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UN warnen vor Eskalation im Sudan - Gräueltaten befürchtet

Die Großstadt El Fascher in Darfur ist nach dem Rückzug der Armee unter der Kontrolle der Miliz RSF. Es wird befürchtet, dass der Bevölkerung Gewalt und ethnisch motivierte Vertreibung drohen.

Khartum/New York.

Nach der Einnahme der letzten von der sudanesischen Regierung kontrollierten Großstadt in der Region Darfur durch eine Miliz warnen die Vereinten Nationen vor einer weiteren militärischen Eskalation. UN-Generalsekretär António Guterres forderte die RSF-Miliz und die sudanesischen Streitkräfte zu Verhandlungen auf. Die Bundesregierung zeigte sich erschüttert und forderte ein sofortiges Ende der Gewalt. Die UN beschreiben die Lage in dem Land als die größte humanitäre Krise der Welt.

Die sudanesische Armee hatte am Montag bestätigt, sich aus El Fascher, der Hauptstadt des Bundesstaats Nord Darfur, zurückgezogen zu haben. In der Stadt leben nach UN-Schätzungen noch bis zu 300.000 Menschen. Es wird befürchtet, dass den Menschen in der Stadt durch die RSF schwere Gewalttaten, Tötungen, Folter und Vergewaltigungen sowie ethnische motivierte Vertreibung drohen. El Fascher war seit anderthalb Jahren von der Miliz belagert worden. 

Guterres zutiefst besorgt

Guterres sagte nach Angaben seines Sprechers Stéphane Dujarric, die sudanesischen Streitkräfte und die RSF-Miliz müssten unverzüglich mit seinem persönlichen Gesandten für den Sudan, Ramtane Lamamra, in Kontakt treten und rasche Schritte in Richtung einer Verhandlungslösung unternehmen. Er sei zutiefst besorgt über die jüngste militärische Eskalation im Sudan und verurteile berichtete Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht. 

Guterres fordert Verhandlungen (Archivbild)
Guterres fordert Verhandlungen (Archivbild) Bild: Salvatore Di Nolfi/Keystone/dpa

Guterres sei zudem zutiefst alarmiert darüber, dass weiterhin Waffen und Kämpfer in den Sudan gelangten und damit die ohnehin schon verzweifelte Lage im Land weiter verschärften, sagte Dujarric weiter. Dies müsse unverzüglich beendet werden. Humanitäre Hilfe für die bedürftigen Zivilisten müsse schnell und ungehindert geliefert werden können. Seit mehr als achtzehn Monaten seien El Fascher und die umliegenden Gebiete in Darfur ein Epizentrum des Leids. Täglich forderten Unterernährung, Krankheiten und Gewalt Menschenleben.

Auswärtiges Amt erschüttert

Das Auswärtige Amt teilte auf der Plattform X mit: "Wir sind erschüttert über die Berichte aus El Fasher, Sudan." Kämpfer der RSF seien tief in die Stadt vorgedrungen und töteten wahllos Zivilisten. "Das muss sofort aufhören", hieß es weiter. Die RSF hätten öffentlich zugesagt, Zivilisten schützen wollen. "Sie werden sich für diese Taten verantworten müssen."

UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk sagte: "Das Risiko weiterer groß angelegter, ethnisch motivierter Verstöße und Gräueltaten in El Fascher steigt von Tag zu Tag." Es müssten dringend konkrete Maßnahmen ergriffen werden, um den Schutz der Zivilbevölkerung zu gewährleisten. 

Berichte über willkürliche Hinrichtungen mehren sich

Die Paramiliz hatte bereits am Sonntag zuerst die Einnahme des Armeepostens und dann der gesamten Stadt verkündet. Dem UN-Menschenrechtsrat zufolge mehren sich die Berichte, wonach die Miliz willkürliche Hinrichtungen in El Fascher durchführt. Die Kämpfe hatten in den vergangenen Wochen zu erhöhten Flüchtlingsströmen geführt. Tausende Vertriebene waren nach Angaben von Hilfsorganisationen aus der Stadt in umliegende Gebiete geflohen.

Die Miliz hat die letzte Stadt, die unter Kontrolle der sudanesischen Armee stand, erobert.
Die Miliz hat die letzte Stadt, die unter Kontrolle der sudanesischen Armee stand, erobert. Bild: Planet Labs PBC/Planet Labs PBC/AP/dpa

Im Sudan herrscht seit April 2023 ein brutaler Machtkampf zwischen De-facto-Machthaber Abdel-Fattah al-Burhan und seinem einstigen Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo, der die RSF kommandiert. Während die Armee zwischenzeitlich die Hauptstadt Khartum zurückerobern konnte, hat die RSF-Miliz ihre Kontrolle über die Region Darfur an der Grenze zum Tschad verfestigt. Beobachter fürchten eine dauerhafte Spaltung des Landes. 

Die RSF ist aus arabischen Reitermilizen hervorgegangen, denen vorgeworfen wird, vor gut 20 Jahren für einen Genozid an nichtarabischen Bevölkerungsgruppen in Darfur mit bis zu 300.000 Toten verantwortlich zu sein. Damals kämpften sie noch gemeinsam mit der sudanesischen Armee. 

Für den aktuellen Bürgerkrieg seit 2023 gibt es keine belastbaren Opferzahlen, nach einer von den USA zitierten Schätzung könnten aber bis zu 150.000 Menschen ums Leben gekommen sein. Mehr als zwölf Millionen Menschen sind auf der Flucht. Mehr als 26 Millionen Menschen, etwa die Hälfte der Bevölkerung, sind von Hunger bedroht. (dpa)

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