen sich reiche Länder wie Deutschland mit Geldforderungen in schwindelerregender Höhe konfrontiert. Mindestens 1.000 Milliarden US-Dollar pro Jahr erwarten allein die 45 ärmsten Entwicklungsländer von den Industriestaaten, um die Erderhitzung einzudämmen und ihre fatalen Folgen abzumildern. Klima-Staatssekretärin Jennifer Morgan sagte dazu in Baku, Deutschland stelle sich grundsätzlich der Verantwortung. Doch müssten alle Staaten zahlen, "die es sich leisten können". 

Aus EU-Sicht stehen unter anderem China und die reichen Golfstaaten in der Pflicht, Klimahilfen zu zahlen. Nach der jahrzehntealten UN-Logik sind sie aber als Empfängerländer eingestuft.

Wahlsieg von Trump überschattet Verhandlungen

Knapp 200 Staaten beraten in der Ex-Sowjetrepublik zwei Wochen lang über die Eindämmung der Klimakrise und die Abfederung ihrer Folgen - also häufigere und heftigere Überschwemmungen wie jüngst in Spanien und Westafrika, verheerende Wirbelstürme wie an der US-Küste oder gesundheitsgefährdenden Hitzewellen wie in Südeuropa. 

Überschattet wird der Gipfel vom Wahlsieg Donald Trumps. Der designierte US-Präsident hat schon angekündigt, aus dem zentralen Klima-Abkommen von Paris auszusteigen und den Klimaschutz in seinem Land zurückzudrehen, um die Öl- und Gasförderung zu erleichtern.

Vergangene zehn Jahre die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen

Gleich zum Auftakt der zweiwöchigen Mammutkonferenz COP29 in Aserbaidschan rief die Weltwetterorganisation die "Alarmstufe Rot" aus: Die vergangenen zehn Jahre seien die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen. UN-Generalsekretär António Guterres warnte, die drohende Klimakatastrophe gefährde die Gesundheit von Millionen Menschen, vergrößere die Ungleichheiten und erschüttere so die Grundlagen des Friedens. "Die Schwächsten sind am stärksten betroffen."

"Wann legt ihr Geld auf den Tisch?"

Auch Umweltorganisationen erwarten, dass die reichen Industriestaaten jährlich mindestens eine Billion US-Dollar für Entwicklungsländer mobilisieren - zehnmal mehr als die aktuell zugesagten 100 Milliarden pro Jahr. Zur Finanzierung schlagen Klimaaktivisten Vermögenssteuern für Reiche oder Abgaben auf die Förderung von Kohle, Öl und Gas vor. Die Chefin des Climate Action Network (CAN), Tasneem Essop, kritisierte die zögerliche Haltung der Geberländer: "Zu dieser Konferenz zu kommen und zu sagen, dass sie nicht über das Geld verfügen, ist inakzeptabel." CAN vereint weltweit Hunderte Klimaorganisationen. 

Die deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer von Fridays for Future sagte in Baku: "Der größte der Teil der Welt guckt auf Länder wie Deutschland und fragt: Wann legt ihr Geld auf den Tisch?" Oxfam Australien machte darauf aufmerksam, dass allein die Zahl der von Klimakatastrophen im Pazifik betroffenen Menschen im letzten Jahrzehnt im Durchschnitt um 700 Prozent gestiegen ist.

Nach der ersten Plenumssitzung auf dem Gelände rund um das Olympiastadion folgen am Dienstag und Mittwoch Reden Dutzender Staats- und Regierungschefs. Kanzler Olaf Scholz (SPD) hat seine Reise zur Klimakonferenz nach dem Aus für seine Ampel-Regierung abgesagt. Ebenfalls nicht da: Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron, EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und Brasiliens Präsident Lula da Silva - von Noch-US-Präsident Joe Biden und dem chinesischen Staatschef Xi Jinping ganz zu schweigen. 

Das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen

Der Handlungsdruck ist groß: In diesem Jahr hat sich der Planet erstmals um mehr als 1,5 Grad aufgeheizt im Vergleich zur vorindustriellen Zeit - es wird nach Berechnungen des EU-Klimadienstes wohl das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Das 2015 auf der Pariser Klimakonferenz vereinbarte Ziel, die Erhitzung möglichst auf 1,5 Grad zu deckeln, gilt aber noch nicht als verfehlt, denn dafür sind längerfristige Durchschnittswerte maßgeblich. Aber: Selbst wenn alle Klimaschutzpläne der Staaten wirklich umgesetzt werden, steuert der Planet bis zur Jahrhundertwende auf eine Erhitzung um 2,6 bis 3,1 Grad zu - was erhebliche Teile der Welt unbewohnbar machen würde. (dpa)

© Copyright dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
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